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Olympia-Bilanz
"Lehren aus Peking ziehen"

Die Olympischen Winterspiele von Peking sind Geschichte. Während viele Athleten die Organisation und das Corona-Management in China loben, bekommt das IOC Kritik für seinen Kotau gegenüber dem Gastgeber.

Von Bastian Rudde |
Eine Fahne mit den olympischen Ringen.
Eine Fahne mit den olympischen Ringen. (imago images/GEPA pictures)
Sotschi 2014, Pyeongchang 2018 und jetzt Peking 2022. Der deutsche Biathlet Erik Lesser kann auf mittlerweile drei Olympia-Teilnahmen zurückblicken. Sein Urteil, das er im Deutschlandfunk über die Winterspiele in China fällt, ist vernichtend: "Ich kann sicherlich in 50 Jahren sagen: 'Leute, egal was gekommen ist, Peking war immer schlimmer.'"
Diese Kritik bezieht Lesser aber nicht nur auf den Gastgeber, sondern vor allen Dingen auf das Internationale Olympische Komitee und dessen Präsident Thomas Bach. "Ich bin einfach nur enttäuscht, dass ein Thomas Bach nach wie vor, auch der Pressesprecher des IOC, kritische Fragen einfach so wegwischt, dass die Spiele unpolitisch sind. Das ist ja völliger Quatsch."
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Ein Beispiel, dass solche Kritik nährt, war eine Pressekonferenz des IOC und des chinesischen Olympia-Organisationskomitees während er Spiele. Die Sprecherin des Organisationskomitees bezeichnete Menschenrechtsverstöße an den Uiguren als "Lüge" und propagierte in einem Atemzug die sogenannte "Ein-China-Politik", die Taiwan die Unabhängigkeit abspricht.
"Das ist sehr, sehr politisch, was die Frau gesagt hat“, meint Taiwans Vertreter in Deutschland, Jhy-Wey Shieh. "Es wird immer darauf hingewiesen von Leuten aus dem IOC, dass Olympiade sich von der Politik entfernen soll, muss politisch neutral bleiben. Und trotzdem ist das Regime von China derart arrogant geworden, dass es sich überhaupt nichts ausmacht aus dieser immer hochgehaltenen Fairness."
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Abgesehen von den politischen Diskussionen rund um Gastgeber China war die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa eines der prägenden Themen der Winterspiele. Die 15-Jährige, die als sogenanntes "Wunderkind" gilt, war bereits im Dezember bei einer Dopingkontrolle positiv auf eine verbotene Substanz getestet worden. Das wurde während der Spiele bekannt. Weil ihr Fall sportrechtlich noch nicht abgeschlossen ist, durfte Walijewa im Einzel starten, zerbrach offenbar am Druck, wurde Vierte – und es entstand eine Debatte über ein Mindestalter bei olympischen Wettbewerben.
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Weikert, positionierte sich im Deutschlandfunk so: "Wenn das die Regel werden sollte in manchen Sportarten, ist das Eintrittsalter, also das Alter, in dem man seine Leistung bringt eben sehr früh, schon eine Diskussion wert. Davon abgesehen, muss man einfach sagen: Wie mit dem Kind umgegangen worden ist, katastrophal. Man spricht auch von der russischen Seele. Und war ziemlich seelenlos, was da passiert ist. Also das kann man nur kritisieren."
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Für die Abwicklung der Wettkämpfe und das Corona-Management werden die Spiele von Peking häufig gelobt. "Die Athletinnen und Athleten haben das Feedback gegeben, dass die Organisation im Großen und Ganzen rund lief. Und dem Organisationskomitee muss man bei aller Kritik zugestehen, dass sie das relativ gut über die Bühne gebracht haben", sagt Johannes Herber, Geschäftsführer des Vereins Athleten Deutschland.
Herbers Peking-Bilanz: "Gut, dass wir die Spiele überstanden haben. Und wir müssen sie jetzt nutzen, um Lehren daraus zu ziehen." Die nächste Gelegenheit dazu sind die Paralympics von Peking, die am 4. März starten. Gastgeber der Winterspiele 2026 sind Mailand und Cortina d’Ampezzo in Italien.
Olympiabilanz mit Johannes Herber von Athleten Deutschland