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Sportler bei Iran-Protesten
"Der Sport kann nicht unpolitisch sein"

Menschen riskieren im Iran momentan ihr Leben bei den Protesten gegen das Regime. Prominente Unterstützung gab es dafür in den vergangenen Wochen auch aus dem Sport. Aber wie groß ist der Einfluss der Sportlerinnen und Sportler?

Shoan Vaisi und Christoph Becker im Gespräch mit Marina Schweizer |
Die iranische Fußball-Nationalmannschaft drückt ihren Protest gegen das Regime in schwarzen Trainingsjacken bei der Nationalhymne aus.
Die iranische Fußball-Nationalmannschaft drückt ihren Protest gegen das Regime in schwarzen Trainingsjacken bei der Nationalhymne aus. (IMAGO / GEPA pictures )
Im Iran gibt es seit etwa drei Wochen heftige Proteste gegen das dortige Regime. Menschen gehen auf die Straße, um sich für Gleichberechtigung und Frauenrechte einzusetzen. Auslöser der aktuellen Situation war der Tod der Iranerin Mahsa Amini, die in Polizeigewahrsam ums Leben kam.

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Einige Sportlerinnen und Sportler erhoben daraufhin auf verschiedenen Wegen ihre Stimme und solidarisierten sich mit der Frauenrechtsbewegung. Der Sport spielt eine Rolle bei den Protesten. Das zeigt auch die Geschichte von Schach-Schiedsrichterin Shohreh Bayat, die ihren Hijab bei den Weltmeisterschaften 2020 ablegte und so ins Visier des iranischen Regimes geriet. Sie war im Players-Podcast zu Gast.

Iranische Sportler kämpfen mit Reichweite gegen das Regime

Auch in diesen Tagen stellen sich prominente Sportlerinnen und Sportler gegen die Regierung im Iran. Zum Beispiel Sardar Azmoun vom Bundesligaklub Bayer Leverkusen, der in einem Tweet schrieb: "Lang leben die iranischen Frauen." Der Tweet wurde während seiner Zeit im Trainingslager mit der iranischen Nationalmannschaft geschrieben.
Kurze Zeit nach der Veröffentlichung wurde der Beitrag wieder gelöscht. "In der iranischen Nationalmannschaft gibt es offenbar zwei Lager. Sardar Azmoun hat sich deutlich hinter die Frauen im Iran gestellt. Die Fußballer geraten von beiden Seiten unter Druck", erklärt der frühere Ringer Shoan Vaisi im Sportgespräch.
Gerade der Fußball hätte aber ein enormes Potenzial bei der Unterstützung der Proteste erklärt Vaisi: "Dem Regime ist bekannt, wie viele Follower die Fußballer in den sozialen Netzwerken haben. Einige Fußballer werden als Vorbilder gesehen und werden von Millionen Menschen unterstützt."
Shoan Vaisi hat selbst erlebt, wie der Druck der iranischen Regierung im Sportsystem genutzt wird. "Im Trainingslager kommen die Imame dazu und zeigen den Sportlern, wie sie sich zu verhalten haben. Es gibt eine Moralkomission, die immer da ist und die Sportler kontrolliert. Begleiter des Regimes verhindern, dass Sportler bei Weltmeisterschaften in andere Länder fliehen und nehmen ihnen die Pässe ab", schildert Vaisi, der in der iranischen Jugendnationalmannschaft im Ringen aktiv war. Man habe keine sportliche Perspektive, wenn man sich gegen die iranische Regierung stelle.
FAZ-Autor Christoph Becker ergänzt: "Gerade deshalb muss man noch einmal herausstellen wieviel Mut es erfordert sich jetzt gerade gegen das Regime zu stellen. Außerdem erklärt der Journalist: "Man darf nicht glauben, dass die Menschen im Iran realitätsfern leben würden. Sie gehen im Gegenteil gerade auf die Straße, weil sie genau wissen, wie es anderswo in der Welt ist."

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Große Sportverbände schweigen zu Protesten

Die iranische Regierung versucht den Protest der Sportlerinnen und Sportler zu verhindern. Bisher ist offen, wie sich die Sportverbände zur Situation im Iran positionieren. Von der FIFA oder dem IOC gab es bisher kein Statement.
Doch auch das Schweigen vermittelt eine klare Botschaft kritisiert Christoph Becker: "Es gibt keinen Ton von der FIFA zu der Tatsache, dass Ali Daei, der bei der WM-Auslosung der FIFA für diese WM dabei war, in Teheran der Pass entzogen wurde. Ein Aushängeschild der FIFA wäre also gar nicht in der Lage zur WM zu reisen. Welches Signal sendet die FIFA damit? Welche Position unterstützt sie damit? Mit jeder Stunde die vergeht wird es immer deutlicher und macht sich diese Organisation immer unglaubwürdiger."
Den Ausschluss des Iran von sportlichen Großveranstaltungen wie der WM in Katar oder den Olympischen Spielen hält Becker aber für falsch: "Das würde der Regime-Propaganda nur helfen sich in die Opferrolle zu flüchten. Dann würden sie die Proteste auf den Westen schieben und der Bevölkerung erklären, dass die Welt den Start des Irans nicht wolle."
Shoan Vaisi sitzt an seinem Schreibtisch.
Der ehemalige iranische Ringer Shoan Vaisi, floh mit 21 Jahren als politischer Flüchtling aus seinem Heimatland. (Deutschlandradio / Vivien Leue)
Für Shoan Vaisi und Christoph Becker ist klar, dass der Sport in der Protestbewegung im Iran eine starke Rolle spielen kann. Durch die Unterstützung von bekannten Sportlerinnen und Sportler kann noch mehr Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit entstehen. Doch dazu gehört viel Mut, weil für die Menschen im Iran viel auf dem Spiel steht und großer Druck herrscht.