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Springsteen-Biografie "Born to run"
Was den alten Mann so umgetrieben hat

Bruce Springsteen - einer aus dem weißen Arbeitermilieu, der sich selbst als Rockarbeiter sieht. Einer, der immer wieder latente gesellschaftliche Probleme in seinen Songs angesprochen hat. In seiner neu erschienen Autobiografie geht es nicht nur, aber auch, um seine langjährigen Depressionen.

Von Kai Clement |
    US-Sänger Bruce Springsteen beim Konzert auf seiner "The River Tour" in Den Haag im Juni 2016
    In seiner Autobiografie begibt sich Bruce Springsteen auf die Suche nach den Ursprüngen (picture alliance / dpa / Paul Bergen)
    Auf dem schwarz-weißen Cover ist ein junger, ein sehr junger Bruce Springsteen, mit trotz verschneiter Straße offener Jacke lässig an ein Auto gelehnt. Groß sein Name. Klein der Buchtitel.
    "Born to run" - gut 30 Jahre alt ist das Album. Ganz neu die gleichnamige Biografie des Bosses, aber bereits vor Jahren in Angriff genommen.
    "Vor sieben Jahren habe ich angefangen - nach dem Super Bowl. Habe damals einen kleinen Essay geschrieben und auf unsere Webseite gesetzt. Das war eine Stimme - die funktionierte gut, um Prosa zu schreiben. Vielleicht versuche ich so über ein paar andere Dinge aus meinem Leben zu erzählen."
    Wie zum Teufel hat Bruce Springsteen es geschafft, mit seiner katholischen Erziehung im armen Elternhaus des Kaffs Freehold in Bundesstaat New Jersey binnen 50 Jahren zu stundenlangen Mega-Extravaganza-Konzerten mit Zillonen von Fans zu kommen? Das fragt der Schriftsteller Richard Ford in seiner Rezension für die New York Times. Das fragt sich auch Bruce Springsteen selbst.
    Dieses Mysterium offenbare die Biografie zu einem guten Teil, verspricht die New York Times. Und das verspricht auch der Boss selbst im Vorwort.
    "Über sich selbst zu schreiben ist ein lustiges Geschäft. Aber bei einem Projekt wie dem diesen macht der Autor ein Versprechen: dem Leser seine Denkweise zu zeigen. Auf diesen Seiten habe ich genau das versucht."
    Rückblick auf Antrieb, Ängste und Erfolg
    Vor ein paar Tagen erst hat Springsteen seinen 67. Geburtstag gefeiert. Mehr als genug Material für einen Rückblick auf Antrieb und Ängste, Erfolg und besagte Extravaganza-Konzerte, die scheinbar immer noch ein bisschen länger werden, auf Durchbruch und Depression.
    "So würde ich nicht weiterleben können, nicht für immer. Zum ersten Mal verstand ich, was Leute auf den letzten Abgrund zutreibt."
    Ein Geschichtenerzähler ist Bruce Springsteen in seinen Songs schon lange, nun erzählt er seine eigene auf rund 530 Seiten - auf Deutsch sind es sogar über 670 geworden. Ein Leben als Rock’n’roll.
    "Völlig durchnässt verlässt er die Bühne, als wäre er in Kleidern durch die Halle geschwommen, von Barrakudas gehetzt", schrieb der New Yorker einmal über den Marathon-Mann.
    "Ich war ein Gitarrenspieler auf den Straßen von Asbury Park. Ich hatte Jugend, fast ein Jahrzehnt von Hardcore Kneipenband-Erfahrungen, eine gute Gruppe von einheimischen Musikern die sich darauf eingestellt hatten, wie ich auftrat und eine Geschichte erzählte. Das Buch ist eine Fortsetzung dieser Geschichte und eine Suche nach ihren Ursprüngen."
    Ein bisschen - so erzählt es Bruce Springsteen in einem Interview mit dem Sender CBS - ist es aber auch ein Buch für seine Familie, vor allem für seine drei Kinder. Damit sie wissen, was den alten Mann so umgetrieben hat.