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Stabwechsel im Weltraum
"Astro-Alex" wird erster deutscher Kommandant der ISS

Auf der Internationalen Raumstation steht ein Stabwechsel in der Kommandantur an: Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober wird mit Alexander Gerst erstmals ein Deutscher die Verantwortung für die ISS übernehmen. Ein Job, auf den sich "Astro-Alex" gut vorbereitet fühlt.

Von Guido Meyer |
    Der Astronaut Alexander "Astro-Alex" Gerst
    Alexander Gerst ist erst der zweite Europäer, der Kommandant auf der Internationalen Raumstation (ISS) wird (ESA | NASA)
    6. Juni 2018. Die Reise beginnt. An Bord eines Sojus-Raumschiffs startet der Deutsche Alexander Gerst mit einer US-amerikanischen Astronautin und einem russischen Kosmonauten von Russlands Weltraumbahnhof Baikonur aus zur Internationalen Raumstation. Eine neue Expedition auf der ISS beginnt.
    "Eine Expedition ist logistisch aufgeteilt vom Start einer Crew zur Raumstation bis zum nächsten Start einer Crew zur Raumstation. Wenn ich starte, fängt damit Expedition 56 an."
    Zu Ende gehen wird Expedition 56 in der kommenden Woche. Am Donnerstag werden drei Crew-Mitglieder – also die Hälfte der gesamten Mannschaft – die Station Richtung Erde verlassen.
    "Wenn die Mannschaft abdockt, die uns in Empfang genommen hat, dann sind wir drei, die auf meiner Sojus-Rakete gestartet sind, zu dritt auf der Raumstation."
    Stabwechsel in der Kommandantur
    Die Rotation der halben Mannschaft bringt auch einen Stabwechsel in der Kommandantur mit sich. Pünktlich zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober wird mit Alexander Gerst erstmals ein Deutscher die Verantwortung für die Internationale Raumstation übernehmen.
    "Ab da bin ich Commander. Es ist immer so eingeteilt, dass man erst auf der Raumstation fliegt als Teil einer Crew, für mehrere Monate, und dann von dem bisherigen Commander die Kommandantur übernimmt.
    Das hat den Vorteil, dass man sich schon eingewöhnt hat, dass man weiß, wie der Hase läuft im Prinzip auf der Raumstation."

    Eine Woche lang wird Gerst zunächst Commander einer dreiköpfigen Schrumpfbesatzung sein. Am 11. Oktober dann soll wieder ein Sojus-Raumschiff in Baikonur starten und noch am selben Tag die ISS erreichen.
    "Wenn die neue Crew hochkommt, fängt Expedition 57 an. Und für diese ungefähr zwei Monate sind wir dann zu sechst, und ich bin dann eben der Kommander."
    Bisher gab es nur einen europäischen Commander an Bord der ISS
    So hatte Alexander Gerst die Abfolge der ISS-Expeditionen vor seinem Start erklärt. Mittlerweile hat sich eine Änderung ergeben: An Bord des Sojus-Raumschiffs, das am 11. Oktober zur ISS fliegen wird, werden nur zwei Personen sitzen, nicht drei. Alexander Gerst wird somit nur das Kommando über eine fünfköpfige Crew führen. Weltraumneuling Nikolai Tichonow muss am Boden bleiben und weiterhin auf seinen ersten Flug ins All warten. Er hätte die Ankunft eines neuen russischen Moduls vorbereiten sollen. Da sich dessen Start jedoch bis nächstes Jahr verzögert, haben die Russen seine Mission ebenfalls verschoben. Was ein Commander – gleich ob über fünf oder sechs Personen – leisten muss, hat als einziger Europäer bislang Frank de Winne erfahren.
    "Als Commander führen Sie die gleichen Tätigkeiten aus, wie die regulären Crew-Mitglieder der ISS. In der alltäglichen Arbeit gibt es da keinen großen Unterschied. Aber zusätzlich ist der Commander für seine Mannschaft verantwortlich. Es ist Aufgabe des Commanders, dafür zu sorgen, dass die Stimmung und die Arbeitsatmosphäre an Bord der Internationalen Raumstation gut sind."
    Frank de Winne hatte Ende 2009 für zwei Monate die Verantwortung auf der ISS inne. Mit seiner Kommandantur vertrat er die europäische Raumfahrtagentur ESA, einem der Partner am Projekt Internationale Raumstation.
    "In der Vergangenheit haben wir durch Mitflüge europäischer Astronauten bewiesen, dass wir in Europa ein sehr professionelles Astronautencorps haben. Aber auch unser europäisches Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen, die Versorgungsflüge unseres Raumtransporters ATV und das Raumlabor Columbus[1] haben dazu beigetragen, dass wir als voller Partner anerkannt sind. Und deswegen haben wir auch alle paar Jahre das Recht, einen Commander auf der ISS zu stellen."
    Im Dezember wird die 57. Expedition zur ISS zu Ende gehen – und Deutschlands erster Commander Alexander Gerst wieder auf der Erde landen.