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Sportgeschichte
Leipziger Museumsprojekt mit neuem Partner?

Seit Mitte der 90er Jahre stockt das Projekt des neuen Sportmuseums in Leipzig. Jetzt hat die Landesregierung zwei Millionen Euro Unterstützung zugesagt und die Stadt verhandelt derzeit mit dem Fußballclub RB Leipzig als möglichem Partner.

Von Jennifer Stange |
    Altes Schwimmstadion in Leipzig
    Das Leipziger Schwimmstadion (deutschlandfunk/stange)
    Ein ziemlich ausgebleichtes Banner, das Wort "Sportmuseum" ist gerade so noch lesbar, hängt an einer baufälligen Tribüne. Es lässt erahnen, wie alt die Idee ist, das neue Leipziger Sportmuseum in die Überreste des Schwimmstadions zu bauen. Das DDR-Museum wurde 1991 kurzum abgewickelt. Den Neubau hat der Stadtrat schon 2007 beschlossen, diskutiert wurde seit Mitte der 90er. Da war Skadi Jennicke, die Kulturbürgermeisterin der Stadt, Teenagerin:
    "Das Projekt Sportmuseum ist eine Wunde in der Stadtgesellschaft. Weil es seit Jahren eigentlich nicht existent ist. Wir haben eine Sammlung, aber die ist nicht wirklich frei zugänglich."
    Weil das Geld bisher fehlte. Unlängst gab es dann plötzlich gleich zwei gut klingende Nachrichten. Erstens, die Landesregierung gibt rund zwei Millionen Euro für ein neues Sportmuseum und weil das nicht reichen wird, wurde auch gleich die zweite Nachricht verkündet: das Projekt hat einen Partner, den Fußballclub RB Leipzig.
    Marketing vs. Geschichte
    Ausgerechnet das Feindbild aller Fußball-Traditionalisten, die sagen: "Pfui, ein Verein ohne Vergangenheit, das Marketinginstrument eines Getränkeherstellers", soll jetzt helfen, den Schatz "Leipziger Sportgeschichte" zu heben. Ausgerechnet an der Seite einer Kulturbürgermeisterin aus der Linkspartei - bekannt eher für eine kritische Haltung gegenüber dem, was Fußballfans als Kommerz ansehen. In Bezug auf die Finanzierung des Sportmuseums hat sie da offenbar keine Berührungsängste:
    "Wir haben es jetzt über 20 Jahre nicht hingekriegt in kommunaler Selbstverantwortung dem Sportmuseum ein neues Zuhause zu geben und wenn wir das jetzt mit einem Sportpartner tun können, dann machen wir das."
    Altes Schwimmstadion in Dresden
    Die Idee, das neue Leipziger Sportmuseum in die Überreste des Schwimmstadions zu bauen, ist schon älter (deutschlandfunk/stange)
    Der neue Plan ist der alte. Das Museum soll mit der denkmalgeschützten Tribüne des ehemaligen Schwimmstadions verbaut werden. Sie liegt zwischen zwei großen Parkplätzen und flankiert auf der einen Seite den Vorplatz des Zentralstadions, der Red Bull Arena. Mittendrin steht der provisorische Fanshop. Die Fläche gehört der Stadt. Bisher wurde immer kolportiert, dass RB hier kein Museum haben will und den Vorplatz seines Stadions komplett umgestaltet haben möchte. Jetzt gibt es zumindest von Seiten der Stadt die Idee, in einem Neubau Museum und Fanshop des Bundesligisten zu kombinieren.
    Verhandlungen dauern an
    "Wir sind in guten, in sehr guten Verhandlungen mit RB. RB hat uns zugesichert am Standort altes Schwimmstadion einen Bau zu realisieren an dem das Sportmuseum Platz hat."
    "Die würden sozusagen die Kosten übernehmen für einen Bau?"
    "Wir sind noch nicht in konkreten Vertragsverhandlungen, das steht uns noch bevor, aber es gibt die Zusage von RB, das Projekt mit uns gemeinsam zu realisieren."
    "Gibt es eine Gegenleistung von der Stadt?"
    "Wir sind noch nicht in konkreten Verhandlungen."
    Die Stadt Leipzig und ein privater Sponsor verhandeln also über ein gemeinsames Projekt, haben über Grundvoraussetzungen aber wohl noch nicht gesprochen.
    500 Meter Luftlinie entfernt vom Platz für den geplanten Neubau befindet sich der Olympiastützpunkt. Dort im Keller eines Gebäudes lagern rund 90.000 Ausstellungsstücke, Zeugnisse der Leipziger Sporthistorie. Darunter dürften auch viele sein, die das Sport- und Dopingsystem der ehemaligen DDR dokumentieren. Wenn all das einen würdigen Platz im neuen Sportmuseum Leipzig bekommen soll, muss das sporthistorisch und wissenschaftlich eingeordnet werden. Die inhaltliche Verantwortung dafür soll beim Stadtgeschichtlichen Museum liegen. Direktor Volker Rodekamp macht deutlich, dass er inhaltlich – trotz privatem Sponsor - seine eigene Linie verfolgt
    "Es wäre fahrlässig sich hier anzudienen, oder zu schnell irgendwie in so eine unlösbare Beziehung hinein zu gehen. Wir wollen Stellung beziehen zu Themen, die uns wichtig sind, wir werden uns nicht vereinnahmen lassen, das Museum ist frei, souverän und selbstbewusst."
    RB hält sich bedeckt
    RB Leipzig hat sich öffentlich noch nicht zum Museumsprojekt geäußert. Auf Anfrage per Mail möchte man dazu keine Auskunft geben. Eine Woche später erklärt eine Sprecherin am Telefon, dass man diese Woche ganz sicher keine Zeit habe, um über das Leipziger Sportmuseum zu reden. Kein ungewöhnliches Kommunikationsverhalten des Unternehmens. Das System Red Bull produziert nicht nur Stars und Mega-Events sondern lässt auch seine Erfolgsgeschichten vom eigenen Medienimperium ins rechte Licht rücken. Museumsgeschichte folgt anderen Regeln.