Annette sitzt im Startblock und schaut gespannt auf den Finger des Starters. Im nächsten Moment wird der sich krümmen. Den Knall der Startpistole hingegen hört die 27-Jährige nicht. Annette gehört zum Nationalkader der gehörlosen Leichtathleten.
Schließlich sprintet sie die 100 Meter in 13 Sekunden. Eine prima Zeit, die locker ausreicht beim Eignungstest der Sporthochschule Köln. Dafür stößt Annette auf andere Schwierigkeiten.
"Beim Schwimmen hatte ich dann eine Einschränkung, weil ich meine Hörgeräte nicht ins Wasser nehmen konnte, aber man hat mir visuelle Zeichen gegeben. Das hat gut geklappt."
Die 25-jährige Kommilitonin Solveig ist von klein auf Reiterin. Ihr Herzenswunsch: Sport zu studieren. Sie ging ebenfalls zum Eignungstest, der ihr - wie allen anderen - Leichtathletik-, Schwimm- und Turnübungen abverlangte. Weil Solveig von Geburt an der linke Unterarm fehlt, lief die Prüfung auch nicht ganz einfach.
"Beim Turnen war ich ziemlich eingeschränkt. Den Auf- und Umschwung am Reck, den musste ich nicht machen. Beim Turnen wurden einfach Halte- und Sprungkraft getestet, um zu sehen, ob ich auch genug Rumpfstabilität habe, um das Studium zu absolvieren. Anderes Beispiel: Beim Schwimmen hatte ich auch eine andere Zeitvorgabe für 100 Meter."
Schließlich haben es beide Sportlerinnen geschafft. Ein Gutachten des Behindertenbeauftragten der Hochschule gab ihnen vier Wochen nach dem Test grünes Licht fürs Studium: Der Lohn für ihren Mut, von Freunden und ihrer Familie angeregt den Test zu wagen. Eine typische Qualität von Leistungssportlern, sagt der Kölner Sportwissenschaftler Thomas Abel vom Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft:
"Also, wenn ich gemerkt habe, ich kann meine Grenzen verschieben und kann sie neu kennenlernen, dann bin ich eher bereit, mich zu messen. Aber das ist schade, dass es noch so eine Selektion ist. Denn es ist klar, wir brauchen die Leistungssportler, das ist spannend. Aber wir würden auch gerne den Breitensportler hier haben, der breiter angelegt ist und nicht in einem nationalen Kader steckt."
Derzeit studieren weniger als zehn körperbehinderte Studenten an der Sporthochschule Köln. Es könnten durchaus mehr sein, doch das Thema ist bislang wenig bekannt. Die Probleme im Studienalltag sind unterschiedlich, aber nicht unüberwindlich: Da Annette ihrem Gegenüber von den Lippen abliest, ist sie in Seminardiskussionen überfordert, wenn viele durcheinanderreden. Auch bei Übungen zu Tanz und Gymnastik spürt sie ihr Handicap. Sie hört die Musik nicht. Stattdessen hat sie als Wahlfach Schwimmen und Turnen belegt.
"Dann hatte ich doch Schwierigkeiten, weil ich bei der Prüfung nach Musik turnen sollte. Das war für mich schwierig: Vor allem hatte ich die Dozenten nach der Alternative gefragt, ob ich das ohne Musik machen könnte. Aber das wurde abgelehnt. Und es hat doch ganz gut geklappt."
Bei Solveig war das Turnen ein Dauerthema, aber auch kein so Gravierendes. Sie hatte einfallsreiche Dozenten.
"Die Dozenten waren total kompetent und haben sich andere Übungen ausgedacht, die ich dann aber alle absolvieren musste, um den Schein zu bekommen - einhändiger Handstand mit Hilfestellung und Überschlag mit Hilfestellung."
Inzwischen sitzt Solveig an ihrer Diplomarbeit in Sportmanagement und Sportökonomie. Den Schritt zum Sportstudium hat sie - wie Annette - keinesfalls bereut. Gerne würde Solveig später präventiv im Anti-Doping-Bereich oder im Behindertensport arbeiten.
"Ich bin seit 2000, seit ich 16 bin, im Behindertenreitsport aktiv. Es ist noch sehr ausbaufähig. Die Akzeptanz wird immer größer, und dass man auch sieht, die treiben wirklich Leistungssport."
Im Leistungs- wie im Breitensport sind die Aussichten für körperbehinderte Sportabsolventen prinzipiell nicht besser oder schlechter als für Nicht-Behinderte, unterstreicht Thomas Abel:
"Vom Berufsfeld her: Wenn wir Rehabilitation als ein Ziel haben, dann wäre die Frage, warum jemand, der sich da sehr viel besser auskennt, nicht geeignet sein sollte dafür? Dass es auch Grenzen gibt, ist auch gar keine Frage. Wenn ich in den Lehramtsbereich gehe, und will Schwimmen unterrichten, muss ich auch Voraussetzungen haben und zum Beispiel rettungsfähig sein. Mit einer Querschnittlähmung wird das nicht funktionieren. Das ist ganz klar."
