Allein an diesem Wochenende wurde in Chicago fünf Menschen erschossen und 24 durch Kugeln verletzt. Die Polizei fand sie im Park oder auf der Straße. Sie standen an einer Kreuzung als plötzlich aus einem Auto geschossen wurde. Eine Frau saß im Auto als ein Mann vorbei kam und ihr in den Bauch schoss. Für die Polizei war es ein normales Oktoberwochenende. In Chicago herrschen wieder Zustände wie in den wilden 20er-Jahren, als sich die Gangs gegenseitig um die Ecke brachten.
Es sind vor allem schwarze Männer, die sterben. Sie knallen sich gegenseitig ab. Keiner der Toten von diesem Wochenende wurde von einem Polizisten erschossen und doch spielt die Polizei in diesem Drama eine entscheidende Rolle. Sie kann die Bürger nicht mehr schützen:
"Die Polizei ist unterbesetzt. Manche verdienen 100.000 Dollar zusätzlich durch Überstunden, mehr als ihr reguläres Gehalt. Aber das ist immer noch billiger, als neue Leute einzustellen. Aber nach einer zwölf bis 14 Stunden Schicht ist man nicht mehr sehr engagiert und sorgt sich um seinen Job", sagt Professor Robert Stokes aus Chicago.
Mütter suchen nach den Mördern ihrer Kinder
Viele Verbrechen werden nicht aufgeklärt. Mütter machen sich inzwischen mit Handzetteln auf die Suche nach den Mördern ihrer Kinder. "Nichts ist passiert, niemand hat sich gekümmert, es war, als ob sein Leben nichts bedeutet hat", sagt Katherine Moore, die ihren 21-jährigen Sohn an die Gewalt verloren hat. Das gestörte Verhältnis zwischen Polizei und Bevölkerung ist auch in Chicago ein Problem. Der Umgangston ist rüde. Das Vertrauen fehlt. Afroamerikaner werden ungerecht behandelt.
Ein Jahr dauerte es, bis das Video veröffentlicht wurde, auf dem der 17-jährige Laquan McDonald erschossen wurde. Er lief auf der Straße mit einem Messer in der Hand. Zwei Polizisten steigen aus ihrem Auto und streckten ihn mit 16 Schüssen nieder. Das Video wurde erst veröffentlicht, nachdem der Bürgermeister der Stadt, Rahm Emanuel, wieder gewählt wurde. Er war früher die rechte Hand von Präsident Obama und für viele ist er ein weiteres Problem der Stadt:
"Für die Afroamerikaner ist er kein Bürgermeiste für die ganze Stadt und die Menschen spüren das", sagt Troy, ein Familienvater, der für die Stadt arbeitet. Emanuel hat zum bespiel 50 Schulen geschlossen, die vor allem von Schwarzen besucht wurden.
"Es sind die Kinder, die sterben"
Die Polizei, der Bürgermeister und die Waffen machen Chicago zur Mördercity Nummer eins in den USA. Chicago hat zwar vergleichsweise strenge Waffengesetze, man braucht eine Genehmigung um eine zu kaufen, aber im Nachbarstaat Indiana kann man Waffen wie Waffeln kaufen und die landen dann in den Händen der Gangs:
"Es ist nicht so, dass du aus der Tür gehst und erschossen wirst", sagt Mike, der sich seinen Traum erfüllt hat und einen Imbiss eröffnet hat. "Aber Du kannst auch nicht die Augen davor verschließen, was ein paar Meilen entfernt passiert. Es sind die Kinder, die sterben." Das jüngste Opfer an diesem Wochenende war 16 Jahre alt.