In einem kleinen Kiosk im Hamburger Schanzenviertel läuft der Verkauf der neuen "Bild Politik" schleppend an. Die vier Exemplare, die am Freitag geliefert wurden, liegen noch immer im Regal. Und Kioskbesitzer Yilmaz hat nach einem Blick auf den Titel und dem ersten Durchblättern eine klare Meinung zur neuen Wochenzeitung: "Das ist wie AfD-Propaganda, oder? Guck mal: 'Warum versagt unsere Regierung?' Das hilft nur der AfD oder Rechtspopulisten!"
Auf dem Titel des 2,50 Euro teuren und knapp 50 Seiten dünnen Hefts im "Spiegel"- oder "Focus"-Format ist die Kanzlerin zu sehen. Eine Aufnahme im Zwielicht, sehr düster. Es geht um die "Schrott-Armee", "Diesel-Wut" und "Funklöcher". Ebenfalls auf dem Titel angekündigt das Thema: "Asyl: schieben wir zu oft die Falschen ab?" Die Zielgruppe, so Nikolaus Blome, der das Heft zusammen mit Selma Stern verantwortet, seien natürlich nicht AfD-Wähler oder Wutbürger.
"Die Zielgruppe sind all jene Leute, die engagierter als früher über Politik reden und streiten. Und das zieht sich, glaube ich, durch alle soziale Schichten, das zieht sich bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein und darüber hinaus. Und in einer Phase, in der sich das Land befindet, in der es emotionalisierter ist, politisierter aber auch ist, braucht es, wie ich finde, ein Magazin, das klare Fragen stellt und sie klar beantwortet."
Blome: Klare Antworten geben
Klare Antworten auf komplexe Fragen will "Bild Politik" geben. Beim Thema "Schrott-Armee", also der schwierigen Situation der Bundeswehr in Sachen Personal und Material, gelingt diese Antwort. Hier wird zwar nichts Neues, selbst Recherchiertes geboten, aber durchaus in die Tiefe gegangen. Beim Artikel über die "Diesel-Wut" fällt das Magazin dann aber doch wieder ins altbewährte Freund-Feind-Schema der "Bild"-Zeitung zurück: Die Deutsche Umwelthilfe ist dann ein "erbarmungsloser Verein", der "ohne Gnade" Dieselfahrer drangsaliert. So als ob die Fahrverbote durch die Umwelthilfe selbst, und eben nicht durch deutsche Gerichte angeordnet wurden.
"Bild Politik" sei kein Magazin für diejenigen, die dem deutschen Mediensystem grundsätzlich misstrauen und in den sozialen Medien ihren "Lügenpresse"-Vorwurf in die Welt hinausposten, so Nikolaus Blome. Aber es gebe durchaus Bevölkerungsgruppen, die in ihrem Frust über schon existierende Politik-Magazine mit "Bild Politik" erreicht werden können:
"Ja, es gibt einen Teil in der Bevölkerung, die schauen etwas ratlos auf die Medienlandschaft und fragen sich, glauben wir zumindest, ob es ein Magazin braucht, das diese Form von Fragestellung formuliert, klare Antworten gibt und damit ein Bedürfnis erfüllt, das offenkundig andere politische Magazine derzeit nicht erfüllen."
Typische "AfD-Themen", Kommentar gegen die Partei
Aber was ist dran am Eindruck, dass in der "Bild Politik" vor allem sogenannte AfD-Themen behandelt werden? Tatsächlich sind viele im ersten Heft behandelte Inhalte genau solche, die auch von der blauen Partei gerne angesprochen werden: Die sich in Deutschland weiter ausbreitenden Wölfe sollten einfacher abgeschossen werden dürfen; Feministinnen sollten sich endlich auch gegen das Kopftuch stellen; und endlich müsse Klartext über kriminelle Clans geredet werden. Fast so, als ob das nicht schon längst in Zeitungen, Radio und Talkrunden im Fernsehen geschehen würde.
Gleichzeitig findet sich in "Bild Politik" auch ein Kommentar, in dem die AfD hart angegangen wird, in dem die Fremdenfeindlichkeit, die Verherrlichung der Wehrmacht oder die Relativierung des Holocaust scharf kritisiert wird.
Anders als die anderen Magazine
In einem der Kioske, die die neue Bild-Politik anbieten, ist das Magazin schon vergriffen. Und ein älterer Herr, der es gelesen hat, meint, dass die "Bild Politik" anders ist als die anderen politischen Wochen-Magazine.
"Ihr erster Eindruck ist?"
"Dass sie ein bisschen anders ist. Die anderen sind einseitig in die linke Seite rüber. Und die ist so ein bisschen mehr in die rechte. Zwar nicht AfD, so weit geht die nicht. Aber es sind Themen, die den Bürgern auch auf der Brust liegen. Mal abwarten, wie sich das entwickelt. Ob das so weitergeht. Ich sehe schon wieder Demonstranten auf der Straße: 'Nieder mit der Zeitung!'"