Medienrechte
Wie Netflix zum globalen Sportsender werden will

Premiere bei Netflix: Zum ersten Mal zeigt der Streamingdienst echte Sportwettkämpfe statt nur Showkämpfe wie zuletzt im Boxen. Jetzt gibt es American Football, auch für die Fußball-WM der Frauen hat sich Netflix Rechte gesichert. Es ist eine Wende in der Sportstrategie des Streamingdienstes.

Von Piet Kreuzer |
Netflix-Reporterin Stacey Dales interviewt die Football-Stars Patrick Mahomes und Travis Kelce (v.l.) von den Kansas City Chiefs.
Mit der Übertragung zweier Weihnachtsspiele der nordamerikanischen Football-Liga NFL betritt der Streamingdienst Netflix Neuland. (IMAGO / Imagn Images / IMAGO / Charles LeClaire)
"Netflix ist in der 'Victory'-Formation, denn Marktforscher Nielsen gibt bekannt, dass im Durchschnitt 24 Millionen Menschen die beiden NFL-Spiele an Weihnachten gesehen haben", sagt Moderatorin Abby Phillip beim US-Nachrichtensender CNN.
Der Streamingdienst hatte für 150 Millionen US-Dollar die Rechte an den Weihnachtsspielen erworben: Die Kansas City Chiefs gegen die Pittsburgh Steelers und die Baltimore Ravens gegen die Houston Texans – live auf Netflix.
Abby Phillip unterstreicht: "Der Spitzenwert lag bei 27 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern – während der Halbzeitshow von Beyoncé. Das war die höchste Zuschauerzahl, die jemals bei einem gestreamten NFL-Spiel erreicht wurde."

Netflix kauft auch Rechte für Fußball-WM der Frauen

Und diese Zahlen beziehen sich nur auf die USA. Netflix streamte die Spiele aber insgesamt in über 200 Länder. Bei den globalen Expansionsplänen der National Football League ist dies ein gutes Argument für eine weitere Zusammenarbeit.
Wie die zukünftige Sport-Srategie aussieht, darüber rätselt die Branche. Finanzanalyst Tom Rogers vom US-Sender CNBC sagt: "Die große Frage ist, welche Rolle der Sport als Katalysator für die Medienbranche im Allgemeinen spielt. Wie tief wird Netflix einsteigen? Sie haben gerade bekannt gegeben, dass sie die Rechte für die Fußball-Weltmeisterschaften der Frauen 2027 und 2031 erworben haben."
Und gerade erst wurde auch noch eine Vereinbarung mit dem Wrestling-Konzern WWE abgeschlossen.

Kehrtwende in der Sport-Strategie

Eine Entwicklung, die den Aussagen des Netflix-Managements in der Vergangenheit widerspricht. So ließ sich Co-Geschäftsführer Ted Sarandos noch vor zwei Jahren zitieren: "Wir sind nicht gegen den Sport, wir sind nur für den Profit – wir haben keinen profitablen Weg gesehen, große Sportarten zu vermarkten."
Das scheint jetzt anders zu sein. Bei den NFL-Spielen wurde ausreichend Werbung verkauft. Dazu kommt Eigenwerbung für die teuer produzierten Filme und Serien.
In der jüngsten Vergangenheit hat der Streamingdienst lediglich Showkämpfe im Tennis und Golf übertragen. Mitte November 2024 unterlag der 58-Jährige ehemalige Boxer Mike Tyson dem 31 Jahre jüngeren Social-Media-Star Jake Paul in einem Showkampf, den 65 Millionen Menschen verfolgten. Unter dem Ansturm brach die Übertragung zusammen, das Desaster sorgte für einen Shitstorm.

Rechteinhaber hoffen auf Live-Sport-Investments

Bei den NFL-Übertragungen lief es nun wesentlich besser. Und jetzt hoffen Rechteinhaber weltweit, dass Netflix weiter in Live-Sport investiert. Denn das Unternehmen sei finanzkräftig, meint CNBC-Finanzexperte Tom Rogers:
"Die Marktkapitalisierung von Netflix ist heute ungefähr so hoch wie die von Disney, Comcast, Paramount, Warner Brothers, Discovery und Fox zusammengenommen. Sie sind das reichweitenstärkste globale Mediennetzwerk und mit Abstand das wertvollste Medienunternehmen der Welt."