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Sportgroßveranstaltungen
Milliarden vs. Menschenrechte

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fordert in ihrem Jahresbericht erneut einen politischen Kurswechsel beim IOC und der FIFA: Bei Sportgroßveranstaltungen dürften Menschenrechtsverletzer nicht mehr belohnt werden.

Von Robert Kempe |
    Drei Bauarbeiter gehen am Dau-Hafen entlang mit der Skyline der katarischen Hauptstadt Doha im Hintergrund.
    Vor allem die FIFA-WM in Katar steht wegen der Menschenrechtslage in dem Land in der Kritik (DLF / Thorsten Gerald Schneiders)
    Die Zeit ist Reif für Veränderungen. Das sagt Minky Worden von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Seit Jahren beschäftigt sich Worden mit Menschenrechten und Sportgroßveranstaltungen. Im neuesten Jahresbericht ihrer Organisation kommt sie zu einem klaren Ergebnis: "Wenn Länder, die gegen die Menschenrechte verstoßen, die repressiv gegen die Presse und die Bevölkerung vorgehen oder die Rechte von Arbeitsmigranten einschränken, wenn an die sportliche Großveranstaltungen vergeben werden, verschlechtert sich die Menschenrechtslage in den Ländern noch mehr. Da wir das wissen, haben wir die Verpflichtung, das zu ändern."
    Das IOC und die FIFA. Thomas Bach und Sepp Blatter erstmals in einem Bericht, der Terrororganisationen und Diktatoren anklagt. Doch der Sport schaut bei Menschenrechtsverletzungen gern weg. Kritische Worte etwa von IOC-Präsident Thomas Bach bei den Olympischen Spielen in Sotschi – Fehlanzeige. Zu verlockend sind die Profite, die Mega-Events in China, Russland oder Katar versprechen. Die Forderung von Minky Worden ist daher klar: Es müsse endlich Schluss damit sein, Menschenrechtsverletzer zu belohnen.
    "Sie müssen ihr Image aufpolieren. Sie brauchen das Scheinwerferlicht und die Fotos neben wichtigen Menschen, um im eigenen Land stark und mächtig zu erscheinen. Auch um den Nationalismus zu stärken. Für Diktatoren und Länder haben Sportereignisse also einen großen Wert. Darin liegt aber auch die Chance, sie zu Reformen bei den Menschenrechten zu bewegen."
    2015 müsse sich der Sport nun klar positionieren. Im Zentrum steht dabei auch ein Sportereignis in Europa: "Die ersten Europäischen Spiele werden in einer Atmosphäre noch nie dagewesener Repression auf Journalisten, Blogger, Anwälte und Menschenrechtsaktivisten stattfinden. Das ist die hässliche Fratze, die die Welt sehen wird, wenn sie nach Baku kommt."
    Human Rights Watch will nun verstärkt die Nationalen Olympischen Komitees in Europa über die Zustände in Aserbaidschan informieren. Unter der Woche sprach man mit den Deutschen Olympischen Sportbund. Unklar was von dem zu erwarten sein wird. Denn der Vorstandsvorsitzende Michael Vesper sitzt zugleich im Vorstand des Europäischen Olympischen Komitees. Dem Veranstalter der milliardenschweren Spiele in Baku.