Sie stehen vor dem Parlamentsgebäude in Rabat und demonstrieren, weil sie keine Arbeit haben. Etwa hundert Akademiker haben sich hier versammelt – so wie jeden Tag. Seit Monaten, seit Jahren kommen sie hierher, enttäuscht und frustriert. Denn Marokkos arbeitslose Akademiker wissen: Die Aussichten auf eine feste Stelle sind schlecht. Die meisten, die hier demonstrieren, wollen einen Job mit sicherem Einkommen. Und das bedeutet: eine Stelle beim Staat. Yussuf steht ein bisschen abseits. Auch er ist Akademiker und arbeitslos – aber die Forderungen der Demonstranten hält der 29-Jährige für übertrieben:
"Ein Diplom zu haben und dann vom Staat zu verlangen, dass er mir eine Stelle besorgt – das ist doch keine Lösung! Kein Staat auf der Welt kann sämtliche Akademiker seines Landes einstellen. "
Yussuf hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser – wie viele Marokkaner. Die Zahl der Arbeit suchenden Jugendlichen steigt von Jahr zu Jahr. Unter den Uniabsolventen ist die Arbeitslosigkeit besonders hoch. Denn die Ausbildung an den öffentlichen Universitäten Marokkos hat einen schlechten Ruf. Vor allem Studenten von privaten Hochschulen bekommen später einen Job – und die, die gute Beziehungen haben, sagt Yussuf.
"Ich komme aus einer Familie, die weder reich noch bekannt ist. Aber interessante Jobs werden fast nur an Leute vergeben, die Beziehungen haben. Obwohl ich bestens qualifiziert bin, bekomme ich keine angemessene Stelle."
Starre Strukturen in der marokkanischen Verwaltung machen vielen ambitionierten Marokkanern einen Strich durch die Rechnung. Dazu kommen eine umständliche und langsame Bürokratie, eine überregulierte Wirtschaft – und Korruption. Probleme, die nicht nur den Akademikern zu schaffen machen, sagt Mohamed Larbi Keddaj von der marokkanischen Arbeitergewerkschaft UGTM:
"Die Einstellungspolitik in den Unternehmen lässt zu wünschen übrig. Verwandte und Freunde zum Beispiel werden bevorzugt – und in den Firmen gibt es keine Transparenz."
Für Mustapha Jiji liegt das Problem noch woanders. Der 45-jährige Marokkaner hat bereits mehrere Firmen gegründet – unter anderem ein Call Center in Casablanca. Er hat viel mit jungen Leuten zu tun und stellt fest: Vielen Uni-Absolventen in Marokko mangelt es an praktischer Erfahrung. Der Physiker hat in Deutschland studiert. Für angehende Akademiker hat er einen Tipp:
"Studieren, und gleichzeitig auch was Praktisch zu tun, und nicht direkt ohne Praktikum zu arbeiten. Das geht nicht, das ist ein bisschen schwierig."
Mustapha Jiji hat schon viele Sachen ausprobiert. Nicht immer war er erfolgreich. Um junge Unternehmer in Marokko zu ermutigen, wünscht sich Mustapha Jiji Unterstützung vom Staat.
"Mein Wunsch ist, dass die Leute, die zum Beispiel Unternehmen gründen wollen, ein bisschen finanziell zu helfen, durch den Staat."
Finanzielle Unterstützung vom Staat – dem arbeitslosen Yussuf reicht das nicht. Er hat sich vor zwei Jahren dem "Mouvement 20 Fevrier" angeschlossen – jener Protestbewegung, die im Zuge des arabischen Frühlings in Marokko entstanden ist. Yussuf will nicht, dass der Staat für ihn aktiv wird – er engagiert sich dafür, dass sich das System ändert.
"Das Problem ist, dass der Wille fehlt, das Land zu demokratisieren. Wenn wir von Demokratisierung sprechen, sprechen wir von Chancengleichheit. Und wir sprechen darüber, dass jeder dazu beitragen kann, das Land weiterzuentwickeln. Und dafür sind meiner Meinung nach die verantwortlich, die die Macht haben."
