Carmen Borggrefe kann die Euphorie rund um den E-Sport nicht teilen: "Für mich sind das Computerspiele. Das ist unbestritten ein wachsendes gesellschaftliches Phänomen, aber es hat mit Sport nichts zu tun", sagt sie im Deutschlandfunk.
Es sei für den E-Sport ein Problem, dass man diese Bezeichnung gewählt habe. "Ich vermute, das ist nicht ohne Grund geschehen, weil man doch ganz klar die Analogie sucht. Quasi die gesellschaftliche Anerkennung und Legitimation die der Sport hat, gerne auch auf die Computerspiele übertragen möchte", so Borggrefe.
Aktivitäten, die kein Sport sind
"Man überschreitet dort Grenzen, indem man etwas als Sport deklariert, dass man sich andocken möchte an einen gesellschaftlichen Teilbereich, aber mit Aktivitäten, die eben kein Sport sind." Unbestritten würde viel trainiert und es gäbe auch Wettbewerbe. Ein erhöhter Herzschlag, hohe koordinative Anforderungen, Reaktionsfähigkeit seien Kriterien, über die sich der E-Sport als Sport zu definieren versuche.
"Diese Kriterien sind aus meiner Sicht nicht tragfähig", sagt die Sportwissenschaftlerin Carmen Borggrefe. Wenn man all diese Kriterien nähme, könnte man auch ohne Probleme andere körperliche Aktivitäten als Sport definieren, z.B. Musik: "Nehmen sie einen Wettbewerb wie 'Jugend musiziert': All die Kriterien treffen auf solche Aktivitäten auch zu. Es würde in eine Beliebigkeit ausarten, wenn sie alleine auf der Basis solcher Kriterien weitere Aktivitäten in den Sport integrieren, die aber nicht dem entsprechen, was den Sport kennzeichnet."
Kommunikation von körperlicher Leistung
Im Sport ginge es um die Kommunikation von körperlicher Leistung. "Sie können alle Sportarten, die wir haben, auch die, die eher einen geringeren Umfang haben was Bewegung angeht, darüber beobachten, dass dort eine körperliche Leistung kommuniziert wird und sie können diese Sportarten darüber erkennen. Genau das können sie beim E-Sport nicht."
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