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Staatsbesuch in England
Roter Teppich für Chinas Präsidenten

Die diplomatische Eiszeit zwischen Großbritannien und China scheint vorbei zu sein. Chinas Staatschef Xi Jinping wird heute in London mit allen Ehren empfangen - eine Einladung in David Camerons Landsitz, Kutschfahrt und roter Teppich inklusive. Denn: Die Briten brauchen China für ihre Wirtschaft.

Von Friedbert Meurer |
    Chinesische und britische Flaggen im Wechsel zu Ehren des Besuchs von Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping in London.
    David Cameron empfängt den chinesischen Staatspräsidenten auf seinem Landsitz (AFP / BEN STANSALL)
    Soviel Ehre wird selten einem Staatsgast zuteil: Der chinesische Präsident Xi Jinping erhält heute einen Empfang an Horse Guards Parade, dem großen Paradeplatz nahe Trafalgar Square. Von dort wird er in einer Kutsche feierlich zum Buckingham Palast gefahren. Xi residiert dort bis Donnerstag, dann wird er von Premierminister David Cameron auf dessen Landsitz Chequers empfangen - und heute wird der Staatsgast zudem eine Rede vor dem britischen Unterhaus halten.
    Vorbei die Zeiten, als David Cameron 2012 den Dalai Lama empfing und damit eine lange Eiszeit auslöste. Jetzt gilt im Verhältnis zu China die "Osborne Doktrin", benannt nach Schatzkanzler George Osborne – Business first. Die Nummer Zwei der britischen Regierung war vor wenigen Wochen in China und rief dort eine neue Dekade im britisch-chinesischen Verhältnis aus.
    "Wir brauchen China für unsere Wirtschaft. Für den Klimawandel brauchen wir auch China. China ist ein unglaublich wichtiger Teil der Welt. Es hat eine so große Geschichte. Aber China steht auch für einen wichtigen Teil unserer Zukunft."
    Osborne ist vor allem daran interessiert, die britische Wirtschaft anzukurbeln und den Haushalt Großbritanniens aus den roten Zahlen zu bringen. Außerdem hegt er eine besondere Affinität zum Reich der Mitte – als junger Mann tourte er als Backpacker durch China, sein Sohn lernt die Sprache Mandarin. Menschenrechte seien wichtig, würden aber besser hinter verschlossenen Türen besprochen.
    "Ich habe die Menschenrechte hier auf meiner Reise in China sehr wohl angesprochen. Es geht um das gemeinsame Verhältnis, das tragen wir nicht über Fernsehen und Megaphon aus".
    Das Motto lautet: Großbritannien will das westliche Land werden, das die besten Beziehungen mit China unterhält – und davon ökonomisch profitiert. In den Leitartikeln wird schon besorgt die Frage diskutiert, ob man damit nicht die "special relationship", das besondere Verhältnis zu den USA arg strapaziert. Dass chinesische Staatsunternehmen beim Bau eines neuen Kernkraftwerks in Hinkley Point im Südwesten Englands einsteigen, sorgt in Sicherheitskreisen für Bauchschmerzen. China bekäme damit womöglich Zugang zu sensibelster britischer Nukleartechnik.Chinas Botschafter in London, Liu Xiaoming, stellte dagegen in gleich mehreren Interviews in Aussicht, welche Vorteile das neue goldene Zeitalter im Verhältnis der beiden Länder bringen kann. Das Vereinigte Königreich habe immer noch globalen Einfluss. Angesprochen, ob er sich denn die Ausstellung des chinesischen Künstlers und Dissidenten Ai Weiwei in der Royal Academy in London anschauen werde, meinte der Botschafter:
    "Nein, er ist nicht nach meinem Geschmack. Es gibt so viele schöne andere Museen hier in London. Er ist auch nicht der berühmteste Künstler Chinas weltweit. Er ist nur berühmt, weil er ein Kritiker der Politik der chinesischen Regierung ist. Aber er hat ja ausreisen und hier seine Ausstellung zeigen dürfen."