Eins steht für Yussuf jedenfalls fest: Für den marokkanischen Staat will er nicht arbeiten. Dafür nimmt er in Kauf, dass er vielleicht nie eine feste Stelle bekommt.
"Ein Diplom zu haben und dann vom Staat zu verlangen, dass er mir eine Stelle besorgt – das ist doch keine Lösung! Kein Staat auf der Welt kann sämtliche Akademiker seines Landes einstellen. "
Yussuf hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser – wie viele Marokkaner. Die Zahl der Arbeit suchenden Jugendlichen steigt von Jahr zu Jahr. Unter den Uniabsolventen ist die Arbeitslosigkeit besonders hoch. Denn die Ausbildung an den öffentlichen Universitäten Marokkos hat einen schlechten Ruf. Vor allem Studenten von privaten Hochschulen bekommen später einen Job – und die, die gute Beziehungen haben, sagt Yussuf.
"Ich komme aus einer Familie, die weder reich noch bekannt ist. Aber interessante Jobs werden fast nur an Leute vergeben, die Beziehungen haben. Obwohl ich bestens qualifiziert bin, bekomme ich keine angemessene Stelle."
Starre Strukturen in der marokkanischen Verwaltung machen vielen ambitionierten Marokkanern einen Strich durch die Rechnung. Dazu kommen eine umständliche und langsame Bürokratie, eine überregulierte Wirtschaft – und Korruption. Probleme, die nicht nur den Akademikern zu schaffen machen, sagt Mohamed Larbi Keddaj von der marokkanischen Arbeitergewerkschaft UGTM:
"Die Einstellungspolitik in den Unternehmen lässt zu wünschen übrig. Verwandte und Freunde zum Beispiel werden bevorzugt – und in den Firmen gibt es keine Transparenz."
Für Mustapha Jiji liegt das Problem noch woanders. Der 45-jährige Marokkaner hat bereits mehrere Firmen gegründet – unter anderem ein Call Center in Casablanca. Er hat viel mit jungen Leuten zu tun und stellt fest: Vielen Uni-Absolventen in Marokko mangelt es an praktischer Erfahrung. Der Physiker hat in Deutschland studiert. Für angehende Akademiker hat er einen Tipp:
"Studieren, und gleichzeitig auch was Praktisch zu tun, und nicht direkt ohne Praktikum zu arbeiten. Das geht nicht, das ist ein bisschen schwierig."
Mustapha Jiji hat schon viele Sachen ausprobiert. Nicht immer war er erfolgreich. Um junge Unternehmer in Marokko zu ermutigen, wünscht sich Mustapha Jiji Unterstützung vom Staat.
"Mein Wunsch ist, dass die Leute, die zum Beispiel Unternehmen gründen wollen, ein bisschen finanziell zu helfen, durch den Staat."
Finanzielle Unterstützung vom Staat – dem arbeitslosen Yussuf reicht das nicht. Er hat sich vor zwei Jahren dem "Mouvement 20 Fevrier" angeschlossen – jener Protestbewegung, die im Zuge des arabischen Frühlings in Marokko entstanden ist. Yussuf will nicht, dass der Staat für ihn aktiv wird – er engagiert sich dafür, dass sich das System ändert.
"Das Problem ist, dass der Wille fehlt, das Land zu demokratisieren. Wenn wir von Demokratisierung sprechen, sprechen wir von Chancengleichheit. Und wir sprechen darüber, dass jeder dazu beitragen kann, das Land weiterzuentwickeln. Und dafür sind meiner Meinung nach die verantwortlich, die die Macht haben."
Eins steht für Yussuf jedenfalls fest: Für den marokkanischen Staat will er nicht arbeiten. Dafür nimmt er in Kauf, dass er vielleicht nie eine feste Stelle bekommt.