„Neben meinem Medizinstudium habe ich meistens Frühtraining dann geht's zur Uni, und nach der Uni wieder Training und Lernen. Also meistens ist der Fokus wirklich auf dem Sport und auf der Uni, also ein wirkliches Privatleben ist dann fast gar nicht mehr möglich."
„Also ich bin in der achten Klasse zur Sportschule gekommen. War zusammen mit 14 Anderen in der achten Klasse, im Abitur waren wir zu fünft. Und ich konnte in drei Jahren mein Abitur machen. Hab dann studiert und mein Lektor kam zu mir in die Sportschule. Also das ist wirklich heute gar nicht mehr vergleichbar."
Zwei Systeme, zwei unterschiedliche Bedingungen. Die junge Triathletin und Medizinstudentin Annika Vössing aus Oberhausen in Westfalen. Und Henry Maske, Weltmeister und Olympiasieger im Boxen, großgeworden im DDR-Sportsystem. Braucht der deutsche Spitzensport also um Erfolg zu haben ein Staatssport a la DDR? Für Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, ist die Antwort klar:
„Ich möchte keine Staatssportler, ich stelle mir schon vor, dass es durchaus Sinn macht, dass es zusätzlich zu der staatlichen Förderung weitere Elemente geben kann. Ich wünsche mir da eher ein konstruktives Miteinander aller handelnder Akteure im Sport. Das muss ein Gesamtpaket sein, das kann ein Handelnder im Sport nicht lösen."
Das Budget sinkt, der Anspruch nicht
Heute braucht der Sport mehr Geld, da scheint man sich einig. Sonst droht Deutschland das Mittelmaß. Der Vorsitzende des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, Christoph Niessen, erklärt warum:
„Ist doch einfacher als das kleine Einmaleins. Es gibt drei Bestandteile: Ich habe eine steigende globale Konkurrenz mit steigenden Investitionen. Und ich habe ein stagnierendes bis schrumpfendes deutsches Budget. Und ich habe einen Erfolgsanspruch X. Und wenn ich dieses X halten will: Das funktioniert nicht, diese drei Dinge passen nicht übereinander."
Doch Geld kann nicht die einzige Lösung sein. Vielmehr fehle es an einer gesellschaftlichen Debatte. Ein Debatte darüber, was die Gesellschaft vom Sport erwartet. Der ehemalige Boxer Henry Maske und heutige Gesellschafter der neuen „Deutschen Sportlotterie" macht sich da keine Illusion.
„Wir wollen spitze sein. Wir wollen nicht weniger spitze sein als bei den letzten Olympischen Spielen, sondern wir wollen mehr spitze sein, um der Diskussion aus dem Weg zu gehen. Was haben wir vernachlässigt, was haben wir nicht getan, worüber haben wir beim letzten Mal diskutiert, was können wir zukünftig machen?"
Die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag fordert dagegen ein etwas weiteres Blickfeld.
„Ich bin der festen Überzeugung, dass wir auch dahin kommen müssen, einen Platz vier, fünf oder sechs bei Weltmeisterschaften, bei Olympischen Spielen, auch als Gesellschaft entsprechend wertzuschätzen."
Doch selbst ein Platz unter den ersten Zehn wird nur mit staatlicher Förderung zu erreichen sein.