Thomas Berlemann ist seit dem 1. April neuer Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe. Seit seinem ersten Arbeitstag in neuer Funktion befindet er sich im Homeoffice. Der ehemalige Wasserballnationalspieler arbeitet sich über Telefon und Videokonferenzen in sein neues Themenfeld ein. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk legt Berlemann Wert darauf zu betonen, dass die Athletenförderung vorerst sicher sei.
"Das war uns natürlich ein ganz wichtiges Anliegen, damit die Athleten Planungssicherheit haben, sich entsprechend auch auf die Olympischen Spiele 2021 in Tokio vorzubereiten. Und für die Winterathleten stehen ja jetzt die nächsten Gespräche an, um auch hier wieder die Fördermaßnahmen in Hinblick auf die nächsten Olympischen Spiele in Peking 2022 mittelfristig zu besprechen und auch die grundsätzlichen Fördermaßnahmen bis dahin zu besprechen und zu vereinbaren. Da bin ich optimistisch, dass wir das auf dem Niveau, wie wir das bisher zugesagt haben, auch weiter durchführen können."
Bericht: Entwicklung der Sportförderung unsicher
Doch die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie beschreibt die Sporthilfe selbst als unsicher. Das geht aus einem Bericht der Stiftung an den Sportausschuss des Bundestags hervor, der dort am vergangenen Mittwoch diskutiert wurde und dem Deutschlandfunk vorliegt. Die Stiftung finanziert sich zu großen Teilen aus Mitteln der Privatwirtschaft, Spenden, Mäzenatentum und Benefizveranstaltungen. Auch wenn die Effekte der Corona-Krise bisher nicht abschätzbar seien, schreibt die Sporthilfe in ihrem Bericht, bestehe grundsätzlich die Gefahr, "dass Partnerunternehmen mittelfristig ihr Engagement reduzieren oder auslaufende Verträge nicht verlängert werden." Als Folge würde dies "eine notwendige Reduzierung der Förderung nach sich ziehen", heißt es weiter. Athleten könnten also wichtige Einnahmen wegbrechen. Für den sportpolitischen Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Eberhard Gienger, ein vorstellbares Szenario.
"Im kommenden Jahr wird es sicherlich nicht einfach werden, die gleiche Größenordnung von den Sponsoren der Sporthilfe auch wieder zu erhalten. Das wird sicherlich zu Einschnitten führen. Aber ich glaube, dass der Sport da eher noch mit einem blauen Auge davonkommen wird im Unterschied zu manchen Wirtschaftsunternehmen."
22 Millionen Euro Fördergelder im vergangenen Jahr
4000 Athleten werden derzeit von der Sporthilfe unterstützt. Im Jahr 2019 wurden insgesamt rund 22 Millionen Euro an direkter Förderung ausgezahlt. Mit der sogenannten Top-Team-Förderung werden zirka 500 Athleten der Weltspitze unterstützt. Sie erhalten bis zu 800 Euro Grundförderung, hinzu kommen zusätzliche Förderprogramme für Medaillenerfolge oder die Olympiavorbereitung. Man wolle die Unterstützung langfristig sicherstellen, so der Vorstandsvorsitzende.
"Wir haben langfristige Verträge, und da gehe ich auch davon aus, dass die Partner zu diesen Verträgen stehen, so wie wir auch. Und für 2021 müssen wir dann Gespräche führen, wie sich das dann entsprechend perspektivisch entwickelt."
2021 wird wegen der Olympischen Spiele teurer
Doch 2021 wird es durch die verschobenen Olympischen Sommerspiele wohl zu höheren Ausgaben für die Stiftung kommen. Die Förderung soll nach dem Willen der Sporthilfe auch im kommenden Jahr für die Sommersportler gelten, dazu sei man in Gesprächen mit den Sponsoren. Hinzu kommen mögliche Prämienzahlungen an Medaillengewinner bei Olympia und die beginnenden Förderprogramme für Wintersportler im Hinblick auf die Spiele in Peking 2022. Thomas Berlemann erläutert:
"Ich kann im Moment jetzt nicht in Euros beziffern, was das bedeutet. Aber wir haben ja erst einmal eine normale reguläre Förderung auch für die Wintersportler. Und da gehe ich davon aus, dass wir Ende dieses Jahres, des Kalenderjahres und unseres Fiskaljahres, wissen, wie die Finanzen für 2021 sind. Aber ich bin optimistisch und zuversichtlich, dass auch hier die Athleten nicht leiden werden und dass die Sporthilfe wie immer zu ihrem Wort steht."
Verunsicherung bei den Sportlerinnen und Sportlern
Auch beim Verein Athleten Deutschland beobachtet man die Entwicklung genau. Die Athleten, so Geschäftsführer Johannes Herber, seien derzeit genauso wie viele Bürger verunsichert. Zwar habe er wenig Anfragen von Sportlern mit finanziellen Schwierigkeiten, so Herber, aber:
"Ich habe durchaus auch mit Athletinnen und Athleten gesprochen, die gesagt haben, ihre Sponsoren wollen jetzt auch erst mal sehen, wie es für sie weitergeht. Sie wissen es selber noch nicht genau. Insofern können sie nicht genau sagen, wie es dann mit dem Sportsponsoring weitergeht. Ich glaube, dass wir da ehrlich gesagt noch ein paar Wochen, vielleicht sogar noch ein paar Monate warten müssen, um tatsächlich eruieren zu können, wie stark diese Krise die Athletinnen und Athleten beeinflussen wird."
Bund springt nicht automatisch für Wirtschaft ein
Mit sieben Millionen Euro direkter Athletenförderung unterstützt das Bundesinnenministerium die Sporthilfe. Sollten Mittel aus der Privatwirtschaft ausbleiben, bedeute dies aber nicht, dass der Bund automatisch einspringt, sagt der parlamentarische Staatssekretär im BMI, Stephan Mayer.
"Ich bin der Auffassung, dass es nicht redlich wäre, zum jetzigen Zeitpunkt angesichts der wirklich sehr angespannten Situation und der großen Problemlage, in der sich viele Unternehmen, Verbände, aber auch natürlich sehr viele Privathaushalte in Deutschland befinden, in Aussicht zu stellen, dass es zu schnellen Mittelaufstockungen und Mittelerhöhung kommt."
Für die Sporthilfe bleibt in der aktuellen Lage also nur zu hoffen, dass die Krise für die Wirtschaft und ihre Sponsoren wie Mercedes-Benz, die Lufthansa oder die Deutsche Bank nicht so existenziell wird, dass diese ihre Zusagen nicht mehr erfüllen können.