Joachim Gauck sagte, die Aufarbeitung des Doping-Missbrauchs in der DDR sei immer noch nicht abgeschlossen. "Die Helden von einst mit ihren Chemie-Medaillen stehen im Schnitt besser da, als die gescheiterten und geschädigten Athleten von damals."
Die Schicksale und Geschichten der Doping-Opfer müsse man stärker beachten, als die womöglich dopingvereuchten Erfolge einstiger Sportler. Es gebe eine unglaubliche Verführung erfolgreich und siegreich zu sein, darüber würde man leicht hereinfallen, sagte der Altbundespräsident.
"Die Vergangenheit soll schön sein"
Viele würden als störend empfinden, wenn jemand die Missstände öffentlich mache. "Die Vergangenheit soll schön sein, also erinnern wir uns an die Siege und Erfolge." Es sei auch die Aufgabe des kritischen Journalismus diese Missstände aufzudecken, sagte der ehemalige Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde.
Man dürfe keinen Neuanfang erwarten, dort wo Menschen sich nicht von dem System distanzieren, dem sie mal gedient haben.
Im Sportgespräch kritisierte Gauck auch eine zunehmende Infantiliserung des Medienbetriebs: "Es prägen sehr viel mehr kurze Inputs, Informationen mit Eventcharaker prägen das Bild. Wir wollen uns freuen an den bunten Bildern und seltener Hintergründe wissen. Das ist eine gefährliche Tendenz. Da kommt das Element von Zirkus in den Vordergrund."
Aus Anlass von 30 Jahren Mauerfall bietet der Deutschlandfunk das Sportgespräch mit Joachim Gauck vom 17. April 2011 noch einmal zum Anhören an.