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Krieg in der Ukraine
SPD-Sportpolitikerin fordert Ausschluss von russischen IOC-Mitgliedern

Jahrelang war Russland eine Sport-Macht. Der russische Einfluss habe sich auch in den deutschen Sport "hineingefressen", sagt Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin der SPD, im Dlf. Sie fordert Konsequenzen: den Ausschluss von russischen IOC-Mitgliedern und Änderungen in der deutschen Sportpolitik.

Sabine Poschmann im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Der russische Präsident Wladimir Putin (r) und Clemens Tönnies, Aussichtsratsvorsitzender des Bundesligavereins Schalke 04, halten ein Schalke-Trikot mit der Aufschrift des Sponsors Gazprom.
Gazprom war bis zum Ukraine-Krieg Sponsor des Fußball-Bundesligisten Schalke 04. (dpa)
Jahrelang hat Russland seinen Einfluss auf den Weltsport ausgebaut. Wichtiges Mittel dafür war der Staatskonzern Gazprom. Mit dem Geld hat sich Russland bei Schalke 04, bei der UEFA und auch bei anderen internationalen Verbänden eingekauft. Beim Internationalen Box-Verband wurde der Russe Umar Kremlev sogar als Präsident gewählt, weil er versprechen konnte, Gazprom als Sponsoren mitzubringen.
"Natürlich hat sich Russland politisch in den deutschen Sport hineingefressen", sagt Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin der SPD im Bundestag. "Aber es ist nur ein Teil, wo ich denke: Den gilt es jetzt zu ersetzen. Und viele sind auf dem Weg, das auch wunderbar hinzubekommen."
Man sieht die SPD-Politikerin Sabine Poschmann
Die SPD-Politikerin Sabine Poschmann (picture-alliance / dpa / Tim Brakemeier)
Das Engagement des Präsidenten des Internationalen Kanu-Verbandes, Thomas Konietzko, in Saudi-Arabien, sieht Poschmann kritisch und schlägt andere Geldgeber für den deutschen Sport vor:
"Ich denke, man muss jetzt schon aufpassen, dass man nicht vom Regen in die Traufe kommt und auch jetzt wieder Sponsoren an den Start gehen oder russische Sponsoren ersetzen, wo man genauso überlegen muss, inwieweit die Einfluss nehmen wollen, inwieweit sie auch die sportlichen Werte, die wir haben, vertreten in ihren Ländern."

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Verteilung der Sportförderung als Einfluss-Mittel

Für Poschmann bietet die aktuelle Situation aber auch eine Chance: "Ich denke, das ist jetzt gerade ein Grund, einen Umbruch hinzubekommen. Also zu überlegen: Nicht, wo bekomme ich das meiste Geld her - natürlich muss das ein Verein leisten. Aber auch daran zu denken: Diese Sponsoren - vertreten die denn die Werte des Sports, die wir in Europa viel stärker betonen sollten?"
Die Sportpolitik könne vor allem über die Vergabe der Sportfördermittel des Bundes das Verhalten von Verbänden und Vereinen beeinflussen. Zum Beispiel zahlt das Bundesinnenministerium schon jetzt kein Geld an deutsche Verbände für Reisen zu Wettbewerben, an denen auch Sportlerinnen und Sportler aus Russland oder Belarus teilnehmen.
Davon betroffen ist unter anderem der Deutsche Schwimmverband. Der Welt-Schwimmverband FINA erlaubt russischen und belarussischen Sportlerinnen und Sportlern, unter neutraler Flagge antreten zu dürfen. Der DSV hat nun laut FAZ in einem Schreiben an die FINA angekündigt, die kommende WM zu boykottieren, sollte diese Regel beibehalten werden.

Russische IOC-Mitglieder sollten ausgeschlossen werden

Grundsätzlich formuliert Poschmann das Ziel, mehr Wettbewerbe in Europa auszurichten und damit Alternativen zu autokratischen Staaten wie Russland oder China zu bieten. Dass sich der Sport nicht früher von Russland distanziert habe, erklärt Poschmann damit, dass man vor der Annexion der Krim an eine Annäherung geglaubt hätte.
"Man hatte ja gedacht, dass Russland sich eher westlich annähert und es nicht zu diesem Showdown kommen wird." Der russische Präsident Putin habe mit falschen Karten gespielt und auch gegenüber anderen Regierungschefs gelogen. Nun sei das Vertrauen für lange Zeit gebrochen.
Den Unterschied in der Reaktion zu früheren Vorkommnissen wie dem russischen Staatsdoping begründet Poschmann mit der Schwere der aktuellen Lage, in der tausende Menschen in der Ukraine sterben.
Krieg in der Ukraine - Zeitenwende auch im Sport?
Daher fordert die SPD-Sportpolitikerin, dass auch die russischen IOC-Mitglieder wie die frühere Hochspringerin Jelena Issinbajewa ausgeschlossen werden sollten.

Ich glaube, das ist folgerichtig, weil es nicht sein kann, dass sie bei so einem Verband im Grunde an der Spitze stehen, im Grunde noch die Richtung vorgeben können und sich auch irgendwo präsentieren können. Für mich ist Isolation auch ein Ausschluss solcher Mitglieder.

Sportler als "Instrumente des russischen Staates"

Bisher haben die Sanktionen allerdings vor allem Sportlerinnen und Sportler betroffen, die vielfach nicht mehr an Wettbewerben teilnehmen dürfen. Die Sanktionen zielten nicht auf Einzelne ab. "Aber auch da ist es ja so, dass sie sich teilweise zum Instrument ihrer Regierung gemacht haben", so Poschmann. Sie verweist unter anderem auf den Turner Ivan Kuliak, der auf seinem Anzug den Buchstaben "Z" angebracht hatte, der in Russland für Kriegs-Propaganda benutzt wird.

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Es werde eine ganze Zeit dauern, bis russische Sportler wieder an Wettbewerben teilnehmen würden, meint die SPD-Politikerin. "Ich glaube, mit Putin wird uns das nicht gelingen."