Viele Sportstätten in Deutschland müssen dringend saniert werden. Der Bund hat deshalb im Jahr 2015 das Programm "Sanierung kommunaler Einrichtungen" gestartet. Einige hundert Millionen Euro sind bereits in verschiedene Projekte geflossen. Der Bedarf ist jedoch deutlich höher. Deswegen stellt der Bund noch noch einmal 449 Millionen Euro zur Verfügung.
"Das ist relativ wenig, zumal die Ankündigung vor zwei Jahren schon auf wesentlich größere Beträge waren", sagte Robin Kähler im Deutschlandfunk. Kähler ist Sportwissenschaftler und Vorsitzender der deutschen Sektion der internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen. "Wir freuen uns, dass wir überhaupt Mittel bekommen und müssen damit auskommen, wie andere im Moment auch."
Hälfte aller Sportstätten müssen saniert werden
Viele deutsche Sportstätten, besonders die schulischen, aber auch die kommunalen, bräuchten dringend eine Sanierung, aber auch eine Mondernisierung, sagte Kähler. "Modernisierung heißt nicht nur Reparatur von Leuchten an der Decke oder die Dusche, sondern Modernisierung heißt auch Weiterentwicklung der Sportstätten. Und da ist ein sehr, sehr hoher Sanierungsbedarf." Laut Kählers Schätzung müsse die Hälfte aller kommunalen Sportstätten saniert werden. "Wobei die Sanierungen nicht immer sehr groß sind. Manchmal sind sie kleiner und könnten schneller geregelt werden, als es wirklich geschieht."
Entscheidend sei am Ende nicht die Höhe der Geldsumme, sondern die Frage, wofür das Geld ausgegeben wird. "Wer entscheidet darüber? Und wie ist der konkrete Bedarf? Das System muss grundsätzlich geändert werden. Nicht einfach ein Gießkannensystem, sodass es einfach den Ländern gegeben wird und die verteilen es in den Kommunen. Man muss schauen, wer hat den eigentlich Bedarf? In welcher Kommune ist mehr Bedarf? Oder ist diese Sportstätte überhaupt noch zu halten?" Laut Kähler stehen die Bedarfe völlig dem entgegen, wie die Mittel tatsächlich vergeben würden.
"Man gibt einfach Millionen und es geschieht nichts"
An sich sei der Koalitionsplan der Ampel klug, sagte Kähler, weil die Politik Deutschland weiterentwickeln und moderner machen wolle. "Aber dann gibt man einfach nur Millionen und es geschieht nichts und es wird immer so weiterlaufen wie bisher. Wir brauchen einen großen Systemwechsel, der in der Tat wirklich den Bedarf prüft, der auch eine integrierte Planung macht, die in die Städte hineingeht, die Digitalisierung der Verwaltung voranbringt, modernisiert, die Klimaneutralität ernst nimmt und wirklich auch in den Objekten wirklich etwas verändert."
Auch beim Bau neuer Turnhallen müsse umgedacht werden, so Kähler. "Die Bildungspläne der Schulen sind seit 25 Jahren anders. Man baut aber immer noch die gleichen Hallen, die nicht für die Pädagogik geeignet sind, sondern für ganz bestimmte Wettkampfsportarten. Wir müssen viel differenzierter an die Planung heran. Es macht Sinn, Wettkampfsporthallen für den Wettkampfsport zu planen. Aber Schulsporthallen, die pädagogische Räume sind, sollten ganz anders gebaut werden." Im Grunde genommen werde nach alten Mustern geplant, "obwohl wir in einer völlig anderen Welt schon leben", so Kähler.
"Haben sehr wichtige Fragen zu klären"
Klug findet Kähler, dass das Geld für die Sportstättensanierung aus einem Klima-Topf kommen soll. "Das sind schon ganz entscheidende Impulse, die jetzt schon richtig sind. Aber wir müssen auch da weitergehen." Ein Problem sei, dass klimaneutrales Bauen teurer sei als nicht-klimaneutrales Bauen. "Das bedeutet, dass die Kommunen mehr Geld ausgeben müssen. Das tun sie aber nicht, wenn sie nicht mehr Zuschüsse bekommen. Und schon gibt es keine Entwicklung hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimaneutralität. Also wir haben da wirklich sehr wichtige Fragen zu klären."