Schöner kann eine Latein-Schule nicht gelegen sein. Auf einer Anhöhe über Frascati mit dem perfekten Blick auf die Ewige Stadt bis hinüber zur Küste bei Ostia, wo das Meer im Sonnenschein glitzert. Hier studieren junge Leute aus aller Welt eine Sprache, die viele für tot halten. Hier ist sie mehr als lebendig, erklärt der Akademie-Direktor Luigi Miraglia.
"Die Jugendlichen singen die lateinische und griechische Poesie, weil wir eine alte Methode wieder eingeführt haben, die in Europa mindestens 1.000 Jahre lang praktiziert wurde, um die lateinische und griechische Verslehre mit Hilfe der Musik zu erlernen."
Und tatsächlich funktioniert die alte Methode. Benedikt Egli ist aus der Schweiz hierher gekommen.
"Es ist eine sehr spannende Erfahrung hier. Ich habe Latein studiert, aber wir haben in der Universität nie Latein sprechen gelernt, und deswegen schätze ich es sehr, hier zu sein."
Die Welt der Antike
Auch weil es gar nicht so einfach ist, hier genommen zu werden. Latein-Kenntnisse sind nicht unbedingt Voraussetzung, sehr wohl jedoch eine große Offenheit für den Humanismus und die Welt der Antike, die hier näher zu sein scheint als an jedem anderen Ort, jedenfalls bei Professor Miraglia.
"Cicero hat vielleicht 300 Meter von hier gewohnt. Und wenn das stimmt und wenn diese Villa hier wirklich auf den Grundfesten des Anwesens von Lucullus erbaut wurde, ist es schön, sich vorstellen, dass Cicero von dort oben heruntergestiegen ist."
Um in der großen Bibliothek seines Freundes Lucullus zu arbeiten. Nachzulesen in einem der Werke des großen römischen Staatsmannes, der hier noch immer ein- und auszugehen scheint. Ignazio Armella, einer der Lehrer hier, spricht von ihm wie von einem alten Bekannten und er tut es auf Latein. Das ist hier Alltagssprache.
"Hier scheint sich zu bewahrheiten, was Cicero über die Freundschaft gesagt hat, dass sie durch gemeinsame Interessen begründet wird, durch gemeinsames Lernen."
Schüler aus aller Welt
Ignazio kommt aus Mexiko. Das ist keinesfalls exotisch. Hier ist die ganze Welt vertreten, sagt der Direktor und lässt seinen Blick durch eines der Klassenzimmer schweifen. Dass all die jungen Leute hier eine tote Sprache lernen, sei in diesem Fall eher von Vorteil, so Professor Miraglia.
"Weil Latein die Sprache von niemandem hier ist. Wenn wir zusammen Englisch sprechen würden, wären Engländer, Amerikaner oder Australier im Vorteil. So ist Latein die Sprache von allen, weil sie niemandem gehört. Ein gemeinsames Erbe, das wir mit Freude teilen können."
Was sogar in der kleinen Kinderklasse funktioniert, wie diese zwei jungen Teilnehmer bestätigen.
"Mir macht das ziemlich Spaß."
Bei Maja ist Latein längst in Fleisch und Blut übergegangen. Und der Direktor steht mit glänzenden Augen daneben und freut sich, dass die Zahl der Menschen, die Latein wirklich sprechen können, dank seiner Arbeit wieder steigt.