Schon vor der Coronakrise haben sich mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen nicht genug bewegt. Das geht aus der sogenannten Motorik-Modul-Studie hervor, die unter der Leitung von Alexander Woll im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Noch sei nicht abzusehen, wie sich die Corona-Schutzmaßnahmen auf diesen Befund auswirken, sagte Woll im Dlf. Aber: "Was wegfällt, ist natürlich die organisierte Bewegungszeit." Also Zeit im Sportunterricht oder Sportverein.
Um das auszugleichen plädiert der Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie für "Sport-Hausaufgaben", für die man "auch digitale Möglichkeiten nutzen" könnte. Auch zuhause könnten Kinder und Jugendliche "alle Bereiche der körperlichen Aktivität" trainieren - vom Ausdauer- bis zum Krafttraining.
Soziale Unterschiede nicht außer Acht lassen
"Der menschliche Körper adaptiert sehr schnell", erklärte Sportwissenschaftler Woll: Schon nach drei Wochen totaler Inaktivität gehe die Hälfte der Muskelmasse verloren.
Ebenfalls zu beachten sei ein weiteres Ergebnis der sogenannten Motorik-Modul-Studie: Das Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen unterscheidet sich, je nachdem in welchem sozialen Umfeld sie lebten. "Es steht zu befürchten", so Woll, "dass die sozialen Unterschiede im Aktivitätsverhalten durch diese Krise eher verschärft werden."