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Stardesigner Philippe Starck wird 70
Ein Poet des Designs

Philippe Starck hat so ziemlich alles designt, was es zu designen gibt. Zahn- und Klobürsten, den Palast eines Präsidenten und auch das Interieur eines Weltraumhotels. Dabei ginge es weniger um die Funktion, sagte Kunsthistorikerin Gisela Möller im Dlf, sondern mehr um den Spaß an dem Objekt.

Gisela Möller im Corsogespräch mit Achim Hahn |
    Philippe Starck / Hotel Mama Shelter
    Der Designer Philippe Starck in dem vom ihm designten Hotel Mama Shelter in Bordeaux (MAXPPP /Caroline Blumberg)
    Bekannt geworden ist Philippe Starck vor allem durch exzentrische Entwürfe von Alltagsprodukten für den Mainstream: darunter Gartenzwerghocker und auch die berühmte Zitronenpresse "Juicy Salif", die aber ohne Auffangbecken für den Zitronensaft konstruiert ist.
    Spektakel statt Funktion
    "Das sagt uns, dass Funktion für ihn nicht alles ist," sagte Kunsthistorikerin Gisela Möller im Corsogespräch und würdigte den Designer zu seinem 70. Geburtstag. "Bei ihm geht es um Emotion, er ist intuitiv." Es sei ein eher ungewöhnliches Objekt, dass eher Spaß machen solle, eine kleine Skulptur und damit ein gutes Design-Beispiel für Philippe Starck.
    Saftpresse Juicy  Salif von Philippe Starck
    Juicy Salif / Philippe Starck (Imago / Niehoff)
    Nach den 80er-Jahren hane er einen neuen Ansatz gewählt und der Zeitgeist sei offen für ihn, sagte Möller weiter und erklärte: "Er ist ein sehr charismatischer Designer, der seine Person sehr stark inszeniert. Er ist ein Komiker. Er tritt auf wie ein Schauspieler, und das passte dazu, dass er spektakulär entwirft."
    Provokativ, bewußt radikal, und sehr intuitiv
    Einer der ersten durchschlagenden Erfolge sei verbunden mit dem Café Costes in Paris, unweit des Centre Pompidou, für das er die Inneneinrichtung gemacht hat – untger anderem hat er dort die Stühle gestaltet, die heute ebenfalls Designklassiker sind. "Er hat hier einen Stil vorgestellt, der sehr unterkühlt war und einen Raum geschaffen, für den kurzweiligen Aufenthalt." Damit habe er neue Wege beschritten, Materialien gemischt und sei zudem in seiner Eleganz sehr französisch.
    "Die Provokation war ein fester Bestandteil seiner Designphilosophie, und diese Grundhaltung hat er bis heute nicht geändert."
    Wir haben noch länger mit Gisela Möller gesprochen – hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
    Für Gisela Möller ist Philippe Starck auch ein "Anti-Bauhäussler", der sich nicht am rechten Winkel orientiere und die Grundfarben Gelb, Rot, Blau im Hinterkopf hatte. "Das ist genau die Gegenposition: Hier geht's nicht um Form und Vollendung, hier geht's wirklich auch um Spaß an dem Objekt."
    Ein Design, bei dem alles geht
    Ohne Philippe Starck wären die nachfolgenden Designer immer noch "in der Falle des funktionalen Designs". Insofern habe er Möglichkeiten eröffnet und gezeigt, was alles gestaltet werden kann, und dass man vor provokativen Ideen nicht zurückschrecken solle.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.