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Stammzellen als Hoffnungsträger für Infarktpatienten

Medizin. - Bei der Behandlung von Herzinfarkten zeichnen sich neue Möglichkeiten ab. Spezialisten der Universitätsklinik Düsseldorf haben vor rund drei Monaten erstmals einen Herzinfarkt-Patienten mit eigenen Stammzellen behandelt. Bereits zehn Wochen nach der Transplantation hat man eine deutliche Verbesserung festgestellt. Inzwischen sind sechs weitere Patienten mit gutem Ergebnis behandelt worden.

    Es war ein sehr schwerer Herzinfarkt, mit dem der 46jährige Patient Ende März in die Düsseldorfer Universitätsklinik eingeliefert wurde. Der Infarkt hatte große Teile der Muskelwand in der linken Herzkammer zerstört. Der Patient willigte in eine Transplantation von körpereigenen Stammzellen ein, die direkt ins Herz gebracht wurden. Professor Bodo-Eckehard Strauer, Leiter der Kardiologie an der Uni Düsseldorf, zu den Vorbereitungen der Operation: "In örtlicher Betäubung wird aus dem Beckenkamm Knochenmark entnommen, im Labor entsprechend aufgearbeitet, so dass in der Regel etwa 10 bis 20 Milliliter konzentrierte Flüssigkeit an Stammzellen resultieren, die man dann in das Infarktgebiet hineingibt." Die Operation erleben die Patienten bei vollem Bewusstsein mit örtlicher Betäubung, denn ein Öffnen des Brustraums ist nicht nötig, so Strauer: " Von der Leistengegend wird ein Katheder zum Herzen geführt, um dort die Stammzellen direkt in das Infarktgebiet zu spritzen."

    Die Stammzellen gelangen in die Herzarterie, die den Herzmuskel versorgt. Was dort konkret passiert, darüber kann Strauer bislang nur spekulieren: "Wir erwarten, dass sich die Stammzellen dort ansiedeln, wie eine Art Depot abgelagert werden und im Laufe der nächsten Stunden oder Tage anfangen zu wandern. Sie wandern zur Narbe, um dort eine Art Wiederbelebung zu betreiben." US-Forscher hatten diese Möglichkeit kürzlich in Tierversuchen gezeigt: Nach nur wenigen Tagen hatten sich bei den Tieren neue Herzmuskelzellen im Bereich des Infarkts gebildet. Strauer vermutet, dass bei seinen Patienten ähnliches geschieht, kann es bislang allerdings nicht belegen, da es noch keine Gewebeproben gibt.

    Auf jeden Fall sei die Stammzellen-Injektion aber geeignet, die Funktionsverluste nach einem Herzinfarkt wettzumachen, so der Kardiologe: "Ob das nun auf einer vermehrten Neubildung von Muskulatur oder von Blutgefäßen beruht, wissen wir derzeit nicht." Beim ersten Patienten hatte sich nach zehn Wochen die Infarktgröße um fast ein Drittel verringert, bei vier weiteren Patienten sollen entsprechende Untersuchungen in den nächsten Tagen beginnen. Ethische Bedenken bei dieser Art von Stammzellenbehandlung hat Professor Stauer nicht: "Wir haben das Verfahren natürlich diskutiert, es dann an die Ethikkommission weitergeleitet, die aber keine Bedenken sah. Denn es handelt sich ja letztlich um eigene Zellen, die von einem Organ des selben Menschen entnommen werden und beim selben Menschen wieder hineingegeben werden."

    [Quelle: Hannelore Becker-Willhardt]