Archiv

Städtepartnerschaft
Keine Lust auf den Front National

Der Front National konnte bei den Kommunalwahlen in Frankreich mehrere Rathäuser erobern, wie in Hayange. Die Partnerstädte im belgischen Arlon und im luxemburgischen Diekirch haben deshalb nun den offiziellen Kontakt mit der lothringischen Gemeinde abgebrochen.

Von Tonia Koch |
    Marine Le Pen, Parteichefin des Front National
    Marine Le Pen, Parteichefin des Front National (dpa / picture alliance / Guillaume Horcajuelo)
    Die Reaktionen in Arlon und Diekirch auf seine Wahl ließen ihn völlig kalt, sagte Fabien Engelmann, der neue Bürgermeister des Front National von Hayange gegenüber dem Luxemburger Wort. Überdies sei es eine vorschnelle Reaktion der Partnerstädte, die Zusammenarbeit mit der lothringischen Gemeinde aufzukündigen. Weder Diekirch noch Arlon hätten ihm, dem neuen Mann vom rechten Rand, die Gelegenheit gegeben, sich zu präsentieren. Genau daran aber besteht kein Interesse bei den Partnern.
    "So wie wir es jetzt gemacht haben, so werden wir in Diekirch mit ihm umgehen, für mich ist es nicht einmal eine Diskussion wert. Da muss man ein Zeichen setzen, wenn man jetzt kein Zeichen setzt, dann verstehe ich nicht, wo man ein Zeichen setzen sollte."
    Der Diekircher Bürgermeister Claude Haagen ist erst vor wenigen Wochen zum Vorsitzenden der Luxemburger Sozialisten gewählt worden. Und er weiß, dass die politischen Kräfte in der Region, an der Nahtstelle von vier Ländern, von Belgien, Luxemburg, Frankreich und Deutschland, wo es enge wirtschaftliche Beziehungen über die Grenzen hinweg gibt, wo ein gemeinsamer Arbeitsmarkt besteht, gefordert sind. Der wachsende Zuspruch für die Rechtsextremen in den französischen Grenzgemeinden kann aus Sicht der Politiker nicht einfach ignoriert werden.
    "Auseinandersetzen müssen wir uns schon, aber uns zu treffen und auch noch Einladungen zu befolgen und irgendwelche Diskussionen mit solchen Leuten einzugehen, das sehe ich nicht."
    Ähnlich argumentiert auch der Bürgermeister des benachbarten Arlon. Vincent Magnus.
    "Wir teilen mit dem Front National nicht die gleichen Wertvorstellungen, deshalb ist es ein politisches Zeichen, das sich zuallererst gegen die politische Verwaltungsspitze von Hayange richtet und nicht gegen die Bürger. Die Leute aus Hayange sind uns auch weiterhin willkommen."
    Viele kommen ohnehin nicht. Nur noch einmal im Jahr strömt eine nennenswerte Zahl von Besuchern aus den Partnerstädten zum traditionellen Maifest nach Arlon.. Ganz anders im saarländischen Neunkirchen. Zwischen Neunkirchen und Mantes - la -Ville in der Nähe von Paris besteht ebenfalls seit Jahrzehnten eine Partnerschaft. Offizielle Kontakte gebe es zwar keine mehr, aber auf privater Ebene funktioniere die Partnerschaft gut, sagt Oberbürgermeister Jürgen Fried. Deshalb habe sich die Stadt entschlossen, nicht daran zu rühren:
    "Ich glaube, man kann ja nicht die Menschen bestrafen, die sich mögen, und die sich unter dem Namen Städtepartnerschaft treffen und Veranstaltungen machen, weil jetzt die Verwaltungsspitze eine politische Richtung hat, die man nicht möchte."
    Ein privater Verein, der von der Stadt finanziell unterstützt wird, füllt die Städtepartnerschaft mit Leben. Die Vorsitzende, Ursula Maurer, unterstützt die diplomatische Linie des Oberbürgermeisters.
    "Wir haben schon erwartet, dass er weiter macht und die Städtepartnerschaft nicht aufgibt, weil, uns ist wichtig, dass wir nicht nachgeben, dass wir diesen unfreundlichen und dümmlichen, ich sag immer, es ist dümmlich, wie sich der FN benimmt, dass wir dem nicht nachgeben. Ich denke, wenn wir konsequent weiter machen, unsere Freundschaft leben, dass der dann irgendwann weichen muss. Es ist vielleicht ein bisschen optimistisch. Aber ich denke, dass der ein echtes Schwergewicht auf Dauer nicht sein kann."
    Auf französischer Seite wollen die Aktiven jetzt schnellstmöglich einen Verein gründen, um sich von den städtischen Strukturen abzukoppeln. Denn bislang untersteht das Komitee, das die Schüleraustausche oder die Fahrten zu deutschen Weihnachtsmärkten rund um Neunkirchen organisiert, direkt dem Bürgermeister von Mantes -la -Ville. Das müsse sich dringend ändern, glaubt Ursula Maurer.
    "Wenn wir in irgendeiner Form diesen Bürgermeister ärgern, dann sagt der dann, das Büro, das schließen wir und dann müssen wir gucken, wie wir weiter machen."
    Nachvollziehbar ist die Sicht der Dinge der Vereinsvorsitzenden durchaus, aber eben auch mächtig optimistisch, wie sie selbst einräumt. Die Aufgabe eines Bürgermeisters in dieser konkreten politischen Situation aber sei eine andere, ist Vincent Magnus im Rathaus auf der belgischen Seite der Grenze überzeugt.
    "Meine Rolle als Politiker ist es, die Menschen von unseren gemeinsamen Werten zu überzeugen, von den Vorstellungen wie sich unsere Gesellschaft entwickeln soll und die Philosophie des Front National passt da nicht hinein."
    Der Bürgermeister von Arlon will aufrütteln, das ist ihm mit der Ankündigung, die Städtepartnerschaft mit dem französischen Hayange aufzukündigen, gelungen.