Es wird besser in Katar, aber es ist längst noch nicht alles gut. So lassen sich die Stellungnahmen der Sachverständigen zusammenfassen, die sich im Sportausschuss zu Wort meldeten. Wegen Menschenrechtsverletzungen steht der Wüstenstaat international in der Kritik. Allen voran das so genannte Kafala-System, das Hunderttausende von Arbeitsmigranten aus Asien fest an Arbeitgeber in Katar bindet. Mindestlohn, leichterer Zugang zur Arbeitsgerichtsbarkeit, Maßnahmen zum Hitzeschutz: Katja Müller-Fahlbusch von Amnesty International berichtete von ersten positiven Entwicklungen.
„Insgesamt erkennen wir an, dass die katarische Regierung zentrale Reformen angestoßen hat, die katarische Regierung selbst sagt ja, sie hat das Kafala-System, also dieses Vormundschaftssystem beendet, da gehen wir nicht mit, diese Einschätzung teilen wir nicht, wir sehen Reformen des Kafala-Systems, wir sehen aber keine Auflösung des Kafala-Systems, und zwar insbesondere weil ein zentrales Element dieses Kafala-Systems, nämlich das strukturelle Macht-Ungleichgewicht zwischen Arbeitgebern und Arbeitsmigrantinnen nicht aufgelöst wurde, nicht angegangen wurde.“
Dennoch erkennt die Amnesty-Expertin für die Region die Reformbemühungen des Emirats an.
„Denn das Kafala-System gilt ja nicht nur in Katar, es gilt in vielen Ländern der Golfregion, aber auch darüber hinaus des Nahen Ostens, und da ist Katar tatsächlich das einzige Land, das solche Reformen angestoßen hat, auch das gehört zur Geschichte mit dazu.“
„Denn das Kafala-System gilt ja nicht nur in Katar, es gilt in vielen Ländern der Golfregion, aber auch darüber hinaus des Nahen Ostens, und da ist Katar tatsächlich das einzige Land, das solche Reformen angestoßen hat, auch das gehört zur Geschichte mit dazu.“
Aber wie weit wird Katar mit den Reformbestrebungen gekommen sein, wenn im Winter die Fußball-WM über die Bühne geht? Und vor allem: was passiert, wenn die WM vorbei ist? Der Deutsche Fußballbund setzt auf Dialog statt Boykott. Gemeinsam mit anderen Verbänden der UEFA, so DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich, wird er versuchen, Nichtregierungs- und Wanderarbeiterorganisationen vor Ort zu unterstützen.
„Uns ist wichtig, dass aus unserer Sicht ein Boykott nicht hilfreich ist, aus unserer Position heraus, der teilnehmenden Verbände, sondern dass es wichtiger ist, mit gemeinsamer Stimme, mit gemeinsamen Fragestellungen vor Ort Dinge voran zu bewegen und insbesondere den Menschen vor Ort zu helfen, denn darum geht es ja schlussendlich.“
Offen ist allerdings, ob sich der DFB auch an finanziellen Entschädigungen beteiligen wird – für die Hinterbliebenen der wegen der Menschenrechtsverstöße gestorbenen Arbeiter. Hier müsse zunächst einmal die FIFA vorlegen, findet Heike Ullrich.
Im Herbst, vor Beginn des WM-Turniers, ist geplant, dass DFB-Präsident Bernd Neuendorf gemeinsam mit der für Sport zuständigen Bundesinnenministerin Nancy Faeser Katar besuchen wird.