Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar steht bevor und es ist schon viel gesagt worden zum Gastgeber, den Menschenrechtsverletzungen und vielen Toten auf den Baustellen sowie der erdrückend schlechten Klimabilanz dieses Turniers.
In dem Buch "Das rebellische Spiel. Die Macht des Fußballs im Nahen Osten und die Katar –WM" weiten die beiden Herausgeber Jan Busse und René Wildangel den Blick auf die gesamte Region.
In Katar hat Fußball keine große Tradition
Anders als Katar gibt es in Ägypten, Algerien oder im Iran eine Fußballtradition und große Begeisterung für das Spiel.
Für Katar ist es dagegen vielmehr eine geopolitische Entscheidung, die WM auszutragen und sich mit einem umfassenden Netzwerk auch im Sport zu schützen gegen die größeren und keineswegs immer freundlich gesinnten Nachbarstaaten.
Hat Katar mit der WM sein Ziel erreicht, obwohl das Image des Landes verbunden ist mit Menschenrechtsverletzungen? Weitgehend ja, sagt René Wildangel im Autorengespräch.
Deutschland will Gas aus Katar
Dass Deutschland durch den russischen Krieg in der Ukraine und das ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland eine ganz andere Abhängigkeit zu Katar hat, wirke sich nun auch auf die WM aus. Auch wenn Katar als vergleichsweise weniger problematischer Handelspartner gilt, müssten für Sportgroßereignisse objektive Standards gelten. Entweder würden sie eingehalten oder das Sportevent dürfe in dem jeweiligen Land nicht stattfinden. Aber so einen Hebel, damit auch Dinge zu verändern, würden von der FIFA nicht genutzt.
Die Region habe aber eine Fußball-WM verdient, gerade weil auch so viel Fußballkultur in einigen Ländern gelebt wird. Ein idealer Ort wäre der Iran in einer postislamischen und demokratischen Republik. Aber das sei momentan ein Traum für die Zukunft.
Die wechselvolle Geschichte des Fußballs von Fußball und Politik im Iran zeigt sich ganz eindrucksvoll in den Jahren vor der islamischen Revolution, als der Iran nach der erfolgreichen Austragung der Asienspiele 1974 erwog, sich für die Olympischen Spiele 1984 zu bewerben.
In diesen Jahren blühte auch der Frauenfußball auf. So war die Frauenmannschaft von Persepolis 1972 abgebildet in der Zeitschrift „Kayhan Sports".
Die außenpolitischen Ziele des Emirats Katar, die WM auszutragen und damit ein wichtiges Netzwerk auszubauen, sind genannt. Längst nutzen auch andere arabische Länder den Sport und insbesondere den Fußball für ihre Zwecke. So hat Abu Dhabi unglaubliche Summen in den Fußball investiert, darunter in den aktuellen Meister der englischen Premier League Manchester City.
Trotzdem hat es lange gebraucht, bis Manchester City mit dem vielen Geld auch erfolgreich wurde. In einem Zeitraum über mehr als zehn Jahre flossen insgesamt Milliarden in den Klub. Tobias Escher hat sich in seinem Buch „Was Teams erfolgreich macht“ mehrere Vereine angeschaut, was deren Erfolgsformeln sind. Warum hat es bei Manchester City so lange gedauert?
Tobias Escher „Was Teams erfolgreich macht“
Dass es ein Mythos ist, dass der Fußball unpolitisch ist, das ist der Leitgedanke des Buches von Klaus-Dieter Stork und Jonas Wollenhaupt mit dem Titel „Links kickt besser.“
Wollenhaupt erklärt im Autorengespräch warum aus seiner Sicht der politisch linke Fußball der bessere ist. Ein Beispiel im Buch ist die Geschichte von Fußballlegende Socrates und den Umwälzungen des Fußballs in Brasilien in den 80er Jahren, die Demokratisierung bei den Corinthians.
Die beiden Autoren haben einen bedeutenden Teil auch dem Fußball der Frauen und seiner wechselhaften Geschichte, insbesondere das Widerständige gewidmet. Die Erkenntnisse aus dieser Recherche hätten ihn am meisten erstaunt, erklärt Wollenhaupt.
Frauenfußball wächst
Ein Blick in die Kinder- und Jugendbuchliteratur zeigt eine bemerkenswerte Entwicklung. Noch vor wenigen Jahren war Fußball eine klare Jungens-Angelegenheit, die Geschichten drehten sich zumeist um junge Protagonisten und ihrem Traum von einer Fußball-Karriere oder den sozialen Werten des gemeinsamen Spiels der Jungs auf dem Bolzplatz.
Die Perspektive Fußball-spielender Mädchen gab es kaum und wenn doch, war es eingebettet in das Bild einer Familie, in der die Mama keine Ahnung hat, und der Papa oder dem Bruder die Fußball-Kompetenz zugesprochen wird.
Inzwischen gibt es eine Reihe Titel, die ein grundsätzliches anderes Bild vermitteln. So sind junge Mädchen die sportlichen Heldinnen, die sich gegen Widerstände durchsetzen.
