800.000 Mitglieder weniger im Jahr 2020 – das ist die Bestandsaufnahme des Deutschen Olympischen Sportbunds. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie hat der organisierte Sport in Deutschland fast drei Prozent seiner insgesamt 27 Millionen Mitglieder verloren. Besonders betroffen sind Großsportvereine. Ihre Arbeitsgemeinschaft, der sogenannte Freiburger Kreis ermittelte einen Rückgang von mehr als zehn Prozent.
Rückgänge in den einzelnen Bundesländern
Die Corona-Pandemie trifft die Bundesländer unterschiedlich hart. Die meisten melden einen Rückgang zwischen drei und knapp fünf Prozent. Andere kommen dagegen besser weg: In Mecklenburg-Vorpommern sind 2020 im Vergleich zum Vorjahr nur 1,19 Prozent der Mitglieder ausgetreten. Im kleinsten Bundesland Bremen sieht das schon anders aus: Die 381 Vereine zählten dort 2020 insgesamt 142.159 Mitglieder. Im Jahr vor Corona waren es noch fast sechs Prozent mehr.
Mitgliederverlust beim Modernen Fünfkampf, Turnen und Handball
Kein Handball, kein Volleyball, kein Turnen. Im vergangenen Jahr lief kaum was in den deutschen Sporthallen. Wo sonst geschwitzt und um jeden Ball gekämpft wurde, herrschte Stille und gähnende Leere. Die Zwangspause während der Pandemie hat Folgen: Der Deutsche Handvallverband verlor innerhalb eines Jahres 25.487 Mitglieder.
Einen Exodus erlebten auch die Modernen-Fünfkämpfer. Der Spitzenverband der Fünfkämpfer verlor innerhalb eines Jahres fast 18.000 Mitgliedern. In einigen Spitzenverbände ist die Anzahl der Mitgliedschaften zwischen den Jahren 2019 und 2020 gestiegen. Dazu zählen der Deutsche Wellenreitverband genauso wie der Deutsche Alpenverein. Einen Zuwachs verzeichneten auch Individualsportarten wie Tennis und Golf.
Kinder sind besonders betroffen
Besonders bemerkbar macht sich das Fehlen der Vereinsmitglieder in der Gruppe der Kinder. Bei den unter Sechsjährigen melden die Vereine alarmierende Zahlen. Die Rückgänge lagen in dieser Altersgruppe zwischen 17 und 26 Prozent.
Auch bei Kindern bis 14 Jahre lagen sie mit bis zu sieben Prozent über dem Durchschnitt. Die aktuellen Zahlen decken sich weitgehend mit Studien, die dem DOSB und der Deutschen Sportjugend vorliegen. Sie belegen, dass Kinder und Jugendliche die Hauptbetroffenen der verschiedenen Lockdowns sind.
Zu wenig Neueintritte in die Vereine
Diese Zahlen seien ein herber Rückschlag für Sportdeutschland, so DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Hauptfaktor für die Entwicklung in der Altersgruppe bis sechs Jahre seien die fehlenden Neueintritte. "Unser Land muss jetzt wieder voll in Bewegung kommen", sagte Hörmann, der für 2021 mit einem weiteren Rückgang rechnet.
Bedeutung von Sport und Bewegung stärken
Der DOSB setzt nun auf Kampagnen, um dem Trend entgegenzuwirken. Dafür müsse aber auf jeden Fall ein weiterer Lockdown verhindert werden. Zudem müsse die gesellschaftliche Bedeutung von Bewegung und Sport gefördert werden.