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Stadtverkehr
Wie gehackte Autos Staus verursachen können

Viele Autos sind mit dem Internet verbunden, allein schon durchs Navigationssystem - und Hacker könnten im Extremfall das Auto komplett lahmlegen. Ein US-Forschungsteam hat einen virtuellen Angriff auf das Verkehrsnetz in der Großstadt simuliert. Und spricht Empfehlungen für die Verkehrsämter aus.

Von Frank Grotelüschen |
Deutschlands schmutzigste Straße: Die Luftmessstation am Neckartor in Stuttgart.
Mit gehackten Autos lassen sich Staus verursachen (imago / Arnulf Hettrich)
Ein Stau in einer Großstadt, es geht kaum vorwärts. Ein Szenario, für das in Zukunft das Risiko noch steigen könnte – was mit einem Trend in der Automobilbranche zu tun hat: Die Fahrzeuge sind immer enger mit dem Internet verzahnt.
"Vernetzte Autos sind auf dem Vormarsch – von den Unterhaltungssystemen über die GPS-Navigation bis zur WLAN-Verbindung. Die Zahl der vernetzten Fahrzeuge wächst von Jahr zu Jahr."
Sagt Skanda Vivek, Physiker am Georgia Gwinnett College in den USA. Zwar verspricht die Vernetzung einiges, etwa in puncto autonomes Fahren. Doch zugleich ist sie ein Einfallstor für ungebetene Gäste – für Hacker und Datendiebe.
"2014 gab es eine berühmte Studie, bei der Hacker von außen die Kontrolle über einen Jeep erlangten. Sie hackten das Unterhaltungssystem, und von dort aus konnten sie das Fahrtempo kontrollieren, das Auto an den Straßenrand steuern und schließlich sogar anhalten. Ein erschreckendes Szenario."
Forschende simulierten virtuellen Angriff aufs Verkehrsnetz
Ein weiterer Ansatzpunkt für Hackerangriffe sind Apps, die per GPS die Position eines Fahrzeugs verfolgen. Sollte es gestohlen werden, lässt es sich von der Ferne aus lahmlegen – den Autodieben ist das Handwerk gelegt. An sich sinnvoll, doch sollten Hacker eine solche App kapern, könnten sie die Kontrolle über das Fahrzeug erlangen. Und was, wenn Kriminelle nicht nur ein Auto außer Gefecht setzen, sondern gleich mehrere? Genau das wollte das Team um Skanda Vivek herausfinden – und zwar mit einer Computersimulation.
"Wir haben Autos simuliert, die auf einem schachbrettartigen Straßennetz unterwegs waren. Die Straßen waren einspurig, jedes Auto verfolgte ein bestimmtes Ziel. Der Verkehr war dabei nicht sehr dicht, im Schnitt waren auf jedem Kilometer Straße nur fünf Autos unterwegs."
Dann simulierten die Fachleute diverse Hackerangriffe. Manche setzten wenige, andere mehrere Autos gleichzeitig außer Gefecht, sodass sie auf der Straße liegen blieben. Das Resultat überraschte die Forscher:
"Sind nur fünf Prozent der Straßen durch gehackte Autos blockiert, herrscht nach einer halben Stunde Stau in der ganzen Stadt."
Nur wenige Hacks reichen, um den Stadtverkehr lahmzulegen
Demnach genügt es, einige wenige Autos außer Gefecht zu setzen, um den gesamten Verkehr lahmzulegen. Nun handelt es sich dabei um eine vereinfachte Computersimulation und der Abgleich mit realen Staudaten steht noch aus, gibt Vivek zu. Dennoch hätten die Ergebnisse durchaus Praxisrelevanz.
"Der Nutzen unseres Modells besteht darin, dass es ein qualitatives Verständnis liefert, was passieren könnte. So haben wir herausgefunden, dass es auf einige wenige Größen ankommt – die Verkehrsdichte, das Ausmaß des Hackerangriffs und auch seine Dauer: Je länger er andauert, umso mehr Straßen werden blockiert."
Mögliche Sperrungen für vernetzte Fahrzeuge
Daraus lassen sich mehrere Lehren ziehen. Zunächst sollte man versuchen, Autosoftware möglichst sicher vor Hackerangriffen zu machen, meint Vivek. Da das aber nie zu 100 Prozent funktionieren dürfte, sollte man sich zusätzlich auch für den Fall der Fälle wappnen.
"Wir sollten darüber nachdenken, wie man mit den Folgen eines Hackerangriffs umgeht. Eine Möglichkeit wäre die Einrichtung von Straßen, die für vernetzte Fahrzeuge gesperrt sind. Solche Straßen wären bei einem Angriff noch passierbar, und dadurch könnte sich anschließend ein Stau schneller abbauen."
Womöglich also säumt irgendwann ein neues Verkehrsschild die eine oder andere Straße: 'Hacker-Gefahr, Einfahrt für Autos mit Internetanschluss verboten!'