Sportmediziner Bloch zu Covid-Infektionen
"Zum Schutz der Athleten wäre es besser, sie starten nicht"

Mit Malaika Mihambo und Noah Lyles verließen am Donnerstag gleich zwei Topstars das Olympiastadion auf Krankenstühlen - die Weitspringerin nach, der Sprinter mit einer Corona-Infektion. Der Körper überlaste schnell, sagt Sportmediziner Bloch im Dlf.

Wilhelm Bloch im Gespräch mit Matthias Friebe |
Malaika Mihambo sitzt in einem Rollstuhl und wird von medizinischem Personal geschoben.
Weitspringerin Malaika Mihambo musste nach ihrem Wettkampf medizinisch betreut werden. (Kirill Kudryavtsev / AFP / dpa / Kirill Kudryavtsev)
Malaika Mihambos kämpfte während und vor allem nach ihrem Weitsprung-Wettkampf mit Atemproblemen. Bei nur 70 Prozent lag die Gasaustauschkapazität ihrer Lunge nach einer Covid-Infektion. Mihambo gewann dennoch Silber.
Sonst sei die Gasaustauschkapazität bei einer Athletin wie Mihambo bei 100 Prozent, sagt der Sportmediziner Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule Köln. Der Wert zeige eine deutliche Einschränkung dessen, was die Lunge an Sauerstoff aufnehmen kann.
Damit stelle der Körper weniger Energie bereit, erklärt Bloch: „Das ist, als ob sie sich auf 4000, 5000 Metern Höhe bewegen.“

Doppelte Belastung führt zu Überlastung

Während bei Mihambo die Infektion schon einige Zeit zurückliegt, ist sie beim amerikanischen Sprintstar Noah Lyles erst zwei Tage vor dem 200-Meter-Finale diagnostiziert worden. Der hochfavorisierte Lyles gewann die Bronzemedaille, brach aber anschließend zusammen.
„Der Körper muss zwei Belastungen - einerseits die Hochbelastung beim Sport - verdauen. Und zum anderen hat der diese Immunreaktion. Und das System muss auch nochmal Hochleistung fahren und das überlastet den Körper ziemlich schnell“, sagt Bloch. Das könne zu ernsthaften Gefahren führen – zum Beispiel wenn die Herzmuskulatur betroffen sei.
Bloch sagt deshalb: „Mir wäre es tatsächlich lieber aus ärztlicher Sicht, dass keine Athleten starten, die Covid-positiv sind. Ob das umsetzbar ist, ist eine andere Frage. Aber aus ärztlicher Sicht muss man sagen: Zum Schutze der Athleten ist es besser, sie starten nicht.“

"Covid hat es in sich"

Auch vor der Corona-Pandemie hätten Bloch und andere Mediziner bei Infektionen – etwa mit Grippe – von Starts bei Wettbewerben abgeraten und auch zu einer Trainingspause geraten. Durch die Pandemie gebe es eine Sensibilisierung. Das Covis-Virus habe allerdings auch noch mehr Angriffspunkte im Körper.
„Die Covid-Infektion ist auch eine Infektion, die es schon in sich hat“, sagt Bloch. Auch die Kurzatmigkeit von Malaika Mihambo nach ihrem Weitsprung-Wettkampf verortet Bloch in den Bereich, den speziell Covid 19 in der Lunge verursachen könne.
Die Pandemie sei zwar in gewisser Weise überstanden, resümiert Bloch. Der SARS-COV2-Virus bleibe aber in der Welt und biete weiterhin Gefahren: „Medizinisch gesehen und vom Gesundheitsrisiko her ist es immer noch da und es wird auch bleiben.“