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Sportgespräch zur Rolle von Fußballtrainern
"Der respektvolle Umgang miteinander ist mir wichtig, im Erfolg oder im Misserfolg"

Friedhelm Funkel war 30 Jahre lang Fußballtrainer. Er kritisiert im Dlf-Sportgespräch, dass die Menschenführung in der Trainerausbildung in den vergangenen Jahren häufig in den Hintergrund gerückt sei. Von seiner Beurlaubung bei Fortuna Düsseldorf sei er enttäuscht gewesen, weil ihm der Verein wenige Tage zuvor noch das Vertrauen ausgesprochen habe.

Friedhelm Funkel und Isabella Müller-Reinhardt im Gespräch mit Marina Schweizer |
Friedhelm Funkel war zuletzt Trainer von Fortuna Düsseldorf.
Friedhelm Funkel war zuletzt Trainer von Fortuna Düsseldorf. (imago sportfotodienst)
Trainerin und Trainer sind Taktiker, Personalplaner, Bezugspersonen und noch viel mehr. Friedhelm Funkel war über drei Jahrzehnte Bundesliga-Trainer in Deutschland und ist gerade in Rente gegangen. Isabella Müller-Reinhardt ist Sportreporterin und hat sich für ihr Buch "Mensch Trainer" mit zwölf verschiedenen Fußballtrainern getroffen und deren unterschiedlichen Herangehensweisen beleuchtet.
Friedhelm Funkel betonte, dass in der Trainerausbildung in den letzten Jahren das Hauptaugenmerk mehr auf Taktik und weniger auf Menschlichkeit gerichtet worden sei. Menschenführung sei vor allem in den letzten Jahren bei vielen Trainern zu kurz gekommen, da sie häufig nur über Taktik, Auswechslungen, Systemveränderungen gesprochen hätten. Dabei sei auch die Menschlichkeit in den Hintergrund gerückt.
Funkel: In Zukunft wird persönliche Beziehung wieder in den Vordergrund rücken
Funkel, der zuletzt Trainer bei Fortuna Düsseldorf war, betonte, die persönliche Beziehung zu den Spielern sei eminent wichtig. Und es werde so sein, dass dies gerade in Zukunft auch wieder mehr an die erste Stelle rücken werde.
Isabella Müller-Reinhardt hat für ihr Buch "Mensch Trainer" auch Friedhelm Funkel interviewt. Sie sagte, dass für ihn Spieler nicht nur Mitarbeiter oder Angestellte gewesen seien, mit denen er habe arbeiten müssen. Sondern es seien für ihn wirklich Menschen, Individuen gewesen, auf die er sich auch sehr eingelassen habe. Jeder von ihnen habe eine andere Ansprache benötigt.
Funkel sagte dazu: "Wenn man zum Beispiel die japanischen Spieler hat, die sind so zuvorkommend, die machen einfach alles, was du denen sagst. Die musst du auch dann ab und zu mal in den Arm nehmen. Du musst mit denen auch mal über ihre Kultur sprechen." Es sei wichtig, die unterschiedlichen Kulturen und Eigenschaften zu akzeptieren. Er kenne Trainer, die muslimische Gebete vor Spielen verboten hätten. Aber das sei für die Spieler das Schlimmste, was es geben könne. Und das darf man nicht. Manche Spieler habe er beispielsweise nie vor versammelter Mannschaft angegriffen oder lautstark kritisiert. Die deutschen oder europäischen Spieler müsse "man nicht immer nur den Arm nehmen, denen kann man auch mal einen Tritt in den Hintern verpassen."
Trainer haben wichtige Funktion für einzelne Spieler
Isabella Müller-Reinhard betonte, man dürfe einen Trainer nicht nur sportlich bewerten, sondern letztlich spiele da unglaublich viel Psychologie mit hinein. "Ein Trainer muss sich für Menschen interessieren und den Menschen das Gefühl geben, dass er sich für jeden Einzelnen interessiert", sagte die Autorin. Sowohl Spieler als auch Trainer dürften Fehler machen, zu denen sie auch stünden.
Funkel räumte ein, dass er zu seiner Anfangszeit als Trainer fast alles alleine machen wollte. "Ich habe kontrolliert, ob die Spieler zu Hause sind. Ich habe kontrolliert, ob die Spieler, wenn wir im Trainingslager waren, auf den Zimmern waren, ob sie rechtzeitig da waren und so weiter. Das war im Nachhinein ein Riesenfehler." Damit habe er das Vertrauen der Spieler enttäuscht. Es sei wichtig, auch Verantwortung abzugeben an andere Menschen im Team und an Führungsspieler.
Respekt sei wichtig - ob im Erfolg oder Misserfolg
Friedhelm Funkel sagte: "Für mich ist der respektvolle Umgang miteinander unheimlich wichtig, egal ob im Erfolg, da ist es leichter, oder im Misserfolg. Das ist das Entscheidende für mich und der Respekt der von meinen Spielern, den habe ich immer gehabt. Und ich habe auch den den Respekt der Spieler immer gespürt, mir gegenüber."
Das Fußballgeschäft ist schnelllebig, Trainer werden bei Misserfolg häufig kurzfristig entlassen. Isabella Müller-Reinhardt sei, die Dynamik sei unglaublich: "Da will man einen Trainer ein Denkmal bauen, und es dauert keine drei Monate, da wird er vom Hof gejagt."
Friedhelm Funkel wurde im Januar bei Fortuna Düsseldorf beurlaubt, obwohl sein Vertrag erst im Dezember verlängert worden war. Dazu sagte er: "Es war auf jeden Fall nicht schön, weil ich ein paar Tage vorher noch das hundertprozentige Vertrauen ausgesprochen bekommen habe, dass wir zusammen durch Dick und Dünn gehen. Darum war die Enttäuschung so groß."