Olympiasieger aus London im Plausch mit den Medaillen-Hoffnungen der Zukunft. "Gold trifft Goldhoffnung" - auch das ist neuerdings Sportdeutschland.tv. Seit die Sendergruppe ProSiebenSat.1 den Großteil der Plattform übernommen hat, rüstet Geschäftsführer Oliver Beyer auf.
"Für die Plattform bringt das natürlich wunderbare Möglichkeiten, die Sache bekannter zu machen, mehr Leute zu erreichen, mehr Sportfans zu begeistern, auch auf der inhaltlichen Ebene das Angebot zu erweitern und ich denke damit wirklich unser Ziel, Sport in seiner ganzen Vielfalt zu präsentieren, diesem Ziel sehr viel näher zu kommen."
Zwei Millionen Zuschauer im ersten Jahr
Sportdeutschland.tv ist gerade mal gut ein Jahr alt, gegründet vom Deutschen Olympischen Sportbund. Auf zwei Millionen Zuschauer kam sportdeutschland.tv im ersten Jahr. Der Hit: Die Volleyball-Weltmeisterschaft in Polen mit der ersten Medaille für die Männer seit 44 Jahren. Dazu Bundesligen - Volleyball, aber auch Tischtennis. Das ist nicht wirklich massentauglich, hat aber dennoch eine eigene Fan-Gemeinde.
"Sport ist eben vielfältig. Da ist nicht alles in einer Allianz-Arena, sondern da wird auch auf der Wiese am Rhein gekickt oder anderer Sport betrieben - und das wollen wir eben zeigen. Letztendlich wollen wir aber eine Mischung auf die Plattform bringen. Wir haben in diesem Jahr die Beach-Volleyball-World-Tour. Das sind Spitzen-Events auf internationaler Ebene..."
...die das große Fernsehen nicht interessieren. Dort, in die Kabelnetze und auf den Satelliten, will Beyer dann auch gar nicht hin. Zusammen mit ProSiebenSat.1 plant er nun, sein Angebot auf alle digitalen Plattformen zu bringen. Das Schlagwort hier: Smart TV, bei dem sich der Fernseher Programm aus dem Internet holt.
"Das ist genauso eine Idee wie beispielsweise Apps für mobile Geräte, ob es Tablets sind oder ob es eben Smartphones sind. Eben auf unterschiedliche Endgeräte kommen, es auch für den Zuschauer möglichst bequem zu machen."
Ideale Voraussetzungen zum Expandieren
Keine Frage: Die Partnerschaft mit der zweitgrößten deutschen Privatsendergruppe ist für die Expansion ideal. Auf den TV-Kanälen der Münchner liefen die Tage etwa erste Werbe-Spots, die Sportdeutschland.tv einem großen Publikum bekannt machen. Eine Attacke auf die etablierten Sender?
"Sportdeutschland.tv bietet Live-Sport - und das ist das attraktivste Programm-Paket, was man eigentlich im Fernsehen haben kann", sagt Thomas Horky, der an der Hamburger Macromedia Hochschule Sportjournalismus lehrt. Für Horky ist das Portal die Vollendung eines Traums - des einstigen DOSB-Präsidenten Thomas Bach.
"Letztendlich hat man ganz, ganz viele kleine Nischen-Sportarten, die zusammen gesehen das ergeben, was Herr Bach immer haben wollte, nämlich einen Sportsender in Deutschland. Und das wird jetzt letztendlich über sportdeutschland.tv verwirklicht."
Programm "von Fans für Fans"
Das alles bezahlen nicht zuletzt die Verbände und Ligen, die ihre Inhalte auf der Plattform platzieren. Sie hoffen, so mehr Geld von Sponsoren zu bekommen. Beyer will aber auch selbst Werbeplätze verkaufen und am Ende: mehr Inhalte, ganz im Sinne des DOSB mit Programm von Fans für Fans. Vor allem zu den Olympischen Spielen in Rio: pure Faszination.
"Letztendlich geht es darum, den Zuschauer so nah wie möglich an den Sport heranzubringen und beispielsweise die deutsche Olympia-Mannschaft ist natürlich ein wichtiger und toller und begeisternder Teil des Sports. Auch dort laufen die Gespräche und ich bin da sehr zuversichtlich, dass wir da nächstes Jahr einiges anbieten können."
Der Plan ist simpel: ein tägliches Magazin aus dem deutschen Haus. Mit dem DOSB als Gesellschafter hat die Plattform einen exklusiven Zugang - und der organisierte Sport weiß natürlich, was er im Gegenzug bekommt: alles außer Kritik. Mit sportdeutschland.tv schafft sich der Sport seine eigene mediale Welt. Sportjournalismus-Ausbilder Horky sieht darin aber auch eine Chance für die etablierten Kanäle.
"Da muss man sich jetzt wirklich positionieren. Und grade im Sportjournalismus ist ja in den letzten Jahren doch sehr viel fröhliches Live-Fernsehen gemacht worden, was eben auf Dauer sicherlich nicht mehr relevant ist. Das können die Vereine auch selbst machen."