Nicht alle psychischen Probleme ließen sich mit Sport und Bewegung ausreichend bekämpfen, betont Malte Claussen. Bei einer depressiven Episode oder einer depressiven Erkrankung solle man frühzeitig mit seinem Hausarzt und entsprechenden Spezialisten sprechen. Claussen erklärt aber auch, welche positiven Effekte der Sport haben könne: Vor allem das wohltuende Erleben der körperlichen Gesundheit und der Selbstwirksamkeit bei Trainingserfolgen durch den Sport. Weil Menschen Sport und Bewegung normalerweise oft in Gesellschaft betrieben, stehe hinter einem positiven Faktor aktuell ein Fragezeichen.
"Das ist natürlich momentan stark eingeschränkt. Wir müssen uns alle an die Maßnahmen halten, das ist sehr wichtig. So, dass dieser soziale Aspekt des Sports nicht so zur Verfügung steht, wie wir das vor Pandemiezeiten kannten."
Mindestens einmal eine Stunde am Tag draußen bewegen
Claussen ist Leiter der Sportpsychiatrie und -psychotherapie der Psychatrischen Universitätsklinik Zürich. Er erklärt, warum es wichtig ist, neben den Profis auch den Amateursport politisch und finanziell in der Pandemie zu unterstützen: "Man darf nicht vergessen, dass insbesondere der Breitensport und die Sportvereine eine extrem wichtige Funktion haben und natürlich auch eine gewisse Unterstützung brauchen, und dass sie einer hohen gesellschaftlichen Aufgabe nachkommen."
Die starke Sichtbarkeit von Sporttreibenden, etwa beim Laufen oder Radfahren, sieht Claussen nur bedingt als gutes Zeichen. Das seien vor allem Menschen, die es gewohnt seien sich zu bewegen. "Und es gibt auch relativ viele Studien, die zeigen, dass wir uns insgesamt viel weniger bewegen in der Pandemie."
Claussens Apell ist daher so simpel wie eindringlich: Alle sollten mindestens einmal am Tag eine Stunde nach draußen gehen und sich bewegen.