Die Bühne am Jerusalemer Herzl-Berg war in weißes und blaues Licht gehüllt.Vor tausenden Zuschauern begann Israels 70. Geburtstag mit der traditionellen Fackelzeremonie, eingerahmt von Musik- und Gesang. Premierminister Netanjahu sprach von einer Saat des Friedens, die unter einigen der arabischen Nachbarländern aufgehe. Für alle, die den Frieden wollten, sei Israels Hand ausgestreckt, erklärte Netanjahu, der auch eine Botschaft für die Feinde seines Landes hatte.
"Wir lassen uns im Kampf gegen die, die uns vernichten wollen, nicht abschrecken. Wir wissen uns, mit unseren eigenen Kräften zu verteidigen, die vom Geist der Freiheit angetrieben werden. Wir sind entschlossener denn je. Wir sind stärker denn je."
Der US-Präsident gratulierte Israel via Twitter
In 70 Jahren würden die Feinde Israels ein Land vorfinden, das noch siebenmal stärker sei als jetzt, ergänzte der Regierungschef und er dankte dem engsten Verbündeten des jüdischen Staates.
"Wir alle schätzen die US-Partnerschaft. Wir freuen uns über die historische Entscheidung von Präsident Trump Jerusalem als unsere Hauptstadt anzuerkennen und die Botschaft des mächtigsten Landes der Welt dorthin zu verlegen. Danke Herr Präsident. Danke Amerika."
Der US-Präsident gratulierte Israel via Twitter und schrieb, die USA hätten nirgendwo bessere Freunde. Trump bekräftigte den Plan, die Botschaft zu verlegen. Sie soll am 14. Mai in Jerusalem eröffnet werden. Die Feiern zum 70. Jahrestag der israelischen Staatsgründung haben gerade erst begonnen und erreichen nun am Unabhängigkeitstag im ganzen Land ihren Höhepunkt. Staatsakt, Flugshow, Strandpartys. Insgesamt soll 70 Stunden gefeiert werden. Chef-Organisatorin des Ganzen ist Israels Kulturministerin Miri Regev.
"Vom Mittwochabend bis zum Shabbatbeginn am Freitagabend und dann gleich wieder nach Ende des Shabbats wird es eine 70 Stunden lange israelische Feier geben. Das ist ein großer Druck, der damit auf der Polizei ruht. Das sind sehr große Veranstaltungen im ganzen Land, aber es lohnt sich, dass wir uns alle anstrengen, denn wir haben wirklich jeden Grund stolz zu sein."
Der Wohlstand kommt bei vielen nicht an
Stolz sind viele Israelis auf das Land, in dem sie leben. Israel ist sieben Jahrzehnte nach seiner Gründung militärisch stark und wirtschaftlich erfolgreich. Vor allem die IT-Branche boomt. Der Wohlstand allerdings kommt bei vielen nicht an, die über steigende Lebenshaltungskosten und wachsende soziale Ungerechtigkeit klagen. Der Nahostkonflikt mit den Palästinensern ist weiter festgefahren. 70 Jahre Israel – das heißt auch mehr als 50 Jahre Besatzung palästinensischer Gebiete. Er bedauere zutiefst, dass Israel weiter in diesem Zustand sei, sagt Shimon Stein. Der ehemalige Botschafter Israels in Deutschland hat den Eindruck, dass sich sein Heimatland im Status quo eingerichtet hat.
"Ich mache mir um die Zukunft des Landes Sorgen, denn die Frage bleibt für mich: Wohin gehen wir? Was ist eigentlich die Endstation? Wo wollen wir ankommen? Diese Gesellschaft, die verdrängt und sie meint und Netanjahu ist dafür ein Beispiel, mit dem Status Quo sich zufrieden zu stellen."
Die Geburtstagsfeiern werden überschattet von der politischen Lage. Im Norden des Landes ist die Armee in Alarmbereitschaft, nachdem der Iran mit Vergeltung für einen Luftangriff in Syrien drohte, der Israel zugeschrieben wird. Im besetzten Westjordanland fanden israelische Sicherheitskräfte in einem Lastwagen Sprengstoff, der nach Ansicht der Behörden für einen Anschlag während des Unabhängigkeitstages benutzt werden sollte. An der Grenze zum Gaza-Streifen sind für morgen, während Israel Geburtstag feiert, weitere palästinensische Massenproteste angekündigt.