So sollte es eigentlich jetzt im Spreewald klingen: Frösche sollten in den Feuchtwiesen quaken, Insekten summen, Störche brüten, Kähne durch die natürlichen Fließe und künstlich angelegten Kanäle des Wasserlabyrinthes gleiten, mit fröhlichen Touristen an Bord.
Doch die Kähne bleiben wegen Corona am Ufer vertäut und von Fröschen hört man derzeit auch wenig, denn es ist viel zu trocken in dem Feuchtgebiet, erklärt Bernd Elsner vom Weißstorch-Informationszentrum des NABU.
"Die Trockenheit ist dieses Jahr wieder extrem. Das heißt, die Grundlagen für Insekten ist nicht da, das ist schlimm."
"Die Trockenheit ist dieses Jahr wieder extrem. Das heißt, die Grundlagen für Insekten ist nicht da, das ist schlimm."
Störche finden immer weniger Nahrung
Nicht nur für die Störche, die Anfang April aus ihren Winterquartieren in Afrika zurückgekehrt sind, sondern schlimm für viele Vögel des Spreewaldes. Einer Erhebung des NABU zur Folge sind viele Arten in den vergangenen 30 Jahren um bis zu 90 Prozent zurückgegangen. Der Brachvogel beispielsweise gilt nach Angaben der Naturschützer mittlerweile im Spreewald als ausgestorben, der Rotschenkel aus der Familie der Schnepfen sei akut bedroht. Und es trifft nicht nur Vögel:
"Viele Arten sind verschwunden. Ob es der Laubfrosch ist, ob es die Molche sind. Die Gras- und Wiesenfrösche sind rückläufig. Es ist erschreckend, wenn man das so sieht."
Die Trockenheit der Feuchtwiesen mache auch den Kranichen und insbesondere den Weißstörchen schwer zu schaffen, sagt Bernd Elsner.
"Vor 20 Jahren circa waren noch 100 Paare da, wobei wir jetzt nur noch 74 haben. Das heißt, ein Viertel ist leider rückläufig."
Ein Paar dieser großen Vögel mit zwei Metern Flügelspannweite brütet derzeit im Storchennest neben der Freiwilligen Feuerwehr des Spreewaldörtchens Raddusch. Bernd Elsner legt den Kopf in den Nacken, schaut zum Nest empor, das auf einem meterhohen Mast thront. Er hofft auf genug Küken, denn die Reproduktionsrate der Weißstörche ist zu gering.
"Es wird brenzlig, im Moment sieht man ja die Abnahme, man hat ja die Nachzucht nicht. Wir haben circa ein Junges pro Nest, oder 1,2 -, und wir brauchen 1,4, 1,6, um die Population zu erhalten."
"Viele Arten sind verschwunden. Ob es der Laubfrosch ist, ob es die Molche sind. Die Gras- und Wiesenfrösche sind rückläufig. Es ist erschreckend, wenn man das so sieht."
Die Trockenheit der Feuchtwiesen mache auch den Kranichen und insbesondere den Weißstörchen schwer zu schaffen, sagt Bernd Elsner.
"Vor 20 Jahren circa waren noch 100 Paare da, wobei wir jetzt nur noch 74 haben. Das heißt, ein Viertel ist leider rückläufig."
Ein Paar dieser großen Vögel mit zwei Metern Flügelspannweite brütet derzeit im Storchennest neben der Freiwilligen Feuerwehr des Spreewaldörtchens Raddusch. Bernd Elsner legt den Kopf in den Nacken, schaut zum Nest empor, das auf einem meterhohen Mast thront. Er hofft auf genug Küken, denn die Reproduktionsrate der Weißstörche ist zu gering.
"Es wird brenzlig, im Moment sieht man ja die Abnahme, man hat ja die Nachzucht nicht. Wir haben circa ein Junges pro Nest, oder 1,2 -, und wir brauchen 1,4, 1,6, um die Population zu erhalten."
Trockenheit und Landwirtschaft bedrohen Artenvielfalt
Gleichzeitig verlanden im Spreewald viele einst artenreiche Nebenarme. Das Wassermanagement teilen sich die Boden- und Wasserverbände, die Talsperren-Verwaltungen und die Flutungszentrale der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft LMBV, die für die Rekultivierung der alten DDR-Tagebaue zuständig ist. Diese Akteure hielten vor allem die Hauptfließe schiffbar– mit Blick auf den Tourismus und seine Kahnfahrten, kritisieren Umweltschützer. Zudem machen auch die Veränderungen in der Landwirtschaft den Weißstörchen das Leben schwer, wie Bernd Elsner erklärt:
"Vor 20 Jahren, 30 Jahren waren hier noch viele Brachflächen, wo der Storch dann doch dieses und jenes Futter gefunden hat. Heutzutage haben wir Spargelflächen, Erdbeerflächen, alles unter Folie. Alles, ich will nicht sagen vergiftet, aber doch alles behandelt. Und direkt im inneren Spreewald, da gibt es keine Viehherden mehr, oder der Kleinbauer mäht nicht mehr kontinuierlich seine Flächen, so dass der Storch da auch nicht ganzjährig Futter hat."
"Vor 20 Jahren, 30 Jahren waren hier noch viele Brachflächen, wo der Storch dann doch dieses und jenes Futter gefunden hat. Heutzutage haben wir Spargelflächen, Erdbeerflächen, alles unter Folie. Alles, ich will nicht sagen vergiftet, aber doch alles behandelt. Und direkt im inneren Spreewald, da gibt es keine Viehherden mehr, oder der Kleinbauer mäht nicht mehr kontinuierlich seine Flächen, so dass der Storch da auch nicht ganzjährig Futter hat."
Sulfat und Eisenhydroxid im Spreewasser
Denn im hohen Gras können sich Heuschrecken, Mäuse und Frösche gut vor den Störchen verstecken. Monokulturen und Pestizide sind für Insekten und Vögel überall ein Problem. Doch im Spreewald kommt noch eine besondere Belastung dazu: Die Spree entspringt in der sächsischen Lausitz, im Braunkohlegebiet. Die Tagebaue, während des Abbaus bewusst entwässert, wurden nach der Wende stillgelegt.
Der Grundwasserspiegel steigt seitdem wieder und schwemmt Sulfat und Eisenhydroxid in die Spree. Das Eisen in Form von rotbraunem Schlamm tötet Mikroorganismen und Fischlarven. So verockerte Gewässer seien ökologisch quasi tot, klagt das "Aktionsbündnis Klare Spree". Bernd Elsner und seinen Mitstreitern bleibt nur zu hoffen, dass es in diesem Jahr dennoch ein paar Storchenküken schaffen, groß zu werden.