Die Major League Soccer ist mit einem Turnier in Orlando, Florida zurückgekehrt. Die Spieler leben in Disney World in einer "Bubble", also abgeschirmt vom Rest der Bevölkerung, und spielen um einen Champions-League-Platz und einen Millionenpreis. Florian Jungwirth ist seit 2017 Innenverteidiger bei den San José Earthquakes.
Jungwirth sagte im Dlf-Sportgespräch, dass er sich eigentlich sehr sicher in der Bubble fühle. Allerdings sei es "sehr unglücklich gelaufen", dass Dallas und Nashville bereits aus dem Turnier ausgeschlossen wurden, weil beide Teams neun beziehungsweise zehn Coronafälle in der Mannschaft hatten. Jungwirth sagte dazu: "Ich glaube, da haben aber auch die Vereine Schuld, weil es schon zwei positive getestete Fälle vor Abflug gab. Und dann haben die Mannschaften hier vor Ort auch noch zusammen trainiert." Seiner Ansicht nach wäre es die bessere Idee gewesen, wenn jeder Spieler "vielleicht erstmal sechs, sieben Tage in Quarantäne gegangen wäre."
Ursprünglich sei ein zwei Monate langes Turnier geplant gewesen, bei dem auch eine Quarantänezeit von zehn Tagen eingeplant gewesen wäre. Bei dem jetzigen Turnier sei nicht nur die Spielzeit gekürzt, sondern auch die Quarantänezeit gestrichen worden. Das sei im Nachhinein die falsche Entscheidung gewesen, so Jungwirth: "Jetzt hast du natürlich den Super-GAU, du hast jetzt schon zwei Mannschaften, die nicht am Turnier teilnehmen können."
Es gebe aber eine Quarantänestation und wer Kontakt mit einem positiven Spieler gehabt habe, müsse sich dorthin begeben. Insgesamt habe die Liga alles versucht, das Turnier zu realisieren und einen guten Job gemacht. Der Kontakt zu Außenstehenden und auch zu Mitarbeitern gehe quasi gegen Null.
Insgesamt sei gerade "definitiv keine einfache Zeit". "Wir haben Corona, aber wir haben auch Proteste." Gewalt und Schießereien seien kein Zustand, den man komplett ausblenden könne.
Trotzdem ginge es auch in der MLS am Ende ums Business. Von den großen Sportarten in den USA spielen derzeit nur die Fußballer. Das sei Werbung in eigener Sache – und auch eine Maßnahme, um die Zukunft der Liga zu sichern. Jungwirth betont: "80 Prozent der Klubbesitzer wollten, dass wir keinen Cent mehr bis Jahresende sehen." Die Spielergewerkschaft habe aber einen Deal ausgehandelt, der "sensationell aus Spielersicht" sei.
Die Spieler haben zu Beginn des Turniers ein Statement zur "Black-Lives-Matter"-Bewegung gesetzt. Alle schwarzen Fußballer versammelten sich beim ersten Spiel auf dem Feld, die Faust nach oben gestreckt und schwiegen acht Minuten und 46 Sekunden. Solange, wie George Floyd von einem Polizisten mit dem Knie auf dem Boden gehalten wurde und infolgedessen er starb. Dazu sagte Jungwirth: "Ich fand es eine unfassbare, tolle Aktion, ein ganz starkes Zeichen." In der aktuellen Phase sei es einfach wichtig, solche starken Signale zu setzen und auch keine Angst davor haben. Es sei wichtig, die eigene Meinung auszusprechen und für das für das Gute und das Richtige zu kämpfen.
Äußerungen in den sozialen Netzwerken würden die Situation aber nicht verändern: "Die große Mehrheit macht einen ‚Blackout Tuesday Post‘ (in Sozialen Netzwerken, d. Red.) und beruhigen ihr Gewissen und sagen dann, jetzt habe ich genug für einen Kampf gegen Rassismus getan." Das sei scheinheilig. Er befürworte langfristige, nachhaltige Projekte, die der Black Community zugute kommen. Jungwirth beschreibt seine eigene Rolle als zweigeteilt. Einerseits habe er eine Vorbildfunktion als Person in der Öffentlichkeit, andererseits verstehe er sich als Fußballer auch als Entertainer, der die Leute unterhält.