„Deutschland muss weniger Gas verbrauchen“, bringt es Klaus Müller, Chef der Bundesnetzagentur im Deutschlandfunk-Interview auf den Punkt.
Das gilt natürlich auch für den Sport im Land, vor allem für die mehreren tausend Schwimmbäder. Verglichen mit anderen Sportanlagen haben sie den größten Energiebedarf. Viele Bäder sind im Besitz von Kommunen. Die Ruhrgebietsstadt Essen etwa betreibt nach eigenen Angaben drei Freibäder und ein Hallenbad und hat hier bereits erste Sparmaßnahmen umgesetzt:
Erste Sparmaßnahmen
„Dass wir die Temperaturen insbesondere in den Freibädern herabgesenkt haben um 2 Grad auf 24 Grad. Darüber hinaus haben wir in den Hallenbädern die Wassertemperaturen gesenkt und wir verzichten in unserem städtischen Hallenbad bereits auf einen Warmbadetag“, erläutert Silke Lenz, Sprecherin der Stadt Essen.
Für den Rehabereich und das Babyschwimmen gelte die Temperatursenkung noch nicht. Auch der Eimsbütteler TV, mit 15.000 Mitgliedern einer der größten Breitensportvereine in Deutschland, hat bereits Sparmaßnahmen umgesetzt. Frank Fechner, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Clubs, macht aber bei der Wassertemperatur im vereinseigenen Lehrschwimmbecken eine Ausnahme, weil es um das Schwimmenlernen von Kindern geht:
„Die gehen nämlich nicht mehr ins Wasser, wenn das nicht mindestens 25 oder 26 Grad hat und dann lernen sie nicht mehr Schwimmen. Und wir haben jetzt schon zwei Generationen von Kindern, die nicht Schwimmen gelernt haben, weil sie in der Pandemie nicht in die Schwimmbäder konnten“.
Frischluft gegen Coronaviren
Corona hat auch Auswirkungen auf die Energiesparmaßnahmen der Stadt Essen: So seien aufgrund der Pandemie die Belüftungsanlagen in den Sportanlagen hochgefahren worden:
„Damit mehr Frischluft durchläuft, damit die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus reduziert wird. Das ist eine Einschränkung. Da haben wir uns schon mit unserem Gesundheitsamt besprochen, wie wir damit umgehen können. Aber es ist klar: In weiteren Eskalationsstufen wird es eben auch so sein, dass die Belüftungen für uns ein Thema sein werden“.
Um Energie zu sparen, setze die Stadt Essen in ihren Sportanlagen bereits enegieeffiziente Leuchtmittel ein und reduziere etwa die Duschzeit in den Schwimmbädern. Dennoch habe die Ruhrgebietsmetropole durch die Energiekrise bezogen auf den Sport schon jetzt Mehrkosten von zweieinhalb Millionen Euro, so Silke Lenz.
Schließungen noch kein Thema
„Zum jetzigen Zeitpunkt kommt das noch nicht zum Tragen, dass wir Schwimmbäder oder auch Turnhallen schließen, weil wir natürlich den Sport ermöglichen wollen. Es ist ein wichtiges Gesundheitsthema, aber wenn wir uns in einer weiteren Eskalationsstufe befinden, wird das sicherlich auch noch einmal Thema werden.“
Der Deutsche Olympische Sportbund warnt nach dem Corona-Lockdown vor einer erneuten Schließung der Sportanlagen aufgrund der Energiekrise. Der Dachverband des organisierten Sports in Deutschland fordert unter anderem die Kommunen auf, vor allem die zum Schwimmenlernen geeigneten Bäder so lange wie möglich geöffnet zu halten.