Schließlich sprintet sie die 100 Meter in 13 Sekunden. Eine prima Zeit, die locker ausreicht beim Eignungstest der Sporthochschule Köln. Dafür stößt Annette auf andere Schwierigkeiten.
"Beim Schwimmen hatte ich dann eine Einschränkung, weil ich meine Hörgeräte nicht ins Wasser nehmen konnte, aber man hat mir visuelle Zeichen gegeben. Das hat gut geklappt."
Die 25-jährige Kommilitonin Solveig ist von klein auf Reiterin. Ihr Herzenswunsch: Sport zu studieren. Sie ging ebenfalls zum Eignungstest, der ihr - wie allen anderen - Leichtathletik-, Schwimm- und Turnübungen abverlangte. Weil Solveig von Geburt an der linke Unterarm fehlt, lief die Prüfung auch nicht ganz einfach.
"Beim Turnen war ich ziemlich eingeschränkt. Den Auf- und Umschwung am Reck, den musste ich nicht machen. Beim Turnen wurden einfach Halte- und Sprungkraft getestet, um zu sehen, ob ich auch genug Rumpfstabilität habe, um das Studium zu absolvieren. Anderes Beispiel: Beim Schwimmen hatte ich auch eine andere Zeitvorgabe für 100 Meter."
Schließlich haben es beide Sportlerinnen geschafft. Ein Gutachten des Behindertenbeauftragten der Hochschule gab ihnen vier Wochen nach dem Test grünes Licht fürs Studium: Der Lohn für ihren Mut, von Freunden und ihrer Familie angeregt den Test zu wagen. Eine typische Qualität von Leistungssportlern, sagt der Kölner Sportwissenschaftler Thomas Abel vom Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft:
"Also, wenn ich gemerkt habe, ich kann meine Grenzen verschieben und kann sie neu kennenlernen, dann bin ich eher bereit, mich zu messen. Aber das ist schade, dass es noch so eine Selektion ist. Denn es ist klar, wir brauchen die Leistungssportler, das ist spannend. Aber wir würden auch gerne den Breitensportler hier haben, der breiter angelegt ist und nicht in einem nationalen Kader steckt."
Derzeit studieren weniger als zehn körperbehinderte Studenten an der Sporthochschule Köln. Es könnten durchaus mehr sein, doch das Thema ist bislang wenig bekannt. Die Probleme im Studienalltag sind unterschiedlich, aber nicht unüberwindlich: Da Annette ihrem Gegenüber von den Lippen abliest, ist sie in Seminardiskussionen überfordert, wenn viele durcheinanderreden. Auch bei Übungen zu Tanz und Gymnastik spürt sie ihr Handicap. Sie hört die Musik nicht. Stattdessen hat sie als Wahlfach Schwimmen und Turnen belegt.
"Dann hatte ich doch Schwierigkeiten, weil ich bei der Prüfung nach Musik turnen sollte. Das war für mich schwierig: Vor allem hatte ich die Dozenten nach der Alternative gefragt, ob ich das ohne Musik machen könnte. Aber das wurde abgelehnt. Und es hat doch ganz gut geklappt."
Bei Solveig war das Turnen ein Dauerthema, aber auch kein so Gravierendes. Sie hatte einfallsreiche Dozenten.
"Die Dozenten waren total kompetent und haben sich andere Übungen ausgedacht, die ich dann aber alle absolvieren musste, um den Schein zu bekommen - einhändiger Handstand mit Hilfestellung und Überschlag mit Hilfestellung."
Inzwischen sitzt Solveig an ihrer Diplomarbeit in Sportmanagement und Sportökonomie. Den Schritt zum Sportstudium hat sie - wie Annette - keinesfalls bereut. Gerne würde Solveig später präventiv im Anti-Doping-Bereich oder im Behindertensport arbeiten.
"Ich bin seit 2000, seit ich 16 bin, im Behindertenreitsport aktiv. Es ist noch sehr ausbaufähig. Die Akzeptanz wird immer größer, und dass man auch sieht, die treiben wirklich Leistungssport."
Im Leistungs- wie im Breitensport sind die Aussichten für körperbehinderte Sportabsolventen prinzipiell nicht besser oder schlechter als für Nicht-Behinderte, unterstreicht Thomas Abel:
"Vom Berufsfeld her: Wenn wir Rehabilitation als ein Ziel haben, dann wäre die Frage, warum jemand, der sich da sehr viel besser auskennt, nicht geeignet sein sollte dafür? Dass es auch Grenzen gibt, ist auch gar keine Frage. Wenn ich in den Lehramtsbereich gehe, und will Schwimmen unterrichten, muss ich auch Voraussetzungen haben und zum Beispiel rettungsfähig sein. Mit einer Querschnittlähmung wird das nicht funktionieren. Das ist ganz klar."