"Der Himmel über dem Platz"
Wie die 13 Jahre alte Jolanda im Jugendroman „Der Himmel über dem Platz“ von Martina Wildner. Jo, wie Jolanda von allen genannt wird, ist ein großes Fußballtalent. Der Verband hat ihr geraten, sich in einer Jungenmannschaft weiterzuentwickeln. Also wird gewechselt.
Aber der Weg ist steinig, sie wird bei den Jungs von Blau-Weiß keineswegs mit offenen Armen aufgenommen und die Ambitionen ihres Vaters sind nicht gerade hilfreich. Manches Mal sehnt sie sich zurück zu ihrem Mädchenteam.
Autorin Martina Wildner gelingt in dem Jugendroman die Charaktere und ihr Umfeld so zu zeichnen, dass sich junge Leserinnen und Leser sehr gut einfühlen können in die Lebenswelt der Teenagerin, die aus noch mehr besteht als Fußball. Und ausgerechnet der verhasste Nachbar entpuppt sich als großer Motivator. Der Himmel über dem Platz ist zudem ein realistisches Bild von den oftmals überhitzten Diskussionen an den Spielfeldrändern.
Hörbücher für fußballbegeisterte Mädchen
Der Jumbo-Verlag hat mehrere Titel mit fußballbegeisterten Mädchen als Hörbücher produziert. Darunter „Zwillinge im Doppelpass“ – nicht Ulf, sondern seine Zwillingsschwester Kathi ist diejenige, die alle mitreißt, als sie im städtischen Fußballturnier gegen die vierten Klassen der anderen Schulen antreten. Die Hoffnungen sind nicht sehr groß, Ulf ist kein großes Talent im Tor und ganz und gar entmutigt nach der 0:9-Klatsche gegen die 4a.
Dass eine Fußballerin in einer Reihe steht mit John Lennon, Marie Curie oder Pelé – das ist auch Ausdruck von Anerkennung fußballerischer Leistung.
Megan Rapinoe als Buchheldin
Diese Ehre wird nun Weltfußballerin Megan Rapinoe zuteil in der Reihe „Little People, Big Dreams", eine Reihe aus dem Insel-Verlag, die Lebensgeschichten beeindruckender Persönlichkeiten in Bilderbüchern skizziert. Die zweifache Weltmeisterin und Olympiasiegerin Megan Rapinoe ist nun auch auf diesen Olymp gehoben worden.
Wenn Spitzensportler oder Ex-Athletinnen und Athleten ein Kinderbuch herausbringen, ist naheliegend, dass es ihnen ein Anliegen ist, dem Nachwuchs die Begeisterung für den Sport und seine Werte zu vermitteln.
Ex-Handball-Nationalspieler und zweifacher Familienvater Pascal Hens hat zusammen mit Kristina Scharmacher-Schreiber eine Geschichte entwickelt, in der der kleine Piet nach einem Umzug in eine neue Stadt Orientierung sucht. Der alte Handball seiner Oma wird zu seinem Bezugspunkt.
Pascal Hens widmet sich dem Handball
Ein bisschen Autobiographisches steckt laut Verlag drin. Das Abenteuer, das Piet mit dem sprechenden Ball erlebt, hat alle Zutaten, die Kinder mit Abenteuer verbinden - Drachen, Wächter, Zauberbaum – und am Ende ist der Ball das sozial Verbindende zu seinem neuen Wohnort und Umfeld.
„Wer den vorletzten Fehler macht, gewinnt“ – sagt Elisabeth Pähtz, Deutschlands beste Schachspielerin. Unter diesem Titel hat sie ein Buch geschrieben, dass Autobiographisches mit einer aktuellen Zustandsbeschreibung der Schwachwelt in Zeiten von Corona und russischem Krieg in der Ukraine sowie einigen Schach-Strategien verbindet.
Mit ihr habe ich in der Küche ihres Frankfurter Verlags gesprochen:
Deutschland beste Schachspielerin Elisabeth Pähtz hat ein Autobiographisches Buch geschrieben und darin auch ihre Einstellung zu den aktuellen Ereignissen aufgeschrieben.
Jan Busse / René Wildangel: "Das rebellische Spiel. Die Macht des Fußballs im Nahen Osten und die Katar -WM" Verlag Die Werkstatt
Klaus-Dieter Stork / Jonas Wollenhaupt: "Links kickt besser. Der Mythos vom unpolitischen Fußball" Westend Verlag
Tobias Escher: "Was Teams erfolgreich macht. Die Formel hinter dem Triumph von Bayern München, Liverpool und Co." rororo Verlag
Martina Wildner: "Der Himmel über dem Platz" Gulliver Verlag
Hubert Schirneck: "Zwillinge im Doppelpass" Jumbo Verlag
Maria Isabel / Sánchez Vegara: Aus der Reihe 'Little People, Big Dreams' Megan Rapinoe, Insel Verlag
Pascal Hens mit Kristina Scharnacher-Schreiber: "Ein Ball für Piet" Edel Kids Books