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Staatliche Einflussnahme
Italiens Sport in der Kritik des IOC

Italiens Sport steht beim IOC in der Kritik - der staatliche Einfluss sei zu groß. Sanktionen drohen, nun will Ministerpräsident Conte wohl einlenken. "In Italien hat man schon verstanden, dass die Situation sehr ernst ist", sagte ARD-Korrespondent Jörg Seisselberg im Deutschlandfunk.

Jörg Seisselberg im Gespräch mit Marina Schweizer |
Das IOC kritisiert die staatliche Einflussnahme auf Italiens Sport und droht mit Sanktionen.
Das IOC kritisiert die staatliche Einflussnahme auf Italiens Sport und droht mit Sanktionen. (www.imago-images.de)
Strittig sei die Organisation "Sport e Salute" ("Sport und Gesundheit"), die vor zwei Jahren gegründet worden war. "Sie gehört zu hundert Prozent dem Finanzministerium, ist also komplett in staatlicher Hand", sagte Seisselberg. "Und zu ihren Kompetenzen gehört es unter anderem, Millionengelder an einzelne Sportverstände zu verteilen." Der staatliche Einfluss, den das IOC beklagt, sei also ohne Frage vorhanden. Der olympische Dachverband droht deshalb damit, Italien Flagge und Hymne in Tokio zu verweigern.
Nun stehe die Regierung um Ministerpräsident Giuseppe Conte vor der Aufgabe, dieses Problem zu lösen, sagte Seisselberg. "Denn Conte steht bei IOC-Chef Thomas Bach persönlich im Wort. Er hat die Zusage gegeben, dass Italien da etwas verändern wird - im vergangenen Juni, kurz bevor das IOC den Zuschlag gegeben hat für die Winterspiele 2026 in Italien."
"Es geht um Macht und Einfluss"
Es gehe um Macht und Einfluss im Sport, sagte Seisselberg. Gerade der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, die an der Regierung beteiligt ist, diene die Organisation zudem dazu, politische Gefolgsleute zu platzieren. Die Partei stelle ohnehin schon den Sportminister. "Mit der Drohung des IOC sind alle hellhörig geworden. Die Versuche, eine solche konkrete Lösung zu finden, sind bislang alle gescheitert. Die Fünf-sterne-Bewegung will ihren frisch erworbenen Einfluss im Sport nicht so einfach drangeben."
Aber die Zeit drängt - Ende des Monats könnte im IOC eine Entscheidung fallen. Am Ende glaube er aber, dass angesichts der Ausrichterrolle für die Spiele 2026 eine Lösung gefunden werde, sagte Siesselberg.