Die Corona-Infektionszahlen in Deutschland bleiben trotz Lockdown hoch. Das bedeutet auch, dass der Amateur- und Breitensport weiter still liegt. "Die Stimmung ist auf der einen Seite geprägt durch eine verantwortungsvolle Solidarität mit den Corona-Auflagen. Auf der anderen Seite ist die Situation geprägt durch vielfältige problematische, zum Teil schon krisenhafte Entwicklungen", sagte Andreas Klages, Hauptgeschäftsführer des Landessportbunds Hessen im Dlf.
Sorge um gesellschaftlichen Zusammenhalt
Probleme gebe es sowohl auf der Management-Ebene in den Vereinen, als auch gesellschaftlich. "Durch den Stillstand in den Vereinen nehmen natürlich die gesundheitlichen Risiken zu", so Klages. "Die Zusammenhänge zwischen physischer und psychosozialer Gesundheit und Sport und Bewegung im Verein sind hinlänglich bewiesen. Da fällt jetzt ganz viel weg."
Die kommunalen Spitzenverbände hätten zudem ihre Sorge um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zum Ausdruck gebracht. "Dieser Zusammenhalt braucht Arrangements und Orte, in denen er entsteht. Und er entsteht auch in Organisationen wie den Sportvereinen. Und der soziale Klebstoff geht dort verloren. So wird es uns auch von den Vereinen widergespiegelt", sagte Klages.
"Es braucht schon bald eine Öffnungsperspektive"
Klages befürchtet auch, dass die positive Grundhaltung in den Vereinen langsam aufgebraucht ist. "Es braucht schon bald eine Öffnungsperspektive. Sonst befürchten wir, dass diese Demotivationsentwicklungen, dass dieser Verlust von Mitgliederbindungen sich deutlich dynamischer entwickelt, als es bisher erkennbar ist." Klages stellt sich in Hessen auf einen Mitgliederrückgang um knapp zehn Prozent ein. So werde es auch bundesweit prognostiziert. "Die Corona-Pandemie wird an der ansonsten positiven Mitglieder-Entwicklung in Hessen und Deutschland auf jeden Fall Bremsspuren hinterlassen. Und damit kommt auch ein Einnahmenausfall."
Klages hofft darauf, dass nach der Pandemie der ein oder andere Individualsportler den Weg in die Vereine findet. Denn der Bewegungsdrang ist in der Pandemie gestiegen. "Wenn die eine oder andere Waldläuferin vielleicht ihren Weg in den Sportverein findet, kann uns das nur recht sein. Ich denke auch, dass es im Kinder- und Nachwuchsbereich eine Aufholbewegung geben wird. Aber die Frage wird sein, wie viel Zeit wir dafür brauchen."
Was im Moment zudem vergessen werde, sei die Kooperationsarbeit der Sportvereine, etwa mit Schulen. "Wir kümmern uns dort um sehr spezifische Zielgruppen, die nicht einfach zu erreichen sind. Insbesondere Familien und Personen mit Migrationshintergrund oder in schwierigen sozialen Verhältnissen. Die verlieren im Moment eine Brücke in die Gesellschaft. Um die mache ich mir im Moment mehr Sorgen. Dort kann man nicht einfach die Sporthalle aufschließen und rufen, sondern da braucht es sehr spezifische Ansprachen und Programme. Die wieder zur reaktivieren und auf den Stand von vor Corona zu bringen, wird einige Zeit brauchen."