Südafrika nimmt Abschied von der "Mutter der Nation". Tausende werden sich heute im Orlando-Stadion in Soweto zu einem Trauergottesdienst versammeln. Nur wenige Kilometer entfernt von ihrem Haus im Stadtteil Orlando West, wo sie bis zuletzt gewohnt hat.
Im Anschluss wird Winnie Madikizela-Mandela mit militärischen Ehren und 19 Salutschüssen auf einem Friedhof im Norden Johannesburgs beigesetzt. Für viele Südafrikaner das Ende einer Ära.
"Ruhe in Frieden, Mama Winnie. Du hast gekämpft! Ich weiß noch, wie Du während der Apartheid verhaftet wurdest. Ich erzähle meinen Kindern und Enkeln und Ur-Enkeln davon. Wir werden Dich nie vergessen."
"Mama Winnie Mandela hat für uns gekämpft. Ich wurde 1977 geboren. Alles, was ich heute bin, habe ich ihr zu verdanken. Ich bin so traurig. Es ist, als hätte ich meine eigene Mutter verloren. Denn sie war die Mutter der Nation."
Dunkle Punkte im Lebenslauf
Genau um diese Rolle ist seit Winnie Madikizela-Mandelas Tod am Ostermontag in Südafrika heftig diskutiert worden. Denn in ihrem Lebenslauf finden sich auch viele dunkle Punkte. So werfen ihr einige vor, sie sei eine gewalttätige Egomanin gewesen, die mitverantwortlich war für die Entführung und den brutalen Tod von vermeintlichen Verrätern im Befreiungskampf.
Die Mehrheit der Südafrikaner allerdings will sie nach ihrem Tod vor allem als furchtlose Kämpferin für Gerechtigkeit in Erinnerung behalten. Finanzminister Malusi Gigaba steht stellvertretend für eine Haltung in der Gesellschaft und vor allem in der Mandela-Partei ANC, die die "Mutter der Nation" verklärt und Kontroversen ausblendet.
"Manche Menschen sind so überlebensgroß, dass man nicht damit rechnet, dass sie von uns gehen. Solche Ikonen hinterlassen eine Riesenlücke in unseren Herzen. Eine Leere, die nicht gefüllt werden kann."
Suche nach Balance
Nur wenige prominente Stimmen in der Öffentlichkeit suchen nach einer Balance: Die Kolumnistin Palesa Morudu forderte in der Zeitung Business Day, trotz Madikizela-Mandelas Heldentums dürften historische Realitäten nicht geleugnet werden. Südafrika müsse sowohl ihr glorreiches Erbe feiern als auch die Gräueltaten verurteilen, mit denen sie in Verbindung gebracht wurde.
Doch in Südafrika ist der Blick auf "Mama Winnie" in den vergangenen Jahren zunehmend weichgezeichnet worden.
Enkel und Ur-Enkel erinnern an "Big Mommy"
Mit dem heutigen Begräbnis endet in Südafrika eine knapp zweiwöchige Staatstrauer. Dutzende Trauerfeiern im ganzen Land hat es in den vergangenen Tagen gegeben. Bei der größten in Soweto in dieser Woche sind auch einige von Madikizela-Mandelas acht Enkeln und elf Ur-Enkeln aufgetreten. Und haben viele Besucher mit ihren Erinnerungen an "Big Mommy" zu Tränen gerührt.
"Meine Oma war die Beste! Sie hat mich geliebt. Und sie war lieb und nett. Und voller Freude. Sie war die Beste, die ich mir vorstellen konnte."