"Augenhöhe oder Brustumfang", Fragezeichen. Der Titel der Tagung des Deutschen Olympischen Sportbunds irritiert und das ist Absicht, sagt Petra Tzschoppe, DOSB-Vizepräsidentin.
"Es geht darum deutlich zu machen, dass in der Sportberichterstattung Männer und Frauen nicht in gleicher und angemessenerweise behandelt werden, sondern Frauen sehr viel seltener vorkommen und häufig auf Äußerlichkeiten reduziert werden, also häufiger über Brustumfang als über ihre sportlichen Leistung berichtet wird."
In der Regel berichten Männer über Männer im Fußball
Tschoppe ist zuständig für Frauen und Gleichstellung im DOSB. Studien zur Sportberichterstattung werden vorgestellt und vorgetragen, alle mit dem selben Ergebnis. In der Regel berichten Männer über Männer im Fußball. Der Anteil der Sportevents von Frauenteams, oder weiblicher Sportlerinnen ist verschwindend gering.
Laut Untersuchungen der Hochschule Macromedia Hamburg liegt er in lokalen Medien unter zehn Prozent.
Das muss mehr werden, da sind sich alle auf dem Podium einig: Sportlerinnen, Wissenschaftler und Programmchefs. Das Wie, das Thema wie Sportlerinnen medial dargestellt werden, touchierte man hier und da wurde aber nicht wirklich angefasst. Dabei sind die Vorwürfe, die Tzschoppe am Rand der Tagung erhebt deftig.
"Um einen mediale Aufmerksamkeit zu bekommen, wird zunächst erstmal nach Äußerlichkeiten vorsortiert, selektiert und wenn man über den Scanner drüber gekommen ist, dann hat man vielleicht, aber auch nur vielleicht die Chance medial stattzufinden als Athletin."
Die Inszenierung von Weiblichkeit im Sport, ist das tatsächlich nur Sache der Medien?
Jennifer Oeser, Vizeweltmeisterin im Siebenkampf, hat - anders als ihre männlichen Kollegen in Trikot und locker sitzender Turnhose - ihre Karriere Bauchfrei gemacht. In Bustier und Bikinihose. Der Unterschied hat sie nie gestört.
"Ich denke doch, dass die meisten Leichtathletinnnen sehr gut ansehbare Körper haben und warum sollen wir das nicht zeigen? Wir tun ja viel dafür. Das ist ja in allen Bereichen des Lebens so, dass als erstes immer der äußere Eindruck zählt."
Über Kleidervorschriften wird heftig diskutiert
Die Wettkampfkleidung stellt der Leichtathletik-Verband, auch verschiedene Outfits zwischen denen man wählen könne, sagt Oeser.
"Grundsätzlich ist das kein Zwang, also wenn damit sich jemand unwohl fühlt, kann jede Frau auch in langer Hose, T-Shirt und Trikot an der Start gehen."
Macht nur keine. In anderen Disziplinen wurde in der Vergangenheit durchaus heftig über Kleidervorschriften diskutiert. Nachdem klar war, dass Frauenboxen in London erstmals olympisch wird, fordert die International Boxing Assocation den Minirock im Ring. Als die dreifache Weltmeisterin Katie Taylor droht, bei Rockzwang nicht an den Spielen teilzunehmen, gab es einen Kompromiss, Frauen dürfen Rock tragen - oder Hose.
Im selben Jahr wurden auch die Kleidungsvorschriften für die Beach-Volleyball Damen geändert. Die Spielerinnen haben seitdem nicht mehr nur die enge Wahl zwischen einem einteiligen Badeanzug und einem Bikini, der an den Seiten maximal sieben Zentimeter breit sein darf, sonder auch Shorts und Tops sind erlaubt. Die Begeisterung der deutschen Volleyballerinnen hielt sich in Grenzen. Auch für Oeser sind andere Faktoren wichtiger.
"Wir reden hier von Preisgeldern, die sehr unterschiedlich sind, die nicht begründet sind weil die Männer und Frauen gleiche Leistungen bringen und die Bevölkerung gleichermaßen begeistert."
Lange, blonde Haare, blaue Augen, Modelfigur
Bei den Preisgeldern spielen auch Sponsoren eine Rolle. Sabrina Mockenhaupt, eine der bekanntesten Langestreckenläuferin in Deutschland kritisierte gegenüber der Süddeutschen Zeitung vor einem Jahr: Wenn man Leistung bringe und gut aussehe, kämen die Sponsoren von allein, wer nicht in das Wunschbild passt, gehe leer aus. Wer hat dann noch den Mut sich zu beschweren?
Die brasilianische Weltklasse-Surferin Silvana Lima fasste sich 2016 ein Herz. Gegenüber der BBC sagte sie, Sponsorverträge seien ihr verwehrt worden, weil sie nicht dem klassischen Beach-Babe-Image entspreche. Sprich: Lange, blonde Haare, blaue Augen, Modelfigur. Es sei ein verheerendes Signal, wenn Frauen auf ihr Äußeres reduziert werden, sagt DOSB-Vizepräsidentin Tzschoppe.
"Da ist natürlich dann auch ein Nährboden dann auch Frauen in der Art und Weise nicht ernst zu nehmen ja auch letztlich zu betroffenen sexualisierter Gewalt zu machen."
Sind daran ausschließlich männliche Vermarkter und Medien schuld? Wo sind die kritischen Stimmen von Sportlerinnen und Funktionären in Deutschland? Die Frage bleibt auch nach der Tagung in Leipzig offen.