Vor zwei Wochen pries Papst Franziskus in einem wichtigen Schreiben mal wieder die Frauen. Vielleicht ermahnte er sie auch. Lob und Tadel kann man bei Heiligen Vätern nie so genau voneinander unterscheiden. Jedenfalls schrieb er: "Frauen leisten ihren Beitrag zur Kirche auf ihre eigene Weise und indem sie die Kraft und Zärtlichkeit der Mutter Maria weitergeben."
Probeweise rübermachen
Die Mutter Maria war nicht mit Protestantinnen befreundet. Das kann man relativ sicher sagen. Es soll dennoch Katholikinnen geben, die nicht davor zurückschrecken, ausgerechnet eine Evangelische als beste Lästerschwester zu erwählen. Diese Katholikinnen wiederum berichten jetzt davon, dass ihnen ihre protestantischen Freundinnen zum Papstschreiben kondoliert haben. Das Beileid gilt vor allem der ollen Rollenzuweisung. Manche protestantische beste Freundin geht sogar soweit und sagt: Komm doch endlich rüber zu uns, in die Kirche der Freiheit! Der Papst hat bestimmt nichts dagegen. Von Franziskus ist sinngemäß der Satz überliefert: Wenn Mariechen lieber zornig als zärtlich sein will, dann soll sie gefälligst gehen.
Es gibt Katholikinnen, die probeweise rübermachen, gerade jetzt, zur Fastenzeit. Sieben Wochen ohne Papst. Dafür sieben Wochen mit Zuversicht. In der Hoffnungsfarbe grün erleuchtet das Wort Zuversicht mit Ausrufezeichen die protestantische Welt seit Aschermittwoch. Es ist das Logo der evangelischen Fastenaktion 2020. Kein Pessimismus für niemand, verheißt das Motto.
Nur ein Aschenbecher erinnert an den Südenfall
Im Fastenkalender blicken bärtige Hipster sensibel ins Unbestimmte. Sie sitzen malend im Gras, sie lächeln vor Kirschblüten. Nur auf einem Bild erinnert ein leerer Aschenbecher in einer Männerhand an eher maskulin konnotierte Sündenfälle. In der evangelischen Kirche sind auch die Josefs marianisch, lernt die Probeprotestantin, jedenfalls bis Ostern.
Die Kalenderfrauen fahren Trecker, gehen furchtlos ins Meer, posieren vor einem dieselsaufenden Camping-Bus, führen Ziegenherden auf saftige Weiden. Am 30. März pusten drei – wie der Text sagt – erlöste, befreite weibliche Wesen Seifenblasen in die Sommerluft.
Muss ich jetzt auf meine alten Tage mit Seifenblasen spielen?, würden sich 50-Jährige Probeprotestantinnen fragen. Wenn sie denn bissig-pessimistisch fragen dürften.
Frauen mit katholischem Migrationshintergrund haben die Wahl zwischen Kitsch - und Kitsch. Der konfessionelle Unterschied ist hauchdünn: Auf der einen Seite steigen die Seifenblasen noch auf, auf der anderen sind sie schon geplatzt.