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Der Fall Aiwanger
Sprachwissenschaftler hält Zweifel an Reue für berechtigt

In der Affäre um ein früheres antisemitisches Flugblatt hat Sprachwissenschaftler Werner Holly die Entschuldigung des stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Aiwanger kritisiert. Aiwanger habe zwar mit seinen Äußerungen Reue bekundet. Der Politiker habe aber eine Bedingung genannt, nämlich dass er damit womöglich Gefühle verletzt haben könnte, sagte Holly im Deutschlandfunk.

    Hubert Aiwanger steht an einem Mikrofon und hält eine Rede, im Hintergrund ist eine Stellwand mit Logos seiner Partei "Freie Wähler" zu sehen.
    Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger (IMAGO / Eibner / IMAGO / Eibner-Pressefoto / Johann Medvey)
    Dies sei sprachlogisch problematisch: denn Reue beziehe sich auf eine eigene Tat, betonte Holly. Aiwanger bleibe aber damit aber im Unklaren. Holly nannte dies einen sprachlichen Trick. Deshalb seien Zweifel daran, ob Reue vorliege, berechtigt. Zugleich betonte Holly, es gebe kein Recht auf eine einseitige Entschuldigung, dies müsse wechselseitig passieren. Der Sprachwissenschaftler unterstrich, er sei froh, dass die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, Knobloch, öffentlich klar gemacht habe, dass sie dieses Vorgehen nicht akzeptieren könne. Die Methode, dass Politiker einseitig Schlusstriche ziehen, um solche Sachen aus der Welt zu schaffen, gehe nicht.
    Diese Nachricht wurde am 06.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.