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Sportförderung
Neustart der Sportlotterie

Die Sportförderung in Deutschland wird nicht erst seit den Sommerspielen in Rio kontrovers diskutiert. Ein Versuch war Anfang 2015 die Einführung der Deutschen Sportlotterie, die Diskus-Olympiasieger Robert Harting mit ins Leben gerufen hatte. Das Projekt ist gescheitert und wird jetzt unter der Führung von Lotto Hessen wiederbelebt.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Ein Hinweisschild mit dem Logo "Deutsche Sport - Lotterie" steht an einem Weg im Schönhausenpark in Krefeld (Nordrhein-Westfalen).
    Die Deutsche Sportlotterie - zum Scheitern verurteilt? (picture-alliance / dpa / Horst Ossinger)
    "Wir machen erfolgreich. Deutsche Sportlotterie. Die gemeinnützige Lotterie. Jetzt unsere Sportler fördern und selbst 500.000 Euro gewinnen." Als die Deutsche Sportlotterie vor knapp 20 Monaten startete, schaltete sie einen Werbespot im Fernsehen. Für permanente Werbung fehlte aber das Geld. Ein Grund, warum die sie in den Startlöchern stecken blieb. Die Folge: Mitte dieses Jahres übernahm mit Lotto Hessen ein professionelles Glücksspiel-Unternehmen die Lotterie.
    Denn die Initiatoren, Diskuswerfer Robert Harting und der Unternehmer Gerald Wagener, waren mit ihrer Idee gescheitert, wie Geschäftszahlen belegen. Nach neun Monaten hatte die Sportlotterie gerade einmal eine halbe Million Euro umgesetzt. Dabei sollte der Jahresumsatz nach fünf Jahren bei 100 bis 200 Millionen Euro liegen. Mitgründer Gerald Wagener beschrieb die hochgesteckten zu Beginn Ziele so: "Das konkrete Ziel ist, dass wir jeden Athleten auf 1000 Euro netto im Monat plus 200 Euro Versicherung, wenn er sich verletzt, versorgen. Also jeder bekommt diese Summe, der von uns gefördert wird. Nur wie viele Athleten wir fördern können, das hängt am Anfang natürlich vom Starterfolg der Lotterie ab."
    "Enttäuschung ist groß"
    Davon war die Sportlotterie aber weit entfernt. Seit Anfang dieses Jahres werden zehn Sportler mit 500 Euro monatlich gefördert, darunter Beachvolleyball-Olympiasiegerin Kira Walkenhorst. Der anfangs erfolgsgewisse Diskuswerfer und Mitinitiator Robert Harting gestand kleinlaut ein: "Die Enttäuschung ist groß. Es ist ja so, dass der Anteil der Menschen, die in der Lotterie gewinnen, höher ist als der, die gefördert werden." Auch Gerald Wagener räumte das Scheitern ein: "Wir sind nicht näherungsweise bei den Zielen, die wir uns selbst gesetzt haben. Wir haben selber Fehler gemacht. Wir haben aber auch Sperrfeuer bekommen."
    Im Sommer dieses Jahres übernahm Lotto Hessen alle Anteile von Gründer Wagener und ist mit 77 Prozent jetzt Mehrheitsgesellschafter und auch für das operative Geschäft verantwortlich. Zweitgrößter Gesellschafter ist die Deutsche Sporthilfe. Alleiverantwortlich ist Lotto Geschäftsführer Heinz-Georg Sundermann, der jetzt keine Rücksicht mehr auf Wagener und Harting und ihre Vorstellungen nehmen muss. Als Erstes wurde der Spielmodus geändert, den der Diskuswerfer als einfach dargestellt hatte: "Ich habe acht Optionen zu tippen. Fünf Farben, zwei Sportarten, eine Medaillenfarbe."
    Für Sundermann war diese Spielform zu kompliziert. Vor allem, weil der Internetvertrieb allein auf soziale Netzwerke ausgerichtet ist. Seit vergangenem Freitag wird die Sportlotterie als Zahlenlotterie gespielt. Da wird ähnlich der Glücksspirale eine siebenstellige Zahl gezogen. Der Hauptgewinn kann je nach Einsatz bis zu einer Million Euro betragen, doppelt so viel wie in der Vergangenheit. Heinz-Georg Sundermann glaubt auf dem richtigen Weg zu sein: "Uns geht es darum, mit all den Partnern zusammen ein Konzept aufzubauen, um dauerhaft die finanzielle Grundlage dafür zu legen, dass deutsche Spitzensportler wirklich besser gefördert werden können. Ich sage, wir haben im Augenblick zehn, die wir fördern. Das auf 20 zu erhöhen, das verändert den deutschen Sport noch nicht, aber wird relativ bald möglich sein."
    Lottogesellschaften nicht überzeugt
    Dafür will der neue starke Mann der Sportlotterie auch den Vertrieb über Annahmestellen weiter ausbauen. Das ist für ihn der Schlüssel zum Erfolg. Bisher kann die Lotterie nur in den 2000 Annahmestellen in Hessen gespielt werden. Sundermann will deshalb weitere Lottogesellschaften ins Boot holen. Aber da regt sich hartnäckiger Widerstand. Zum Beispiel bei Saartoto-Geschäftsführer Michael Burkert: "Wir haben uns aus wirtschaftlichen Gründen entschieden, bei der Prämienziehung der Glücksspirale mitzuarbeiten und sehen das Geschäftsmodell der Deutschen Sportlotterie eher sehr kritisch."
    Und Burkert steht nicht alleine da. Acht Lottogesellschaften kooperieren mit dem Deutschen Olympischen Sportbund und haben im Juli unter dem Namen "Sieger-Chance" bei der Glücksspirale eine Zusatzauslosung ins Leben gerufen. Die Erträge der "Sieger-Chance" fließen in die Sportförderung. Neben Federführer Bayern sind Baden-Württemberg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Schleswig-Holstein beteiligt. Sundermann sieht dies nicht als Konkurrenz für die Sportlotterie, beide Gewinnspiele hätten verschiedene Zielgruppen. Aber: Es reduziert auf jeden Fall die Zahl der potentiellen Annahmestellen in Deutschland, die die Sportlotterie vertreiben. Der Neustart wird so deutlich schwieriger, denn laut Sundermann ist diese direkte Art des Vertriebs äußerst wichtig.