Einen Einblick hinter die Kulissen des Profi-Sports zu bekommen war lange Zeit kein einfaches Unterfangen. Seit ein paar Jahren tauchen auf den Streaming-Plattformen aber immer mehr Sportdokumentationen auf. Der größte Erfolg bisher: Die Netflix-Serie „Drive to Survive“, eine Doku-Serie, die in das Innere der Formel 1 eindringt. Von den gleichen Produzenten gibt es jetzt auch eine Doku-Reihe über die Weltspitze im Tennis zu sehen: „Break Point“ heißt sie.
Eine Wachablösung steht an in der Welt des Tennis: Die Größen des Sports, von Serena Williams bis hin zu Rafael Nadal haben ihre Karriere entweder schon beendet oder stehen kurz davor. Die nächste Generation Superstars ist bereit, das Zepter zu übernehmen. Aber: Wem wird es gelingen? Die erste Staffel von „Break Point“ versucht, diese Frage zu beantworten. 15 junge Tennis-Profis werden ein Jahr lang begleitet. Startpunkt: Die Australian Open 2022.
„Wir sind alle Tennis-Fans, das ist so eine faszinierende Welt. Wir hatten das Gefühl, dass darin sehr viele Geschichten versteckt sind, die bisher noch nicht erzählt wurden und die wir gerne beleuchten würden“, sagt der Executive Producer der Serie, James Gay-Ree, im Podcast „Off the Ball“. Gay-Ree interessiert sich schon lange für die Glitzerwelt des Tennis, bisher standen die großen Tennisverbände einer Kooperation aber immer im Weg. Das änderte sich mit dem internationalen Erfolg von „Drive to Survive“, der Doku-Reihe seiner Produktionsfirma über die Formel 1.
"Chance im Tennis direkt ergriffen"
„Wir produzieren diese Show jetzt schon seit fünf Jahren. Und ich schätze, dass diese Doku-Reihe einen so transformativen Effekt auf die Sportart hatte, dass dieses Modell jetzt auch für andere interessant wurde. Und als dann die Chance im Tennis kam, haben wir die natürlich direkt ergriffen.“
Der Fokus liegt auf den individuellen Geschichten der jungen Profis, die vor allem mit einem Problem zu kämpfen haben: Dem mentalen Aspekt ihrer Sportart. Die Australierin Ajla Tomljanovic denkt nach einer herben Niederlage zum Beispiel offen darüber nach, ihre Karriere komplett zu beenden. Sie sei so wütend, sie hätte all ihre Schläger auf dem Court zertrümmern können, sagt sie ihren Trainern.
Depressionen offen angesprochen
Solche Szenen gibt es in „Break Point“ immer wieder. Themen wie Depression werden offen angesprochen. Auch wenn wegen der Schnelllebigkeit der Sportart und der Vielzahl an Akteuren für tiefere Einblicke oft keine Zeit bleibt. Die Tunesierin Ons Jabeur wird ebenfalls portraitiert: „Wir haben eigentlich noch viel mehr gefilmt. Die ersten Folgen waren gut, aber ich hoffe, dass die nächsten Folgen noch mehr davon zeigen, was in den Umkleiden zum Beispiel abgeht. Das wollen die Leute sehen.“
Genau das versprechen die Produzenten. Ons Jabeur wird dabei eine Hauptrolle spielen. Vergangenes Jahr zog sie als erste Afrikanerin überhaupt ins Finale in Wimbledon ein. Die Netflix-Kameras haben sie dabei hautnah begleitet. Veröffentlicht werden die Folgen dann im Juni, kurz vor Start des diesjährigen Wimbledon-Turniers.
"Mir ist keine Sportart bekannt, wo es ausschließlich negative Effekte auf die Sportart hatte. Und das wird dem Tennis natürlich auch gut tun", sagte Felix Appelfeller von der Marketing-Agentur Jung von Matt/Sports.
Eines der Hauptziele werde es sein, mehr Menschen für Tennis zu begeistern, "aber vor allem eben auch jüngere Menschen für Tennis zu begeistern. Und die Chance sehe ich bei so einer Plattform wie Netflix."
Vereine könnten auch profitieren - durch mehr aktive Sportler
Mit der Formel1-Doku "Drive to survive" sei es gelungen, die Zuschauerschaft für die Übertragungen in nur einem Jahr um vier Jahre auf 32 Jahre zu verjüngen.
Für die Verbände gehe es darum, die Übertragungsrechte teurer vermarkten zu können - in dem Fall braucht man mehr Zuschauer, erklärte Appelfeller. "Für die Vereine und Verbände geht es allerdings auch darum, natürlich mehr aktive Sportler in die Vereine zu ziehen, damit Tennissport eben sich auch wieder von innen heraus zu einer der Trendsportarten oder zu einer der Hauptsportarten in in Europa, in Deutschland und dann darüber hinaus natürlich auch irgendwie mausern kann."
Natürlich gehe es aber auch um die Geschichten und die Einblicke hinter die Kulissen und die Einzelsportler. "Menschen interessieren sich für Menschen. Das beweisen viele Studien. Sport-Dokus über Einzelathleten, die im Vordergrund stehen, sind wesentlich erfolgreicher als Mannschaftssportarten-Dokus."