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Sportpolitik
China spielt mit

Ob Fußball, Triathlon oder Sportrechte - chinesische Investoren steigen überall auf der Welt ins Sport-Business ein. Das hat System: Die Vorbereitungen für die Olympischen Winterspiele 2022 laufen und im Fußball will China nicht nur der größte Markt der Zukunft werden – sondern schon bald selbst auf Weltklasseniveau spielen.

Von Axel Dorloff |
    Chinesische Schüler trainieren Fußball in Shijiazhuang, in der nordchinesischen Provinz Hebei (12. September 2014)
    Auf dem Weg zur Fußballnation? Chinas Staatschef hat seinem Land ein umfassendes Fußball-Förderprogramm verordnet. (Huo Yanen/ picture alliance / dpa)
    Man merkt sofort: der Mann hat mit Fußball zu tun. Der dunkle, schwere Holzschreibtisch im Büro von Wang Hui ist umgeben von persönlichen Andenken: ein Fußball, unterschrieben von den Spielern des AC Mailand. Ein Trikot vom FC Arsenal. Und über dem Kamin: der grün-gelbe Wimpel des niederländischen Erstligisten ADO Den Haag. Wang Hui ist Chef von UVS. Das steht für United Vansen International Sports. Der chinesische Geschäftsmann investiert Millionensummen in Sportprojekte - zumeist in Europa. Vor einigen Jahren hat Wang Hui den italienischen Supercup nach China geholt:
    "Die Spiele wurden im Vogelnest ausgetragen und kamen beim Publikum sehr gut an, und waren auch wirtschaftlich ein echter Erfolg. Wir sind davon überzeugt, dass China ein sehr guter Markt für Investitionen in den Fußball ist. Wir werden weiter daran arbeiten."
    Angefangen hat UVS im Jahr 2008: damals als Organisator für die Abschlussfeier der Olympischen Sommerspiele in Peking. Danach wurde in den Fußball investiert: immer wieder hat UVS Vereine wie Tottenham Hotspur, West Ham United, Lazio Rom oder Inter Mailand für Gastspiele nach China geholt. Seit fast einem Jahr hält UVS die Mehrheit am niederländischen Erstliga-Verein ADO Den Haag. Dazu erklärt Wang Hui:
    "Wir haben ADO Den Haag im Januar gekauft. Wir wollen mit chinesischem Geld versuchen, dass sich der Club besser und erfolgreicher entwickeln kann. Er soll international bedeutender werden und Profit machen. Und wir wollen von den Management Erfahrungen auch hier im Land profitieren. Wir wollen dabei helfen, dass sich der Fußball in China entwickelt - und vor allen Dingen die jungen Fußballer in China richtig gefördert werden."
    China auf dem Weg zur Fußballmacht?
    Das passt ins Bild: Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat dem Land ein ehrgeiziges Fußballprogramm verordnet. Seit Februar gibt es den 50-Punkte-Aktionsplan. Bis 2017 sollen 20.000 chinesische Schulen besonders gefördert werden. Trainer sollen ausgebildet, Fußball-Plätze gebaut, die Jugend gefördert werden. Auch vom Investment in ADO Den Haag soll China mittelfristig profitieren, sagt Sport-Experte Yan Qiang. Er ist TV-Kommentator für Basketball und Fußball, und hat lange Jahre als Sport-Korrespondent in Europa gearbeitet:
    "Der Fußballklub aus Den Haag hat einen Vertrag mit einer der führenden Schulen in China, in Peking. Ziel ist es, den Nachwuchs dort im Fußball besser auszubilden - nach holländischem Vorbild. Die Schule ist übrigens die, die auch Präsident Xi Jinping als Junge besucht hat. Ein Zufall? Da bin ich mit nicht so sicher."
    ADO Den Haag ist nur eins von vielen Beispielen: chinesische Investoren steigen in ganz Europa ins Fußball-Business ein. Eine Investorengruppe um China Media Capital - CMC - und dem Staatsfonds CITIC hat Ende November 13 Prozent der Anteile von Manchester City übernommen - für fast 400 Millionen Euro. Chinesische Geldgeber halten außerdem über 50 Prozent von Espanyol Barcelona, 20 Prozent von Atletico Madrid und den französischen Zweiligaklub FC Sochaux gleich zu 100 Prozent. Und es ist nicht nur der Fußball, erklärt Experte Yan Qiang:
    "Vergangenes Jahr gab es diverse politische Bestrebungen der chinesischen Regierung, den Sport strategisch in den Mittelpunkt der sozialen Entwicklung der chinesischen Gesellschaft zu stellen. Sport ist in China zunehmend bedeutender geworden. Die vielen Investitionen ins Sport- Business stehen also im Einklang mit den Zielen der chinesischen Führung - aber sie sind gleichzeitig auch unabhängig. Sie sind marktorientiert, sollen Profit bringen, und gehen zumeist auch nicht von staatseigenen Betrieben aus, sondern von privaten Investoren."
    Chinesische Investoren setzen auf Sport
    Erst im August hat die Immobiliengruppe Dalian Wanda die World Triathlon Corporation und damit die Marke Ironman gekauft - für 650 Millionen US-Dollar. Bereits Anfang des Jahres hatte Wanda für eine Milliarde Euro den Schweizer Sportrechtevermarkter Infront gekauft, der weltweit Übertragungsrechte an den Olympischen Spielen und auch der Fußball-WM besitzt. Wanda-Chef Wang Jianlin gilt als großer Fußball-Fan - und als einer der reichsten Chinesen. Die 45 Millionen Euro-Investition für 20 Prozent der Anteile von Atletico Madrid sind deshalb auch eine Art persönliches Hobby. Sport-Experte Yan Qiang hält besonders den Ironman-Deal für ein kluges Investment:
    "Triathlon ist jetzt eine Olympische Disziplin bei den Sommerspielen. Und mit der wachsenden Popularität des Laufens steht der Ironman auch vor einer rosigen Zukunft. Global und auch hier in China. Aus Wandas Sicht: Eine sehr kluge Investition. Wanda war immer sehr erfolgreich im Immobilienmarkt, aber der ist weitgehend gesättigt. Deshalb sucht Wanda nach anderen Möglichkeiten zu investieren, sie richten sich strategisch anders aus."
    Der Bereich Sport soll künftig neben der Immobiliensparte einer der Grundpfeiler des Wanda-Konzerns werden. Größere Investments in Europa sind auch in Zukunft nicht ausgeschlossen. Das gilt auch für United Vansen International Sports - UVS - aus Peking. Für Chef Wang Hui ist ADO Den Haag ein Versuchsballon. Wenn das klappt, geht's weiter:
    "Tatsächlich haben wir am Anfang nicht mit ADO Den Haag verhandelt sondern mit einem Klub aus der italienischen Serie A. Während den Verhandlungen hat mir einer ADO Den Haag empfohlen. Ich dachte, das Risiko ist bedeutend kleiner, weil der Klub nicht so teuer ist wie ein italienischer Erstligaverein. Also ist das strategische Ziel erst einmal, einen kleinen bzw. mittleren Klub in Europa zu kaufen und zu fördern. Wenn das gut geht, werden wir uns dann evtl. an einem großen Klub aus einer der fünf großen Ligen Europas versuchen."
    Das Ziel ist dabei immer das gleiche: China soll langfristig in der globalen Fußballfamilie etabliert werden. Erst kürzlich gab bei ADO Den Haag Ärger um angeblich versäumte Zahlungen des chinesischen Investors. Das ist jetzt wieder ausgeräumt. Man müsse sich auch kulturell erst noch aneinander gewöhnen - so UVS-Chef Wang Hui.