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Sportwettenmonopol gekippt

Für die Bundesländer wird der neue Glücksspielstaatsvertrag eine Herausforderung. Denn das Urteil des Europäischen Gerichtshofes setzt enge Grenzen für die Fortsetzung des Monopols, eine Liberalisierung rückt immer näher. Für den deutschen Sport würde dies eine riesige Mehreinnahme bedeuten.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Die Mehrheit des deutschen Sports atmet auf, das staatliche Wettmonopol in Deutschland steht auf der Kippe. Zwar sagt der Europäische Gerichtshof in einem Teil seines Urteils, ein staatliches Monopol sei zum Verbraucherschutz gerechtfertigt, auch Glückspiele im Internet dürfen verboten werden. Deshalb kommt Winfried Wortmann, Geschäftsführer Westlotto, zum Schluss:
    "An keiner Stelle hat sich der EuGH gegen Monopole oder staatlich regulierte Lösungen im Glücksspiel ausgesprochen. Der ist insofern bei seiner Linie geblieben, die er auch bei den Urteilen zuvor immer praktiziert hat."

    Die privaten Wettanbieter sehen im Urteil ganz andere Ergebnisse. Denn das EuGH-Urteil sage auch, der deutsche Glücksspiel-Staatsvertrag von 2008 beschränke den Dienstleistungsverkehr und die Niederlassungsfreiheit in der Europäischen Union. Außerdem sei das Ziel des Monopols, die Bekämpfung der Spielsucht, nicht erreicht worden. Denn auch Spielautomaten und Pferdewetten würden keinerlei Restriktionen unterliegen. Peter Reinhardt, Zentraleuropa-Geschäftsführer des privaten Anbieters "betfair":
    "Es war halt für den EuGH schwer verständlich, warum man zum Beispiel Sportwettanbieter massiv verfolgt, Läden entsprechend geschlossen hat, Spieler kriminalisiert und Anbieter, während gleichzeitig die Automatenspiele, die nachweislich die meisten Problemspieler hervorbringen, weiterhin frei zugänglich gehalten hat."
    Deutscher Olympischer Sportbund, Deutscher Fußball-Bund und Deutsche Fußball-Liga waren mit dem Richterspruch ebenfalls zufrieden. Alle Organisationen fordern eine Öffnung des Sportwett-Marktes. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper:
    "Wir vom deutschen Sport begrüßen es, weil es die Tür öffnet für das Modell, das wir seit langem vortragen und vorschlagen. Und das heißt, Fortführung des Lotteriemonopols, denn hier liegt die wichtigste Quelle für die Finanzierung des gemeinnützigen Sports in Deutschland. Und zugleich eine staatlich regulierte und auch staatlich kontrollierte Öffnung des Bereichs Sportwetten."
    Die DOSB-Position orientiert sich an der Realität, denn faktisch gibt es kein Monopol. Der staatliche Wettanbieter "Oddset" verfügt in einem Sieben-Milliarden-Markt nur über drei Prozent Marktanteil, der Rest fließt aus Deutschland über Internet und Wettbüros unkontrolliert ins Ausland. Bei einem kontrollierten und liberalisierten Markt ist "Betfair"-Manager Reinhardt von enormen Mehreinnahmen für den Staat, die zum großen Teil in den Sport fließen würden, überzeugt:
    "Also wir gehen davon aus, wenn sie die schlimmen Werberestriktionen für Lotto aufheben, das Internet für Lotto wieder zulassen, wenn sie private Sport-Wettanbieter zulassen, reden wir über Mehreinahmen im Bereich zwischen 700 Millionen und einer Milliarde pro Jahr, sofort. und ich sehe da auch noch Wachstumspotentiale."
    Dazu würden auch noch geschätzte 300 Millionen Euro an Sponsoring- und Werbeeinnahmen in den Sport fließen.