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Sportgespräch
Zum 100. Geburtstag von Gretel Bergmann
Die Nationalsozialisten missbrauchten die Olympischen Spiele 1936 als propagandistisches Schauspiel. Um einen Boykott der USA und anderer Länder zu verhindern, ließen die Funktionäre die jüdische Sportlerin Gretel Bergmann als Alibi-Jüdin im deutschen Olympia-Aufgebot mittrainieren. Im Juni 1936 stellte Gretel Bergmann mit 1,60 Meter den deutschen Rekord im Hochsprung ein. Trotzdem verwehrten ihr die Nazis die Teilnahme an den Berliner Spielen, luden sie per Post wegen schlechter Leistungen aus, als der drohende Boykott ausgeschlossen werden konnte. Offiziell wurde aber eine Erkrankung der Athletin vorgegeben.
"An persönlichen Schicksalen kann man das sehr deutlich machen, wie sich das Leben von jüdischen Menschen nach dem 30. Januar 1933 verändert hat", sagt Lorenz Peiffer, Historiker an der Universität Hannover. "Sie wurde von heute auf morgen aus ihrem Sportverein ausgeschlossen und damit ihres sozialen Umfeldes beraubt."
1937 verließ Gretel Bergmann Deutschland für immer. Seitdem lebt sie unter dem Namen Margret Lambert in New York. Der deutsche Leichtathletik-Verband erkannte erst 2009 ihren Rekord von 1936 offiziell an, 2012 wurde die Hochspringerin in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. "Eine Entschuldigung hat sie immer eingefordert", berichtet Sportfunktionär Walther Tröger im Sportgespräch. Und diese habe sie auch mehrfach bekommen. "Deutschland hat sich mit ihr ausgesöhnt. Die Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports hat dabei eine große Rolle gespielt."
Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 13. Oktober 2014 als Audio-on-demand abrufen.