Archiv

Sportausschuss zur Bundesliga
Deutsche Fußball Liga überzeugt nicht alle Politiker

Die Deutsche Fußball Liga hat im Sportausschuss des Bundestages ihr Hygienekonzept präsentiert. Kritik an der Sonderrolle der Bundesliga gab es vor allem von den Grünen und der Linke. Die Union hingegen begrüßte die Entscheidung von Kanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsident:innen.

Von Robert Kempe |
Das Bild ist vom Besucherrang aus gemacht; man sieht unten die Teilnehmer an halbrunden Tischen und oben Zuschauer auf der Tribüne. Von der Decke hängt eine viereckige Digitaluhr herab.
03.04.2019, Berlin: Teilnehmer und Besucher im Sitzungssaal des Sportausschusses des Deutschen Bundestages im Paul-Löbe-Haus. (Christoph Soeder/dpa)
Per Videokonferenz ließen sich die Parlamentarier über das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga informieren. Nicht alle Politiker konnte die DFL überzeugen. Dass der Profifußball ab Mitte Mai den Ligabetrieb aufnehmen darf, sieht die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Monika Lazar kritisch, vor allem die hohe Anzahl der vorgesehen Corona-Tests gegenüber anderen Berufsgruppen:
"Deshalb habe ich schon die Befürchtung, dass auch da der Profifußball eine Sonderrolle hat und insbesondere im Gesundheitswesen und dann finde ich auch noch besonders im Pflegebereich, wo immer noch viel zu wenig getestet wird, dass dort die Betroffenen, die dort arbeiten, und die wirklich gefährdeten Gruppen und die kranken Personen betreuen, dass die einfach sagen ‚Ja, der Fußball hat genug Testmöglichkeiten und wir nicht’."
Linke fordert Solidarfonds
Unterstützung erhält Lazar von Linkenpolitiker André Hahn. Dass zuerst der Profifußball den Wettbewerb aufnehmen darf, zeige, dass es zuvorderst um wirtschaftliche Interessen gehe. Von der Deutschen Fußball Liga fordert Hahn, "dass ein Drittel der Fernsehgelder, die jetzt zur Auszahlung kommen, für die Fußball-Bundesliga in einen Solidarfonds geht. Das ist ein dreistelliger Millionenbetrag - und dass dieser zur Verfügung steht, für die unteren Ligen, für die kleinen Vereine, für die dritte Liga, die nicht in der Lage ist, ohne Zuschauer klarzukommen. Das wäre ein Zeichen der superreichen Vereine, dass sie mit dem Breitensport, mit den Amateursport im Fußballbereich auch solidarisch sind."
Union begrüßt Entscheidung
Die Union begrüßt die Entscheidung von Kanzlerin und Ministerpräsident:innen. Das Konzept sei teuer, so Eberhard Gienger, doch so lange es keinen Impfstoff gebe, könne es als Blaupause für andere Sportarten dienen, den Wettbewerb wieder aufzunehmen. Gienger regt nun an, die Sportförderung zu erhöhen:

"Ich denke, dass in Kontaktsportarten, Ringen, Boxen und dergleichen ist ja nun der direkte Kontakt gefragt. Und hier müssen unter Umständen dann Wege gefunden werden, wie man die Kosten regeln kann. Unter Umständen ist das dann vielleicht für die Zukunft ein neuer Posten, den man im Finanzgefüge der einzelnen Verbände auftun muss."

Trotz der heutigen Lockerungen: Die Ungewissheit für viele Sportarten bleibt. Denn wann wieder Wettbewerbe stattfinden können, entscheiden die Bundesländer – abhängig vom Infektionsgeschehen.