Sportfördergesetz
Der steinige Weg zu einer Reform im Spitzensport

Die deutsche Sportförderung soll effizienter, schneller, flexibler werden. Aber auch der zweite Gesetzentwurf zu einem Sportfördergesetz sorgt für Kritik. Johannes Herber von Athleten Deutschland findet, es gehe darin zu wenig um die Menschen.

Johannes Herber im Gespräch mit Marina Schweizer |
Die deutschen Beachvolleyballerinnen Svenja Müller und Cinja Tillmann reagieren enttäuscht nach ihrem Aus bei den Olympischen Spielen in Paris.
Es gabe einige Enttäuschungen für die deutschen Sportlerinnen und Sportler bei den Olympischen Spielen in Paris. Mit dem geplanten Sportfördergesetz soll es wieder bergauf gehen. (dpa / picture alliance / Straubmeier)
Die Olympischen Sommerspiele in Paris haben es verdeutlicht: Deutschland spielt im internationalen Vergleich bei den Medaillen nicht mehr vorne mit. Über die ideale Förderung von deutschen Spitzensportlern wird daher schon länger diskutiert. Ein Sportfördergesetz der Ampelkoalition ist in Arbeit und damit auch der Anschub für eine neue Spitzensportagentur: eine zentrale Stelle, an der Entscheidungen zur Sportförderung effizienter und auch unabhängiger getroffen werden sollen.

Kritik lässt nicht nach

Aber auf dem Weg zu dem Gesetz hakt es gewaltig. Inzwischen gibt es einen überarbeiteten zweiten Entwurf: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und auch die Landessportbünde kritisieren nach einer ersten Annäherung gegenüber dem BMI wieder Grundsätzliches.
"Ich bin noch optimistisch, dass dieser Entwurf tatsächlich noch zu einem Gesetz in dieser Legislaturperiode wird", sagte Johannes Herber, Geschäftsführer der Interessenvertretung Athleten Deutschland, im Deutschlandfunk. Er sei nur verwundert darüber, dass jetzt noch weitere Änderungen am Sportfördergesetz von weiteren DOSB-Mitgliedsorganisationen und Landessportbünden angemahnt wurden. Das Sportfördergesetz müsse nun zeitnah ins Kabinett gehen, forderte der Ex-Basketballer.
Johannes Herber, Geschäftsführer Interessengemeinschaft Athleten Deutschland, sitzt bei einem Podiumsgespräch auf der Bühne und gestikuliert mit den Händen.
Johannes Herber, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Athleten Deutschland, will das Athleten, die für Deutschland antreten, sich keine existenziellen Sorgen machen müssen und sozial abgesichert sind. (dpa / picture alliance / Christian Charisius)

Gremien kompetenzbasiert besetzen

Es sei etwas unglücklich, dass bei der geplanten Sportagentur mehrere Gremien angedacht wurden, die die Agentur - aus Sicht von Athleten Deutschland - daran hinderten, agil und schnell handeln zu können, sagte Herber. Eigentlich sollte die neue Spitzensportagentur als zentrale Stelle dazu dienen, die Entscheidungen zur Sportförderung effizienter und auch unabhängiger zu treffen.
"Es gibt Ängste aus dem Sport, dass über große strategische Linien die Politik entscheidet und nicht der Sport selber", berichtete der 41-Jährige im Deutschlandfunk. Die Gremien müssten nicht politisch besetzt werden, sondern kompetenzbasiert, forderte der Ex-Basketballprofi. Gremien dürfte sich nicht gegenseitig blockieren und Machtfragen dürften nicht wichtiger sein als sportfachliche Fragen. "Es wäre ein Geburtsfehler der Agentur, wenn man die bestehenden Konflikte aus dem jetzigen Systems nimmt und in die Gremien der Agentur überträgt", äußerte Herber seine Sorgen.

"Stärkerer Fokus auf die Menschen, die das System tragen"

Er wünsche sich, dass es ein Aufsichtsgremium gibt, welches mit Trainern, Athleten und Verbänden und internationalen Experten besetzt ist. "Da kann man viel freier denken", sagte Herber. Das Ziel müsse sein, dass man keine politischen Entscheidungen treffe, sondern die richtigen Entscheidungen für die Entwicklung der Athleten.
Bisher sei es es ein Gesetz für Verbände: Mit dem jetzigen Entwurf würden Verbände erleichtert und entbürokratisiert, stellte Herber heraus. "Für die Athleten gibt das Gesetz aktuell aber nicht genug her", kritisierte er. Athleten Deutschland fordere deswegen vor allem einen Anspruch auf soziale und finanzielle Mindestsicherung in dem Gesetz für die Athleten. "Man braucht einen stärkeren Fokus auf die Menschen, die das System tragen und das sind die Athleten und die Trainer", sagte er.