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Sri Lanka
Erste Sonntagsgottesdienste seit den Anschlägen

Leere Strände und Hotelzimmer, Sicherheitskräfte überall - auch drei Wochen nach den islamistischen Anschlägen am Ostersonntag stehen viele Menschen in Sir Lanka noch unter Schock. Viele Katholiken versuchen nun die ersten normalen Sonntagsgottesdienste zu feiern, die ab heute wieder stattfinden.

Von Silke Diettrich |
Katholiken in der St. Theresa's Kirche in Colombo, Sri Lanka
Katholiken in Sri Lankas Hauptstadt Colombo (AFP / LAKRUWAN WANNIARACHCHI )
"Wir spüren immer noch die Angst in uns", sagt Lucia Fernando, "aber als ich in die Kirch hereingetreten bin, war ich sehr glücklich. Das Glücksgefühl ist gerade größer als die Angst."
Mehr als 250 Menschen sind ums Leben gekommen bei den Anschlägen vor drei Wochen, mehr als 500 Menschen wurden verletzt. Lucia kannte die Opfer nicht persönlich, aber sie trauert um ihre christlichen Schwestern und Brüder, der Gottesdienst heute spende ihr Trost.
Katholiken immer noch unter Schock
Den kann Pradeep Thushantha seit drei Wochen nicht mehr finden. Weil er Nachtdienst hatte, war der Familienvater nicht mit in den morgendlichen Ostergottesdienst gegangen. Als er seine Familie von der Kirche abholen wollte, hörte er einen lauten Knall.
"Ich bin in die Kirche gelaufen und habe den Körper mein Frau auf dem Boden liegen sehen. Ich habe ihr Kleid erkannt. Sie hat noch geatmet. Mein Sohn und meine beiden Töchter lagen neben ihr. Meine Kinder, alle tot. Ich habe sie nacheinander umarmt und Gott gefragt: Wie kann es passieren, dass alle meine Kinder, innerhalb nur einer Sekunde, auf einmal nicht mehr am Leben sind?"
Pradeeps Frau ist nur einen Tag später im Krankenhaus gestorben. Was bleibt sind die Fotos von ihr und den Kindern, die Pradeep an der St. Sebastian Kirche aufgehängt hat. Bewacht von Dutzenden Soldaten. Drei Wochen nach den Anschlägen bestehe allerdings kaum noch die Gefahr, dass Islamisten weiter angreifen könnten, sagte diese Woche Sir Lankas Armeechef.
"Wir haben die Situation unter Kontrolle. Die Menschen in Sri Lanka müssen sich keine Sorgen mehr machen. Die meisten Unterstützer hier im Land haben wir bereits verhaftet. Jetzt untersuchen wir noch in weiteren Kreisen, wie es zu den Anschlägen hat kommen können. Wir kümmern uns. Die Menschen in Sri Lanka können wieder zurück in ihr normales Leben."
Auch katholische Schulen öffnen wieder
In den letzten Tagen sind an einige Orten Muslime und Christen aufeinander los gegangen, aber auch die haben die Sicherheitskräfte schnell unter Kontrolle bringen können. Die meisten Menschen in Sri Lanka wollen einfach nur wieder in Frieden leben können, wie sie es eigentlich seit zehn Jahren getan haben.
Zuvor hatte es auf der Insel einen Bürgerkrieg gegeben. Mehr als 25 Jahre hatte er angedauert. Morgen sollen die katholischen Schulen im Land wieder öffnen. Die rund 10.000 staatlichen Schulen sind schon seit letztem Montag geöffnet, bisher kommen aber nur sehr wenige Schüler zum Unterricht.
Lucia und ihre Nichte sitzen alleine auf einer Bank in der St. Philip Kirche in Colombo, weniger als die Hälfte der Bänke sind überhaupt besetzt. Viele Katholiken scheinen sich noch nicht wieder in ihr Gotteshaus zu trauen.