Was gemeinhin als Klonen à la Dolly bezeichnet wird, nennen Wissenschaftler Zellkerntransfer. Dabei wird der Kern einer Körperzelle - zum Beispiel einer Hautzelle - in eine Eizelle ohne Zellkern verpflanzt. Die Empfänger-Eizelle reprogrammiert das Erbgut der Körperzelle - und es entsteht ein Embryo. Der wächst zu einer kleinen Kugel heran und daraus können Wissenschaftler Stammzellen gewinnen.
Während die Methode bei vielen Tierarten gelang, gab es beim Menschen immer wieder Rückschläge. So endete der Durchbruch des Südkoreaners Hwang Woo-Suk von 2004 in einem großen Klonskandal.
Doch am späteren Klonerfolg von 2013 sei mittlerweile nicht mehr zu rütteln, versichert der dafür verantwortliche Wissenschaftler Shoukhrat Mitalipov von der Oregon-Universität in Portland:
"Zwei Forschergruppen haben etwa ein Jahr gebraucht, um unser Experiment zu wiederholen. Sie haben mittlerweile ihre Ergebnisse veröffentlicht und unser Verfahren bestätigt. Damit ist die Sache klar."
Die Frage lautet nun: Wie gut sind die Zellen, die durch den Kerntransfer gewonnen wurden? Denn die meisten Forscher benutzen heute andere Methoden, um aus reifen Körperzellen Stammzellen zu machen. Sie brauchen dazu keine Eizellen und keine Klontechnik, sondern sie benutzen genetische oder biochemische Faktoren. Das Ergebnis sind induzierte pluripotente Stammzellen - kurz IPS. Sie stehen in Konkurrenz zu den Zellen aus dem Kerntransfer.
Klonzellen gegen IPS-Zellen
Shoukhrat Mitalipov stellte bei der internationalen Konferenz des Stammzellennetzwerks Nordrhein-Westfalen in Bonn vergleichende Ergebnisse vor. Er sieht seine Zellen im Vorteil:
"Unsere Zellen sind eher vergleichbar mit embryonalen Stammzellen. Das liegt an der Kraft der Eizellen. Sie verjüngen die Zellen stärker als die IPS-Technologie. Im Gegensatz zu IPS liefern wir wirkliche embryonale Stammzellen."
In einem ähnlichen Verfahren verpflanzt Shoukhrat Mitalipov statt des Zellkerns einer Körperzelle den Zellkern einer Eizelle. Das ist kein Klonen, da die Eizelle anschließend noch künstlich befruchtet werden muss.
Das Verfahren soll bei der künstlichen Befruchtung Verwendung finden und Erbkrankheiten verhindern, die von den Genen in den Mitochondrien verursacht werden. Nach vielen Versuchen mit Primaten sei dieses Verfahren mittlerweile bereit für erste Versuche am Menschen, erklärte Shoukhrat Mitalipov. Das Ergebnis wäre ein Kind mit drei genetischen Eltern.
Wettrennen und die beste Zelltherapie
Das britische Parlament hat kürzlich die rechtlichen Voraussetzungen dafür geschaffen. Außerdem arbeitet Shoukhrat Mitalipov in diesem Projekt mit einer Biotechnologiefirma in China zusammen.
Aus den geklonten Körperzellen soll hingegen kein Mensch entstehen. Aber die Stammzellen könnten bei der Therapie von Krankheiten Anwendung finden.
"Bisher ist unklar, was mit den Stammzellen aus dem Kerntransfer in der Medizin möglich ist. Es sind zurzeit keine klinischen Versuche geplant. Aber wir sind offen für die Zusammenarbeit mit Firmen, die klinische Versuche mit anderen embryonalen Stammzellen durchführen."
Diese Firmen verwenden Zellen, die aus einem Embryo gewonnen wurden. Die Zellen sollen in Patienten verpflanzt werden, um krankes Gewebe zu ersetzen. Aber die embryonalen Zellen unterscheiden sich genetisch vom Empfänger und werden von dessen Immunsystem abgestoßen.
Für die geklonten Zellen gilt das nicht. Denn sie könnten vom Patienten selbst gewonnen werden. Das gilt zwar auch für die ethisch unumstrittenen IPS-Zellen, aber die sind eben keine wirklichen embryonalen Stammzellen. Das Wettrennen um die besten Zelltherapien hat begonnen.